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Werbevoodoo

Titel: Werbevoodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ono Mothwurf
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Nick noch gestern Abend geschickt! Auf deinen Blackberry.«
    »Ach, das Scheißding ist leer und ich finde es nicht mehr.«
    »Vielleicht entführt? Soll ich eine Fahndung einleiten?«
    »Nein, du sollst deinen Abmarsch einleiten. Raus!«

     
    Das Telefon klingelte bereits, als Wondrak in sein Zimmer kam. Weißenbacher war dran. »Na, Herr Pfarrer, wie kommt die Story in deinen Kreisen an? Hat sich der Vatikan beschwert?«
    »Nein, ich ruf an wegen der anderen Geschichte, mit der entführten Clara Braunstätter. Ich kenne die Frau, wenn auch unter einem anderen Namen. Sie war die Mutter einer Schülerin, ich war Religionslehrer und hab’ die Eltern damals bei einem Partnerseminar gecoacht. So vor acht, neun Jahren.«
    Bei Wondrak dämmerte es. »Ja, und?«
    »Nicht am Telefon. In zehn Minuten am Klosterstüberl, hinten am Garten.«
    Wondrak hatte die Lauferei über den riesigen Platz satt und zog es vor, mit seinem neuen Mountainbike quer über die leere, makellos gepflasterte Fläche zu jagen.
    Das Bike hatte er mithilfe von Melanie Koller, der Gerichtsmedizinerin, günstig erstanden; Melanie erhielt offenbar überall Mengenrabatt. Er verließ den Innenhof, schoss durch den alten Torbogen, über den Nebenarm der Amper, der unter den Wirtschaftsgebäuden des Klosters durchfloss, und gelangte an die Außenseite des Klosterareals, wo das Stüberl einen kleinen Kastaniengarten bewirtschaftete. Hier war die barocke Pracht von Fürstenfeld plötzlich ganz weit weg. Ein einfacher Landbiergarten, gegenüber ein Pferdestall. Wiesen, Felder und Wälder bestimmten das Hinterland des Klosters. Auch Weißenbacher war mit dem Fahrrad gekommen.
    »Radeln wir ein bisschen?« Sie nahmen den Weg zur Amperau, schön gemütlich, sodass sie sich nebeneinander unterhalten konnten. Es war schon auffällig, dass der Pfarrer den Weg genau so wählte, dass er die alles überragende Klosterkirche im Rücken hatte und er sie nicht ansehen musste, als er zu erzählen begann: »Wir hatten damals im Religionsunterricht die Familie als Keimzelle unserer Gesellschaft durchgenommen. Jeder Schüler sollte etwas von zu Hause erzählen. Ein Mädchen berichtete, wie Gewalt das Klima in ihrer Familie beherrschen würde. Zuerst dachten alle, auch ich, dass die Gewalt vom Vater ausginge. Doch dann wurde klar, dass es ihre Mutter war. Ich bot dem Mädchen an, zu helfen, ich hatte damals meine Zusatzausbildung zum Familientherapeuten gerade abgeschlossen. Und wirklich, die Eltern kamen zu mir. Ein Paar, wie man es sich ungleicher kaum vorstellen kann. Keine gleichberechtigten Partner, sondern Königin und Diener. Ich musste in Gegenwart der Mutter immer an Kleopatra denken. Ihr Mann war ihr ergeben und ließ sich immer mehr von ihr gefallen. Sie brauchte das offenbar, sie wurde schöner und stärker dadurch. Was hätte ich den beiden sagen sollen? Dass sie sich besser niemals aufeinander eingelassen hätten? Also versuchte ich, an ihnen herumzudoktern, so gut es ging. Das Ergebnis war, dass ich mich in sie verliebt habe. Clara hatte eine unglaubliche Gabe, zu manipulieren. Ich wäre ihr fast verfallen. Bevor es zum Äußersten kam, hab’ ich einen Schlussstrich gezogen und dem Mann geraten, sich von der Frau zu trennen und seine Tochter mitzunehmen.«
    »Die Tochter ist jetzt meine Schülerin«, entgegnete Wondrak. »In der Schule der Kommissare. Sandra Inninger heißt sie.«
    »Ja, richtig, Inninger. Und weißt du zufällig, ob es ihrem Vater gut geht?«
    »Soweit ich weiß, ist Sandra bei ihrem Vater aufgewachsen, der noch einmal geheiratet hat, ein weiteres Geschwisterkind gibt’s da auch noch, wenn ich mich recht erinnere. Sandra verachtet ihre Mutter von ganzem Herzen.«
    »Um Clara brauchst du dir keine Sorgen zu machen, Wondrak. Die überlebt. Sie ist eine Spinne, aus deren Netz man kaum herauskommt. Du solltest dich eher um den Entführer sorgen.«
    »Ich bin mir da nicht so sicher, Herr Pfarrer. Die Frau scheint sich in den letzten Jahren sehr verändert zu haben. Sie lebte mehr schlecht als recht von einer Mischung aus Kurierdienst und Telefonsex. Die Wohnung ist klein und lieblos eingerichtet, das Leben einer Königin stelle ich mir ein bisschen anders vor.«
    »Zwei Menschen gerettet, einen verloren«, sinnierte der Pfarrer. »Herr, sei meiner Seele gnädig.«
    »Es ist leider so«, fuhr Wondrak fort, »dass die Frau außer von der Polizei und ihrem Kurierdienst von niemandem vermisst wird. Vielleicht von dem einen oder anderen

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