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Werbevoodoo

Titel: Werbevoodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ono Mothwurf
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schwitze. Meine helle Reithose ist komplett nass. Du siehst es. Und ich sehe, wie geil es dich macht.‹
    Sie hatte eine Art, ihre Geschichten so zu erzählen, dass man sie glauben konnte. Es klang nicht bloß wie für ein geiles Männerhirn erdacht, sondern entsprang ihrer eigenen Fantasie.
    ›Ich will, dass wir haltmachen, und du mich auf der Stelle fickst, hier im Gras, neben den Pferden. Doch du grinst nur, und reitest weiter. Ich bin so geil, dass ich mich am Sattelknauf reibe. Eine Gruppe junger Soldaten marschiert an uns vorbei, zehn, zwölf Mann, ich sehe ihnen an, was jeder von ihnen mit mir machen würde. Aber du erlaubst es nicht. Wir reiten weiter.‹
    Seinen Höhepunkt findet diese Reitstunde im Stall, wo der glückliche Hubert nun seine willige Stute nach allen Regeln der Kunst durchvögeln darf, unter Zuhilfename von Sätteln, Gerten und Zaumzeug. Während alle Pferde dabei zusehen.
    Wondrak notierte sich auf sein Blatt ›Reitstall‹. Und versuchte dabei möglichst professionell zu wirken.
    Nicht gerade einfach, wenn ein Hemd am Oberkörper klebt. Sophie saß mit übereinandergeschlagenen Beinen neben ihm und blickte aus dem Fenster. Sie wippte ganz leicht mit dem Oberkörper vor und zurück und presste dabei ihre Hände auf ihren rechten Oberschenkel, als wollte sie damit Kontrolle erlangen. Es folgte eine düstere Gefängnisszene, in der Clara von Hubert, der über unerschöpfliche Potenz zu verfügen schien, gefesselt wurde, bis sie sich nicht mehr bewegen konnte.
    Die nächste Episode gefiel Wondrak außerordentlich gut, sie spielte nämlich in einer Eisdiele. Es war Nacht und das Lokal hatte bereits geschlossen. Der Mond spiegelte sich in der Amper und füllte das Innere der Eisdiele mit einem blauen Glitzern. Clara lag nackt auf einem Tisch ausgestreckt und wurde mit Schlagsahne und Eis verziert. Die Schlagsahne wurde aber nicht nur zur Dekoration, sondern auch als Schaum benutzt, um Clara mit einem scharfen Rasiermesser blitzblank zu rasieren. Auf die Eissorte ging Clara leider nicht näher ein, aber Wondrak stellte sich vor, dass es Erdbeereis war.
    Zwischendurch drückte jeder von ihnen auf die schnelle Vorlauftaste. Manchmal waren die Geschichten öde. Und manchmal so bizarr, dass sie einer der beiden nicht ertragen konnte.
    Und noch einer Geschichte gelang es, die Aufmerksamkeit von Wondrak und Sophie zu fesseln. Clara hatte dafür das Atelier eines Künstlers gewählt, in dem aus großen Mengen weichen Tons Vasen, Skulpturen und Schüsseln geformt wurden. Hubert war der Bildhauer, Clara die Schülerin. Für eine erotische Skulptur hatte er einen besonderen Plan. Er zog Clara aus und setzte sie auf einen kühlen, feuchten Tonquader, der die Höhe eines Tisches hatte. Ihre Pobacken versanken in der weichen Masse, ihre Hände krallten sich seitlich fest, als er in sie eindrang. Und so bearbeiteten sie den Tonberg gemeinsam auf eine überaus lustvolle, neue Art und Weise. Das alles beschrieb Clara nicht nur mit drastischen Stöhnlauten, sondern auch mit Worten so anschaulich, dass vor den Augen der beiden Zuhörer tatsächlich ein Bild dieser Plastik entstand.
    »Ist das jetzt Kunst oder Pornografie?«, räusperte sich Wondrak.
    »Jedenfalls ist es schade, dass das noch niemand ausprobiert hat, so eine Skulptur würde sich unten im Hof gut machen, der ist eh so leer«, meinte Sophie.
    Wondrak empfand es einerseits als Erleichterung, dass Sophie die Spannung mit einem leichten Scherz auflöste, andererseits war es natürlich auch schade drum.

     
    Sophie zog den Zettel mit Wondraks Notizen zu sich.

     
    ›Reitstall
    Gefängnis
    Schwimmbad
    Zugabteil
    Kaufhaus
    Fitnessstudio
    Wald
    Krankenhaus
    Eisdiele
    Kunstatelier
    Folterkeller
    Sargtischlerei‹

     
    »Und, was glaubst du, welche Szenen wird er mit Clara nun im richtigen Leben durchspielen?«, fragte sie.
    »Wenn wir ihn nicht bald fassen, fürchte ich, alle«, sagte Wondrak mit belegter Stimme.

     
    In diese ambivalente Stimmung stürzten Dillinger und Dollinger herein. »Wir wissen jetzt, wie sie es gemacht hat!«
    »Grüß euch, Buam. Schön wäre in Zukunft Folgendes: erstens anklopfen, zweitens fragen, ob man stört, und drittens ein freundlicher Gruß, zum Beispiel: Hallo, Sophie, hallo, Wondrak. Geht das? Gut. Was wisst ihr, was wer wie gemacht hat?«
    Die beiden guckten so bedröppelt, dass sie sich nicht einmal über die ›Buam‹ beklagten.
    »Wir wissen, wie aus Clara Inninger Clara Braunstätter wurde.«
    Die beiden

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