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Werbevoodoo

Titel: Werbevoodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ono Mothwurf
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er zuerst seine Mitarbeiter zu Wort kommen, um dann die finale Sense zu schwingen, doch heute wollte er die Reihenfolge offenbar ändern. Er wollte seinen Auftritt. Pichler räusperte sich und richtete das Wort direkt an Timo. »Ich habe nur eine einzige Frage. Was kostet es, den Film genau so zu senden?« Dann hob er die Hände und applaudierte langsam.

34. Letzte Runde
    Zum Mitarbeiter-Verwöhnprogramm jeder besseren Agentur gehörte eine Mitgliedskarte in einem Fitnesscenter. Als kleine Referenz daran, dass neben der Arbeitszeit kein Raum für weitere sportliche Betätigung blieb. Auch bei SCP war das so. Tom hatte die Idee aus Hamburg mitgebracht und so trafen sich die Agenturmitarbeiter in unregelmäßigen Abständen auf dem Laufband, dem Crosstrainer, den Geräten, in den Pilates-Stunden. Und danach in der Sauna. Tom hatte einen gehörigen Frust in den Knochen, den er abarbeiten musste. Seit der katastrophalen Projekt Alpha-Präsentation hatte sich alles geändert. Eigentlich hatte Tom triumphiert, als Langer abgesägt wurde, denn der war ihm so dicht auf den Fersen gewesen, dass er schon seinen Atem im Nacken gespürt hatte. Doch diese Lücke wurde innerhalb eines Tages von Timo geschlossen, der sie mit mehr Ideen und Leben und Druck füllte, als Langer es jemals vermocht hatte.
    Seitdem musste er oft an eine Szene aus Studentenzeiten denken. Damals, als er Geld brauchte und sein Konto so leer war, dass der Automat die Karte für sich behalten hatte. So hatte es angefangen. Würde es so auch enden? Wie weit war er davon entfernt? Während er wütend an den Armen des Crosstrainers riss, entdeckte er im Augenwinkel Miriam. Toms Laune besserte sich spürbar.
    Miriam hatte eine Schwäche für Chefs und Tom war ihr Lieblingschef. Sonst hing sie mit den Mitgliedern einer Band aus München-Sendling herum und wenn sie das Groupie-Dasein mit dem Leadsänger satthatte, warf sie sich in die Arme des Chief Creative Officers, wie Toms offizielle Dienstbezeichnung lautete. Marketingleute nennen das, was sich anschließend in der Sauna abspielte, eine Win-win-Situation. Jedenfalls war außer Tom und Miriam niemand da, und so kamen sich die beiden schnell so nahe, wie man nur kann. Nach dem ersten Aufguss sprangen sie ins eiskalte Tauchbecken. Danach ruhten sie sich auf einer Liegelandschaft aus.
    »Ah, warum machen wir das nicht öfter«, schnurrte Tom, während Miriam mit ihrem Finger die Wassertropfen auf seiner Brust zählte. »Wie lange ist das jetzt her? Zwei Monate?«
    »Ich glaube, wir haben was nachzuholen.«
    Das taten sie dann auch noch in aller Ausführlichkeit, zuerst in der Dampfkabine, und als Tom mithilfe einer größeren Prise Koks noch ein drittes Mal Lust bekam, zogen sie sich in die Infrarot-Kabine zurück. Miriam setzte sich, mit dem Rücken zu ihm, auf ihn und ritt ihn, sodass er von hinten alles sehen konnte, soweit man in dem schummrigen Licht überhaupt von sehen sprechen konnte. Miriam kannte ihn gut, sie wusste, dass er es liebte, wenn sie sich auf ihm bewegte und er nur mit angespannten Muskeln ruhig dalag. Tom bewies nun eine sagenhafte Standfestigkeit.
    Irgendwann rief sie ihm zu: »Los, komm jetzt!«, doch er wollte sie wohl noch länger auf die Folter spannen, sagte deshalb keinen Ton und blieb ruhig liegen. Irgendwann konnte Miriam nicht mehr. »Schluss für heute, du hast mich geschafft«, schnaubte sie.
    Dabei war es wohl eher umgekehrt, denn Tom war tot.

35. Zwischen allen Kirchen
    Pfarrer Weißenbacher hatte tatsächlich den Weg zum Waldfriedhof genommen, um gemeinsam mit 30 Trauergästen Selena die letzte Ehre zu erweisen. Sie waren in die Aussegnungshalle gekommen, um sich von Selena zu verabschieden. Zehn alte Damen mit Kopftüchern waren auch dabei. Weißenbacher wusste sofort, wer von ihnen Amalia war. Zuerst stellte er sich den Eltern vor und bekundete seine Anteilnahme. Er begrüßte Timo und drückte ihm sein Mitgefühl aus. Dann wandte er sich an Amalia, die ganz nahe am Sarg stand. »Es ist schön, dass wir haben Gottesmann bei uns, Herr Pfarrer. Unsere Familien immer waren zwischen den Kirchen. Du wissen: Früher wurde in Kroatien erschossen, wenn ist gegangen in falsche Kirche.«
    Weißenbacher nickte. »Haben Sie unsere Kirche denn kennengelernt?«
    »Sehr schenes Museum, Barockmuseum, Gottesmuseum. Aber ist nicht lebendig, Glaube in Barockmuseum.«
    Weißenbacher konnte wenig dagegen halten. Denn der Kirchenbetrieb in der Klosterkirche Fürstenfeld, die Amalia ebenso

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