Werde mein in Luxor
worden war. Die Geschichten, die sich um die Göttin und ihr Wirken rankten, hatten Liv schon immer fasziniert.
Khalid verfügte über einen ungeheueren Wissensschatz. Liv hing förmlich an seinen Lippen. Er berichtete Dinge, von denen sie noch nie gehört hatte, obwohl sie sich so eingehend mit der ägyptischen Geschichte beschäftigt hatte.
Während sie die Insel Philae mit ihren wunderschönen Tempeln, Toren, Wandreliefs und Pavillons erkundeten, spürte Liv, wie sich ihre Stimmung aufhellte. Langsam verflog das Gefühl, zu einer Zwangsehe verurteilt zu sein. Solange sie nicht an den Verlobungsring an ihrem Finger dachte, fühlte sie sich fast … glücklich. Glücklicher jedenfalls als seit vielen Wochen.
Sie genoss es, die Zeugnisse des alten Ägyptens nun doch noch sehen zu dürfen. Vielleicht würde sie sogar noch zu der Kreuzfahrt auf dem Nil kommen, die ihr unter normalen Umständen zu teuer gewesen wäre. Scheich Khalid Fehz, ein echter Wüstenprinz, wollte mit ihr eine private Rundfahrt unternehmen. Sie lächelte über diese Wendung des Schicksals.
Doch als ihr Blick auf den funkelnden Brillantring an ihrem Finger fiel, wurde sie plötzlich nachdenklich. Diese Verlobung durfte nicht Wirklichkeit werden. Liv liebte Ägypten. Khalid war sympathisch, ja sogar beeindruckend. Aber sie würde, sie konnte ihn nicht heiraten. Er war ein Fremder für sie. Wie sollte sie den Rest ihres Lebens mit einem Fremden verbringen? Es wäre schlicht aberwitzig.
Am späten Nachmittag verließen sie Philae und kehrten zu den wartenden Fahrzeugen zurück. Als sie wieder in ihrem Range Rover saßen, informierte Khalid sie, dass ihr nächstes Ziel die Segeljacht der Familie sei. Dieses Schiff, extra für Fahrten auf dem Nil gebaut, sollte für die nächsten fünf Tage ihr Zuhause sein.
„Ich glaube, Sie werden die Jacht mögen“, fügte er hinzu. „Und unseren Kapitän auch. Er fährt seit fast vierzig Jahren auf dem Nil und kann faszinierende Geschichten erzählen.“
Für eine private Segeljacht war das Schiff ungewöhnlich groß, doch längst nicht so riesig wie die Jachten, die jeden Sommer auf dem Mittelmeer kreuzten. Das Schiff war den traditionellen Nilschiffen nachempfunden, den dahabiehs, die – lang und schmal – perfekt für eine Flusskreuzfahrt konstruiert waren . Die Innenausstattung allerdings entpuppte sich als modern und technisch auf dem neuesten Stand. Die einzelnen Kabinen waren ebenso luxuriös wie bequem eingerichtet.
Khalids Kabine war, mit Ausnahme der in stilvoller Schlichtheit gehaltenen Lounge, der größte Raum. Sie lag am hinteren Ende der Jacht und verfügte über ein eigenes, elegant umrahmtes Deck mit vier kunstvoll verzierten Säulen in Creme, Weiß und Blassgold.
Während die untergehende Sonne den Himmel in ein Farbenspiel in Violett und Rot tauchte, brannten an Deck bereits große Fackeln.
Das flackernde Licht unterstrich die romantische Stimmung auf der königlichen dahabieh. Alles hier schien Liv verzaubert und geheimnisvoll fremd.
Auf einem kurzen Rundgang zeigte Khalid Liv ihre Suite.
„Bei uns isst man normalerweise etwas später zu Abend als in Amerika“, erklärte er. Dabei überzeugte er sich mit einem Blick, dass ihr Gepäck gebracht worden und die Suite seinen Anweisungen entsprechend hergerichtet war. „Aber heute war ein langer Tag. Wenn Sie hungrig sind, können wir gern früher essen.“
„Na ja, ehrlich gesagt, ich bin kurz vorm Verhungern“, gab sie mit einem leisen Lachen zu. „Doch es macht mir nichts aus zu warten. Als Gast passe ich mich selbstverständlich Ihren …“
„Sie sind kein Gast mehr. Das ist jetzt auch Ihr Zuhause. Wenn Sie Hunger haben, essen wir, und wenn Sie müde sind, gehen Sie schlafen.“
Sie schluckte schwer. „Danke.“
Er neigte den Kopf. „Wir essen an Deck. Kommen Sie einfach nach oben, wenn Sie sich frisch gemacht haben. Förmliche Kleidung ist nicht erforderlich, wählen Sie gern etwas Bequemes, Elegantes.“
„Ich verstehe“, antwortete sie. Doch sobald sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, ergriff sie Panik. Was erwartete er von ihr? Nicht förmlich sollte ihre Kleidung sein, sondern bequem … und trotzdem elegant? Was sollte sie bloß anziehen?
Ihre Sachen waren bereits ausgepackt und all die neuen Kleider hingen ordentlich im Schrank. Die Schuhe standen vor einer Kommode, in der ihre Dessous und Accessoires sorgfältig untergebracht waren.
Sie schaute ihre Garderobe zweimal durch, bevor sie sich für
Weitere Kostenlose Bücher