Werde mein in Luxor
Grund auf veränderte. Für einen Sekundenbruchteil sah Liv sein früheres, sorgloses Ich aufblitzen, das viel lebensfroher gewesen sein musste.
„Sie sehen so schön aus, wenn Sie lächeln“, platzte sie heraus.
Sofort nahm sein Gesicht wieder diesen verschlossenen Ausdruck an, während das Flugzeug eine scharfe Kurve flog, bevor es zur Landung ansetzte. „Wir landen bald.“ Am Boden wartete bereits ein Konvoi aus geländegängigen Range Rover auf sie.
„Noch mehr Sicherheitsleute?“, fragte Liv, während sie in einen der Jeeps kletterten, der von weiteren Wagen flankiert wurde.
„Das ist nicht zu ändern“, antwortete er, während die Tür ins Schloss fiel.
„Ist es hier denn so gefährlich?“
Als er sie jetzt anschaute, wurde sein Gesicht plötzlich sanft, fast zärtlich. „Was Ihre Sicherheit betrifft, bin ich nicht bereit, auch nur das geringste Risiko einzugehen.“ Da stockte ihr der Atem, gleichzeitig fing ihr Herz an zu rasen.
In seinem traditionellen Gewand hatte Khalid bisher schon beeindruckend gewirkt. Aber in dem kakifarbenen Leinenanzug eines italienischen Designers, den er heute trug, sah er so kühn und aufregend aus, dass sie es kaum schaffte, den Blick abzuwenden. In Pierceville trug kein Mann jemals so einen Anzug. Und selbst wenn – keiner dort würde es schaffen, darin so lässig und selbstbewusst zu wirken.
Als sich der Jeep in Bewegung setzte, betrachtete sie ihn immer noch verstohlen. Er war so … so unheimlich … sexy, dachte sie und holte tief Luft.
„Das da ist der Nassersee.“ Beim Sprechen hatte sich Khalid näher zu Liv hinübergelehnt, um besser nach draußen sehen zu können.
Sie drehte den Kopf zum Fenster. Sie hatten den See bereits im Landeanflug überquert, dessen dunkelblau schimmerndes Wasser einen scharfen Kontrast zum hellen Wüstensand bildete. „Sehr beeindruckend“, sagte sie, wobei sie sich überdeutlich Khalids Nähe bewusst war.
„Ein künstlicher See“, erklärte er. „Wenn später noch Zeit ist, können wir den Staudamm besichtigen.“
Während er sprach, streifte seine breite Schulter ihren Arm ganz dicht neben ihrer Brust. Ihr wurde heiß. Sein Körper fühlte sich warm und kraftvoll an.
Der frische Duft seiner Haut erregte und beunruhigte sie.
„Das klingt, als ob Sie nicht wirklich begeistert von dem Staudamm sind.“
Khalid kniff leicht die Augen zusammen. „Nun, man könnte sagen, dass ich ihm nicht allzu viel Sympathie entgegenbringe.“
„Warum?“
„Beim Bau versanken so viele alte Kulturgüter in den aufgestauten Wassermassen, dass es einen internationalen Aufschrei gab. Mein Vater gehörte zu den Ersten, die sich für Rettungsaktionen einsetzten. Von 1960 bis 1980 nutzte er eigene finanzielle Mittel, um mitzuhelfen, den Tempel von Abu Simbel umsetzen zu lassen.“
Liv wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Wieder einmal fühlte sie sich schrecklich provinziell. Ihr Vater hatte in seinem ganzen Leben nie auch nur annähernd etwas so Großartiges geleistet. Er war ein guter, freundlicher, aber auch ein einfacher Mann gewesen. „Sie müssen mächtig stolz auf Ihren Vater sein.“
Khalid zuckte die Schultern. „Ich bin stolz auf alle, die sich daran beteiligt haben, die alten Kunstschätze zu retten. Archäologen aus Ägypten, Schweden, Italien, Deutschland und Frankreich haben die Kulturdenkmäler in höhere Regionen umgesetzt, während andere Länder das Unternehmen finanziell unterstützt haben. Am Ende konnten immerhin vierzehn Bauwerke gerettet werden …“
„Aber nicht alle?“, unterbrach sie ihn.
„Nein, leider nicht. Viele versanken in den Fluten. Dennoch: Vierzehn sind besser als nichts. Zehn dieser Tempel befinden sich jetzt in Abu Simbel, wir werden sie morgen besichtigen. Die anderen vier sind über die Welt verstreut. Darunter ist auch einer meiner Lieblingstempel, der Tempel von Dendur, der im New Yorker Metropolitan Museum of Art rekonstruiert wurde.“
„Warum hat man die Tempel aus Ägypten fortgebracht?“
„Mit dieser Geste wollte sich die ägyptische Regierung bei den verschiedenen Ländern für ihre engagierte Hilfe bedanken.“
„Hat Sarq auch einen Tempel bekommen?“
„Mein Vater hätte ein solches Geschenk niemals angenommen. Er war stets der Meinung, dass die alten ägyptischen Kunstdenkmäler den Ägyptern gehören und sonst niemandem.“
Später fuhren sie mit einem Privatboot zum Tempel der berühmten ägyptischen Göttin Isis, die im gesamten Römischen Reich angebetet
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