Werde mein in Luxor
sie im Auto und ließen den Tempel am Fluss hinter sich. Nachdem sie den berühmten Kamelmarkt in Daraw besichtigt hatten, kauften sie sich ein Eis, mit dem sie sich auf einen Mauervorsprung unter eine Palme setzten.
„Mmh, schmeckt das gut! Eine wunderbare Abkühlung nach diesem heißen Tag“, seufzte Liv, während sie genüsslich ihr cremiges Eis schleckte. Dann sah sie, dass Khalid von seiner Portion noch nicht einmal gekostet hatte. „Magst du dein Eis nicht?“
Er musterte sie von der Seite. „Du hast Albträume“, sagte er, ohne auf ihre Frage einzugehen. „Letzte Nacht wieder. Du schreist laut im Schlaf. Es ist beängstigend.“
„Tut mir leid.“
Er schüttelte ungeduldig den Kopf. „Es braucht dir nicht leidzutun. Ich will einfach nur wissen, was dich so quält. Was hast du geträumt?“
Sie betrachtete ihn lange. Sein Gesicht war in jeder Situation ausdrucksstark. Es gab Momente, in denen er – wie jetzt – aufregend wild wirkte, doch sobald sein Lächeln aufschien, wurde er ein anderer.
Diesen anderen mochte sie sehr.
„Ich kann mich an meine Träume nicht erinnern“, sagte sie, plötzlich bedrückt. Sie wünschte sich, Khalid besser zu kennen, ihn besser zu verstehen. Vielleicht wäre sie ruhiger, wenn er mehr lächelte. So aber fühlte sie sich überhaupt nicht entspannt. Sie hatte Angst vor all dem, was auf sie zukam, ohne dass sie es kontrollieren konnte. Die Verlobung. Ihre Zukunft. Ihr Leben mit einem Mann, den sie kaum kannte.
„Wie hast du dich heute Morgen beim Aufwachen gefühlt?“, bohrte er nach.
Sie überlegte einen Moment. „Unruhig.“
Er zog finster die Augenbrauen zusammen. „Warum?“
Als sie in diese ernsten dunklen Augen schaute, schlug ihr Herz schneller. „Weil so vieles auf mich zukommt“, sagte sie und versuchte zu lächeln, aber es klappte nicht.
Die Falten auf seiner Stirn vertieften sich. „Du musst mir sagen, was dich bedrückt, sonst kann ich dir nicht helfen.“
Liv verstand nicht, warum ihr Hals plötzlich wie zugeschnürt war. Und sie wusste auch nicht, woher dieser Drang kam, die Hand auszustrecken und die Furche zwischen seinen Augenbrauen zu glätten. Er runzelt viel zu oft die Stirn, dachte sie. Er sollte öfter lächeln. „Mir geht es gut“, versicherte sie. „Wirklich. Mach dir keine Gedanken um mich. Du hast schon mehr als genug für mich getan.“
Am späten Nachmittag kehrten sie auf die dahabieh zurück, und Khalid gab Liv sein Mobiltelefon, damit sie zu Hause anrufen konnte.
Doch zuvor nahm sie ein heißes Bad, um sich den Staub und Schweiß des Tages abzuwaschen. Dann schlüpfte sie in ein langes weites Baumwollhemd, das ihr fast bis zum Knie reichte, und setzte sich im Schneidersitz auf ihr Bett. Sie wählte Jakes Handynummer und erreichte ihn sofort. Ihr Bruder war bei ihrer Mutter, deren Zustand sich inzwischen zum Glück gebessert hatte. Doch er konnte nicht offen reden, um die Mutter nicht mit unbedachten Bemerkungen zu beunruhigen.
Liv erfuhr, dass Jake eine Pflegerin eingestellt hatte, die sich tagsüber um ihre Mutter kümmerte. So konnte er wieder regelmäßig arbeiten.
„Das ist wunderbar.“ Liv versuchte, begeistert zu klingen. Tatsächlich aber hatte sie größte Schwierigkeiten, sich ihre Mutter in der Obhut einer Pflegerin vorzustellen. Sie versuchte zu erfahren, wie schlimm der Herzinfarkt gewesen war. Doch Jake wollte offenbar in Anwesenheit ihrer Mutter nicht darüber sprechen.
Das Gespräch dauerte nur einige Minuten. Jake schien unter Zeitdruck, er sagte, er müsse dringend zur Arbeit.
„Macht nichts, wir sehen uns ja bald“, sagte Liv und versuchte, die Fassung zu bewahren. Aber kaum hatte sie aufgelegt, brach sie in Tränen aus.
Nichts war in Ordnung zu Hause. Und hier auch nicht. Sie hatte sich noch nie in ihrem Leben so hilflos gefühlt. Was sollte sie bloß machen? Was konnte sie machen? Sie wusste es nicht.
Erschöpft streckte sie sich auf ihrem Bett aus, zog die leichte Baumwolldecke bis zum Kinn und schlief ein.
Sie erwachte erst wieder, als es an der Tür klopfte.
Verschlafen kroch sie aus dem Bett und ging leicht benommen zur Tür. Auf der Schwelle stand ein Mitglied der Crew. „Hoheit lässt fragen, ob Sie ihm beim Abendessen Gesellschaft leisten möchten“, sagte der Mann mit einer kleinen Verbeugung.
Liv versprach, gleich zu kommen. Nachdem sie die Tür wieder geschlossen hatte, schaute sie auf die Uhr.
Schon acht.
Sie hatte stundenlang geschlafen.
Sie schlüpfte eilig in einen
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