Werde mein in Luxor
sein.“
„Warum?“
Sie zuckte hilflos die Schultern. „Sieh mich doch an.“
„Mit Vergnügen.“ Er musterte sie eingehend von Kopf bis Fuß. „Du bist wunderschön.“
Sie schüttelte den Kopf. Sie fühlte sich überhaupt nicht schön, sondern absolut fehl am Platz. „Natürlich hat mir Mom gute Manieren beigebracht. Aber nur in dem Rahmen, den ein normaler Mensch eben so braucht. Woher soll ich wissen, wie man sich als Prinzessin benimmt?“
Liv lächelte matt, als sie sich an die Verhaltensmaßregeln erinnerte, die man ihr und Jake als Kinder mit auf den Weg gegeben hatte. Von ihnen war erwartet worden, dass sie sich in der Schule anständig benahmen, sich anderen gegenüber fair und respektvoll verhielten und nicht prahlten. In ihrer Familie gab es keine Überflieger oder Shootingstars. Sie war stets umgeben gewesen von ganz normalen Leuten mit bodenständigen Berufen und einem mittelständischen Leben. „Ich weiß, wo ich herkomme, Khalid. Ich komme aus einfachen Verhältnissen, und ich würde mich vor mir selbst schämen, wenn ich so täte, als ob es anders sei.“
„Das brauchst du auch nicht. Sei einfach du selbst, dann bist du perfekt.“
Sie suchte seinen Blick und hielt ihn fest. „Perfekt wofür?“
Er schaute ihr tief in die Augen. „Für mich.“
Die Menschenmenge hatte sich noch nicht zerstreut, als sie an Land gingen. Aber die Leute hielten respektvoll Abstand, während Khalid und Olivia den Tempel des Horus besichtigten, den besterhaltenen Tempel Ägyptens.
Liv war mit der ägyptischen Mythologie recht gut vertraut. Sie wusste, dass Horus, der Sohn der Isis, den Tod seines Vaters Osiris gerächt hatte. Sie war fasziniert von den Wandmalereien, die jene heftigen Kämpfe zwischen Seth und Horus zeigten. Khalid hielt sich stets in Livs Nähe auf, um ihr bei Bedarf den Symbolgehalt einiger Kampfszenen zu erklären.
„Dieses Bild zeigt, wie Seth in ein Nilpferd verwandelt wurde“, sagte er.
„Und noch dazu in ein ziemlich kleines.“ Liv musste über die fantasievolle Ausschmückung des Kunstwerks schmunzeln.
„Die geringe Körpergröße symbolisiert Seths Machtverlust“, erklärte Khalid. „So wirkt er weit weniger gefährlich.“
Sie gingen weiter. Schließlich deutete Khalid auf das letzte Gemälde in der Reihe. Es zeigte Seth, der sich in einen wie ein Nilpferd geformten Kuchen verwandelt hatte und von den Priestern verspeist wurde. „Das ist die Moral von der Geschichte. Die Priester essen Seth auf und machen ihn damit vollkommen unschädlich.“
Obwohl Liv wusste, dass Seth Horus’ Vater Osiris getötet hatte, war es eine grausige Vorstellung. „Eine schlimme Rache“, sagte sie. „Als Nilpferdkuchen für die Priester zu enden.“
Khalid lachte leise und legte seinen Arm um Livs Schultern. „Lass uns zurück an Bord gehen. Unterwegs können wir noch den Basar besuchen und ein paar Andenken kaufen, wenn du Lust hast.“
Nachdem sie wieder auf dem Schiff waren, spürten sie einen Riesenhunger. Es wurde höchste Zeit fürs Mittagessen.
Der Koch hatte ihnen gegrillte Lamm-und Rindfleischspieße zubereitet, die man ihnen unter der gestreiften Markise an Deck servierte. Sie aßen beide mit großem Appetit und lachten über ihre Erlebnisse auf dem Basar, wo Khalid die unerfahrene Amerikanerin Liv erst in die Geheimnisse des Feilschens hatte einweihen müssen.
„Ich habe vorher noch nie so etwas gekauft“, sagte Khalid kopfschüttelnd. „Das meiste davon ist ziemlicher Schund.“ „Ich weiß, aber diese kleine Horusstatue aus Messing musste ich einfach haben.“
„Und sie macht sich bestimmt prächtig neben dieser kleinen Messingpyramide, die du bei dem nächsten Händler gekauft hast“, amüsierte er sich.
Liv verzog das Gesicht. „Na ja, ich brauche beides nicht unbedingt. Die Frage ist nur, wie man es anstellt, bei dem einen Händler etwas zu kaufen und dem nächsten einen Korb zu geben.“
„Ganz einfach“, gab Khalid trocken zurück. „Indem man Nein sagt.“
Ihre angeregte Unterhaltung wurde abrupt unterbrochen, als ein Mitglied der Mannschaft an den Tisch kam und sagte: „Ein Anruf für Sie, Hoheit. Seine Exzellenz König Fehz.“
Khalid schaute auf Liv. „Würdest du mich bitte für einen Moment entschuldigen?“
„Kein Problem. Ich bin absolut glücklich hier“, versicherte sie, während sie sich lächelnd in die Kissen zurücklehnte.
Und glücklich war sie wirklich. Sie fühlte sich so herrlich entspannt, als ob es nicht nur Khalids
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