Werde mein in Luxor
Jacht – Khalids Leben – wäre, sondern auch das ihre.
Er war noch nicht wieder zurück, als sie bereits seine Stimme hörte. Sie drehte sich nach ihm um, konnte ihn jedoch nicht entdecken. Es dauerte einen Moment, bis ihr klar wurde, dass er immer noch unter Deck telefonierte.
„Wir haben nur noch ein paar Tage“, hörte sie Khalid sagen. „Die Regierung wird langsam ungeduldig. Ich bekomme inzwischen täglich E-Mails und Anrufe.“
Liv runzelte die Stirn und beugte sich vor, um besser verstehen zu können. Natürlich wusste sie, dass es unhöflich war zu lauschen, aber sie konnte einfach nicht widerstehen.
Ging es um ihre Heirat? Wahrscheinlich. Setzte man Khalid wirklich unter Druck? Davon hatte er nie etwas gesagt. Auch von den E-Mails und Anrufen hörte sie jetzt zum ersten Mal.
Nachdenklich wartete sie auf seine nächsten Worte.
Schließlich erklärte er: „Ich weiß, was ich versprochen habe, Sharif, du brauchst es nicht zu wiederholen. Aber ich schwöre dir, sie ist keine Kriminelle. Dann würde ich sie nie heiraten …“ Er unterbrach sich und hörte seinem Bruder einen Moment zu, bevor er fortfuhr: „Zugegeben, du hast recht. Du weißt, wie ich über die Ehe denke. Ich hatte nie vor zu heiraten, aber die Umstände haben sich geändert. Ich habe mein Wort gegeben, und dazu stehe ich. Ganz gleich, was du davon hältst.“
Khalids Stimme entfernte sich, und bald war nichts mehr zu hören.
Liv starrte auf die an der Jacht vorbeiziehenden Ruinen, aber deren Zauber war verflogen. Jetzt konnte sie an nichts anderes mehr denken als an das, was sie eben mitangehört hatte.
Khalid hatte ihretwegen mit seinem Bruder, dem König von Sarq, Meinungsverschiedenheiten. König Sharif Fehz riet ihm dringend davon ab, sie zu heiraten. Viel schlimmer aber war, dass Khalid entschlossen schien, sie aus falschem Verantwortungsbewusstsein heraus zu heiraten.
Dieser Gedanke drückte ihr schier das Herz ab.
Um keinen Preis der Welt würde sie einen Mann heiraten, der sie nicht wollte. Ganz egal, was das für sie bedeutete.
Aber was war die Alternative? Was sollten sie machen, wenn die jabalesische Regierung Khalid wirklich unter Druck setzte?
Sie könnte versuchen zu fliehen. Doch es war fraglich, ob sie ohne Reisepass und Geld weit kommen würde.
Und falls es ihr gelänge, Khalid zu überreden, sie in ein Flugzeug in die Vereinigten Staaten zu setzen, wären die Ehre und der Ruf seiner gesamten Familie dahin.
Das war alles zu viel für sie. Die Probleme wuchsen ihr über den Kopf, eine Lösung war nicht in Sicht.
Ein paar Minuten später kehrte Khalid zurück. Er setzte sich wieder und hüllte sich in Schweigen. Da sie nicht wusste, was sie sagen sollte, schwieg sie ebenfalls. Verstohlen sah sie ihn an und versuchte, sich ein Bild zu machen von dem Mann, der so viel für sie riskierte.
Die Stille machte sie so nervös, dass sie unaufhörlich ihre Hände knetete.
Schließlich schaute er sie nachdenklich an und sagte: „Erzähl mir, was wirklich passiert ist an dem Tag, an dem sie dich aus dem Bus geholt haben.“
Sie sackte in sich zusammen. Es gab sie immer noch, die Augenblicke, in denen sie nur Schwarz sah. Dies war einer dieser Momente. „Aber das habe ich dir doch alles schon x-mal erzählt …“
„Dann erzählst du es jetzt eben noch einmal. Vielleicht fällt dir ja noch irgendetwas ein, was du bisher für unwichtig gehalten hast. Ich bezahle Privatdetektive, die praktisch rund um die Uhr an deinem Fall arbeiten. Und mein Bruder Sharif hat angeordnet, dass bei der Polizei von Sarq eine Sonderkommission gebildet wird, die nach Elsie sucht. Doch bis jetzt hat sich nichts ergeben. Keine einzige Spur. Die Behörden tappen völlig im Dunkeln.“
Sofort bekam Liv Gewissensbisse. „Bitte entschuldige. Es tut mir wirklich schrecklich leid, dass ich dich da mit reingezogen habe. Du hast wahrscheinlich gedacht, meine Rettungsaktion ginge ganz schnell. Aber jetzt hast du mich am Hals und wirst mich nicht wieder los.“
Er runzelte die Stirn. „Sag das nicht. Es klingt ja fast, als sei ich ein Opfer, aber das bin ich nicht. Ich habe mich sehr bewusst entschlossen, nach Jabal zu reisen und dich aus dem Gefängnis herauszuholen. Und später habe ich mich entschieden, dir auch weiterhin zu helfen. Die Konsequenzen waren mir durchaus bewusst.“
„Du hattest mit Sicherheit nicht vor, mich zu heiraten.“
Er seufzte. „Natürlich nicht, aber manchmal kommt es eben anders als man denkt. So ist das
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