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Werde mein in Luxor

Werde mein in Luxor

Titel: Werde mein in Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JANE PORTER
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Leben.“
    Sie betrachtete ihn lange, nahm das Geflecht feiner Fältchen in seinen Augenwinkeln wahr, die Furchen, die sich von den Nasenflügeln zu den Mundwinkeln zogen. Er wirkte müde, so müde, dass sie vor Mitgefühl Beklemmungen bekam. „Was hast du denn gegen die Ehe?“
    Er warf ihr unter halb gesenkten Lidern einen kurzen Blick zu. „Wer sagt denn, dass ich etwas gegen die Ehe habe?“
    Da sie nicht zugeben wollte, dass sie gelauscht hatte, zuckte sie unbestimmt die Schultern. „Na ja, immerhin lebst du wie ein Einsiedler in der Wüste, und es scheint dir zu gefallen.“
    „So ist es. Ich habe stets versucht, gefühlsmäßigen Verwicklungen aus dem Weg zu gehen …“ „Gefühlsmäßigen Verwicklungen? Sind das für dich Beziehungen?“
    Er zuckte die Schultern. „Möglich.“
    „Dann magst du die Menschen also nicht besonders?“, bohrte sie weiter. „Ich liebe die Wüste. Die Natur ist friedvoll.“ „Anders als Menschen?“ Khalid zog sich zurück und starrte sie an. „Das sind eine Menge Fragen für jemanden, der selbst nur wenige Antworten hat. Ich finde, wir sollten uns lieber wieder auf dich und die vom Erdboden verschluckte Elsie konzentrieren.“
    Bei seinem Ton zuckte Liv zusammen. Die Frustration, die in seiner Stimme mitschwang, war nicht zu überhören. „Vom Erdboden verschluckt?“
    „Offensichtlich. Niemand hat diese von dir beschriebene Person jemals zu Gesicht bekommen. Weder an der Grenze, noch bei der Passbehörde oder der Botschaft. Obwohl jeder, der nach Ägypten einreisen will, ein Visum braucht. Bist du sicher, dass Elsie nach Ägypten wollte?“
    „Gesagt hat sie es zumindest.“
    „Aber wo war sie an der Grenze? Ist sie aus dem Bus ausgestiegen? Ist sie vielleicht zu Fuß hinübergegangen? Was ist passiert?“
    „Ich weiß es nicht. Sie haben mich aus dem Bus geholt, und von diesem Moment an habe ich nichts mehr mitbekommen.“
    Er massierte sich nachdenklich den Nacken. „Wir müssen Elsie finden“, sagte er schließlich bestimmt. „Die Zeit läuft uns davon. Deine Zukunft – und meine natürlich auch – hängt davon ab, ob wir sie finden und nachweisen können, dass deine Geschichte stimmt.“
    „Und wenn uns das nicht gelingt?“, fragte sie bang.
    Als Khalid nicht antwortete, rieselte ihr ein kalter Schauer über den Rücken.
    „Glaubst du, sie heißt in Wirklichkeit anders? Oder vielleicht hat sie ja zwei Pässe?“
    „Das kann sein, aber wenn alles mit rechten Dingen zugeht, müsste zumindest der Name in beiden Fällen derselbe sein“, gab er zurück.
    „Was soll ich machen?“ Liv schaute Khalid an. Sie verabscheute sich für ihre Hilflosigkeit. Dabei würde sie so gern helfen, sie wusste nur nicht, wie.
    Er schüttelte den Kopf. „Nichts, im Moment zumindest. Wenn du irgendetwas tun kannst, sage ich dir Bescheid.“

9. KAPITEL
    Das Abendessen war weitgehend schweigend verlaufen. Danach hatte sich Khalid auffallend rasch zurückgezogen. Es dauerte nicht lange, bis jemand vom Bordpersonal den Tisch abräumte und die Sitzkissen aufstapelte. Die Fackeln im hinteren Teil der Jacht wurden gelöscht, das Licht der antiken Laternen gedimmt.
    Liv war allein an Deck zurückgeblieben. Die Nacht erschien ihr endlos und geheimnisvoll.
    Sie legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und atmete tief durch. Dabei konzentrierte sie sich auf die Geräusche, die sie umgaben. Das Wasser schwappte leise gegen den Schiffsrumpf, und der Wind raschelte in den Palmen am Ufer.
    Liv fühlte sich zurückversetzt in eine andere Zeit. Die Stille ließ jede Zivilisation unwirklich erscheinen. Vielleicht hatten die Leute früher bei einer Schiffsreise auf dem Nil ja ähnlich empfunden.
    Nachdem sie mehrmals tief durchgeatmet hatte, öffnete Liv die Augen wieder. Es war spät geworden. Über ihr wölbte sich ein mit Millionen Sternen übersäter, samtig schwarzer Himmel, an dem der sichelförmige Mond seine silbernen Strahlen über der Landschaft ausbreitete.
    Es war so hell, dass die Umrisse der Tempel am Ufer wirkten wie von riesigen Filmscheinwerfern erhellt. Millimetergenau meißelte das Mondlicht jede einzelne Form heraus und ließ die heiligen Bauwerke erstrahlen.
    Liv meinte fast zu sehen, wie Kleopatra die Steinstufen hinaufstieg und zwischen den kunstvoll verzierten Säulen verschwand, nur um wenig später in einiger Entfernung wieder aufzutauchen. Da wusste Liv, dass sie diese Reise nie vergessen würde.
    Doch auch wenn ihr Ägypten mit seiner glorreichen

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