Werden sie denn nie erwachsen?
mich Steffi. »Morgen klappt alles schon viel besser. Vor allem müssen wir uns künftig bei Tageslicht einen Stellplatz suchen.« Sprach’s, warf mein Bettzeug aus dem »Schlafzimmer« und kletterte in ihre Koje. »Ich werde garantiert prächtig schlafen.«
Sie ist auch nur einmal wach geworden, als ich samt Luftmatratze aus meinem sogenannten Doppelbett kippte und auf Jojos Hinterteil landete, der lautstark gegen diesen Überfall protestierte. Völlig ungeübt im Umgang mit Luftmatratzen, hatte ich das Ding bis zum Platzen aufgeblasen. In diesem Zustand eignet es sich allerdings nur als Unterlage, wenn man auf dem sicheren Boden nächtigt.
Als ich gegen sieben Uhr erwachte, hatte ich das Gefühl, beobachtet zu werden, und tatsächlich bewegte sich ein Schatten vor dem Fenster. Was es war, konnte ich durch die nur auf Spalt stehenden Rolläden nicht erkennen, aber daß da etwas war, spürte ich genau. Was jetzt? Schreien?
Hätte sowieso nichts genützt, wer sollte uns hier schon hören? Die Hunde loslassen? Auch sinnlos, wahrscheinlich würden sie sich ganz schnell irgendwo verkriechen und abwarten, wie die Sache weiterging.
Weshalb hatten sie eigentlich nicht angeschlagen? Schöne Wächter!!! Man sollte ihnen das Futter streichen!
»Steffi, da draußen ist wer!« flüsterte ich, bekam jedoch nur ein unwilliges Grunzen zur Antwort.
»Wach auf! Wir müssen irgendwas tun!«
»Du kannst ja schon mal Kaffee kochen«, murmelte sie.
Nichts lag mir ferner. Entschlossen schälte ich mich aus meinem Deckbett und suchte nach einem geeigneten Gegenstand, um notfalls Leib und Leben verteidigen zu können. In einer Hand den Pfefferstreuer, in der anderen das Brotmesser, öffnete ich vorsichtig die Tür. Es muß ein fürchterlicher Anblick gewesen sein … jedenfalls für den Voyeur. Er galoppierte laut muhend davon.
Kurz darauf wollte Steffi wissen, ob ich Kühe melken könne. Sie zeigte auf die sich im Topf zusammenziehende Milch. »Die ist sauer.«
Das war ich auch, aber aus anderen Gründen. Ich hatte gerade unsere Terrasse aufbauen wollen und die lehmverschmierten Möbel entdeckt. Als ich sie endlich notdürftig unter der Dusche abgeschrubbt hatte, war ich genauso naß wie das gesamte Inventar.
»Am besten lassen wir den ganzen Krempel hier im Bad stehen, da stört er am wenigsten«, entschied Steffi, hatte jedoch nicht bedacht, daß uns jetzt der Zugang zur Toilette versperrt war. Zum Glück gab es weiter oben einige Büsche, und statt Klopapier nahmen wir Küchenkrepp.
Man muß eben flexibel sein. »So ein Wohnmobil ist doch eine feine Sache«, knurrte ich erbittert, die aufgeweichte Lehmschicht von den Turnschuhen kratzend.
»Man ist absolut autark und auf niemanden angewiesen.
Wo kriegen wir jetzt Wasser her?«
»Wir müssen sowieso tanken, da fülle ich den Vorrat gleich auf.«
»Welchen Vorrat?« Aus der Leitung tröpfelte es nur noch. Es reichte nicht mal mehr für eine Tasse Pulverkaffee.
Wir beschlossen den sofortigen Aufbruch und hofften auf ein Bistro mit Café au lait und ofenfrischen Croissants.
Solche Lokalitäten scheint es jedoch nur in Paris zu geben, wo man – zumindest pflegte Inspektor Maigret das immer zu tun – schon morgens um sechs an jeder Straßenecke ausgiebig frühstücken kann. Sämtliche Kneipen, an denen wir vorbeikamen, hatten aber noch die Jalousien unten.
Während Steffi tankte und dem Besitzer gestenreich klarzumachen versuchte, daß sie auch Wasser brauchte, nein, nicht aus der Blechkanne für den Kühler, sondern sauberes zum Trinken, kaufte ich in der gegenüberliegenden Bäckerei frisches Baguette und für zwei Mark zwanzig einen Liter Plastikmilch. Und dann saßen wir in der Sonne – Steffi auf der Fußbank, ich in der geöffneten Tür – neben der Dieselzapfsäule und frühstückten. Es war urgemütlich, besonders dann, wenn ein Lastwagen vorbeidonnerte und unser frugales Mahl mit Staub panierte.
Schließlich reihten wir uns auch wieder in den Verkehr ein. Aixles-Bains, Chambéry – hier wurde die Straße besser, meine Laune auch –, weiter nach Voiron und dann Richtung Valence. »In der Gegend von Orange sollten wir übernachten«, schlug ich vor, »da sieht es auf der Karte so grün aus. Rein theoretisch müßte das liebliche Landschaft bedeuten.«
Wahrscheinlich hatten wir die falsche Straße erwischt.
Die liebliche Landschaft entpuppte sich als sehr waldreiche Gegend mit ein paar Schluchten mittendrin, bestens geeignet als Kulisse für Webers
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