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Werden sie denn nie erwachsen?

Werden sie denn nie erwachsen?

Titel: Werden sie denn nie erwachsen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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erfolgtem Check-up, »das Klo ist voll. Wasser brauchen wir auch.«
    Die Benutzung unserer Chemietoilette hatten wir auf ein Mindestmaß beschränkt, nachdem uns klargeworden war, daß man den Inhalt nicht einfach in einen Gulli kippen kann. Er muß fachgerecht »entsorgt« werden, und dafür sind nur Campingplätze eingerichtet.
    »Davon hast du aber vorher nichts gesagt! Ich glaubte, wir seien von den Segnungen der Zivilisation unabhängig?«
    »Man kann ja nicht an alles denken«, knurrte sie.
    »Abgesehen davon würde ich ganz gern mal wieder richtig duschen.«
    Das wollte ich auch. »Also schön, zweimal pro Woche Campingplatzgebühren können wir uns noch leisten.«
    Saintes-Maries-de-la-Mer liegt am äußersten Zipfel der Camargue und wäre ein entzückendes kleines Städtchen, würde es nicht den Anspruch erheben, ein Touristenzentrum zu sein. Entlang der Uferpromenade löst eine Bar die andere ab, dazwischen Imbißhallen, Andenkenläden, auf der gegenüberliegenden Seite ein Rummelplatz en miniature, in den Seitenstraßen reihenweise Boutiquen, deren Warenangebot größtenteils aus Strohhüten, Porzellan-Flamingos und ähnlich nützlichen Dingen besteht. Nur das Meer konnte noch nicht verschandelt werden. Hinter einem Wall tonnenschwerer Steine liegt ein herrlicher breiter Sandstrand. Trotz der frühen Jahreszeit war er schon recht bevölkert.
    Otto mußte das Wasser gerochen haben. Wie ein Besessener kratzte er an den Wänden, jaulte, quiekte, ließ sich kaum anleinen und schoß los, sobald ich die Tür einen Spaltbreit geöffnet hatte. Ich hatte nur nicht bedacht, daß unsere Fußbank noch nicht draußen stand, flog die letzte Stufe runter und landete bäuchlings im Dreck. Die Leine hatte ich losgelassen, und kaum hatte Otto das spitzgekriegt, als er auch schon davonraste. Zielrichtung Meer. Steffi hinterher. Vorsichtig rappelte ich mich auf, stellte erleichtert fest, daß alle Knochen noch dort waren, wo sie hingehörten (seit meinem Schenkelhalsbruch vor einigen Jahren steige ich nicht mal mehr auf eine Trittleiter), nahm Jojo an die Leine und wollte gerade den beiden anderen folgen, als Steffi schon wieder zurückkam, den sich heftig sträubenden Otto hinterherzerrend. »Erst hat er versucht, die Schaumkronen zu fangen, dann hat er das Salzwasser wieder ausgekotzt, und danach wollte er mit dem gleichen Spiel von vorn anfangen. Määm, du hast einen selten dämlichen Hund!« Sie sah mich von oben bis unten an. »Du solltest mal in den Spiegel gucken und dir bei dieser Gelegenheit gleich eine andere Hose anziehen!«
    Vorher war ich noch niemals in einen Pferdeapfel gefallen. Es ist mir auch später nicht mehr passiert, doch in der Camargue steigt man ständig über qualmende Haufen, die mitten auf den Wegen liegen und einen unverwechselbaren Duft nach gesunder Landluft verströmen. Zum touristischen Muß gehört nämlich der Ritt auf einem der berühmten weißen Pferde, entweder in der Gruppe schön hintereinander im Zuckeltrab oder – für Fortgeschrittene – in gestrecktem Galopp den Strand entlang, ganz dicht am Wasser, damit es auch ordentlich spritzt. Weiter hinten an den Klippen steht die Wellblechhütte vom Fotografen. Die Bilder bekommt man schon am nächsten Tag.
    Wir beköstigten uns an einer Frittenbude, doch wenn wir erst einmal den Campingplatz gefunden und uns etabliert hatten, wollten wir ein üppiges Grillfest veranstalten mit richtigen Kohlen und richtigen Kartoffeln. Nichts gegen Maggi, aber ich wollte mal wieder mit Messer und Gabel essen.
    Der Campingplatz liegt am Ende der Uferstraße schon fast außerhalb des Ortes. Als erstes fiel uns die Verbotstafel ins Auge. Hunde waren nicht gestattet, grillen nicht erlaubt, ab zweiundzwanzig Uhr hatte Ruhe zu herrschen, und der kleine Supermarkt durfte nicht in Badekleidung betreten werden.
    »Es muß doch eine Möglichkeit geben, hier rein- und wieder rauszukommen, ohne zu übernachten«, grübelte Steffi. »Ja, wenn ich nicht dringend unseren Lokus entsorgen müßte …« Und dann hatte sie eine Idee.
    Undurchführbar, wie meistens, aber sie wollte es probieren. Während sie mit den Hunden vor der Umzäunung wartete, erkundigte ich mich beim »Empfang« nach freien Stellplätzen. Doch, es seien noch welche da. Danke schön und auf Wiedersehen bis nachher.
    »Der mit den blonden Haaren spricht Deutsch«, teilte ich Steffi mit.
    »In Ordnung, dann versuche ich mal mein Glück.« Sie holte den hinten auf der Straße abgestellten Wagen und fuhr

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