Werden sie denn nie erwachsen?
aber nicht mehr?«
»N-nein. Ich habe meinen Eintritt ins G-grufti-Alter begossen. D-durfte ich das nicht?«
»Doch. Aber nun geh mal schön ins Bett, Grufti, und ruf morgen wieder an, ja? Tschüß.«
»Sie will nicht mit mir telef-fonieren«, sagte ich beleidigt. Steffi nahm mir den Hörer aus der Hand und hängte ihn wieder ein. »Ich soll sch-lafen gehen, hat sie gesagt.«
Untergehakt trotteten wir zurück in unser mobiles Heim.
Gerade wollte ich den Tisch zusammenklappen und mein Bett bauen, als Steffi mir in den Arm fiel. »Laß das, jetzt schppielen wir Boule.«
»Du schpinnst! Du hast zuviel getrunken.«
»Gar nicht, guck mal h-hier!« Sie zeigte auf die winzig kleinen bunten Kügelchen, Überbleibsel der Schokoladenplätzchen, die wir heute mittag aus lauter Langeweile gegessen hatten. »Damit kann man p-prima Boule spielen.« Mit dem Zeigefinger schnippte sie eine Kugel weg.
»Das war falsch! Du m-mußt die w-weiße da hinten treffen.« Jetzt versuchte ich es. »Daneben.«
»Ohne Brille k-kannst du d-doch ganich treffen. Wwo iss die Brille?«
»Weiß nich.«
»Dann nimm das F-f-fernrohr!«
Nach zwei Tagen reiste Familie Neuberth ab, und am Nachmittag des dritten, als wir uns noch faul in der Sonne aalten, fragte Steffi beiläufig: »Welchen Tag haben wir eigentlich?«
»Mittwoch.«
»Ich meine doch das Datum.«
»Den Siebzehnten.«
Mit einem Ruck kam sie von der Luftmatratze hoch.
»Schon??? Weißt du überhaupt, daß wir spätestens Samstagmittag zu Hause sein müssen?«
Das sah ich gar nicht ein. »Warum denn? Du hast noch anderthalb Wochen Urlaub, und ob ich ein paar Tage früher oder später zurückkomme, ist doch Wurscht.
Weshalb also diese Hektik?«
»Weil ich am Samstagabend das Wohnmobil zurückgeben muß. Ab Sonntag ist es nämlich wieder vermietêt. Saubermachen müssen wir die Karre vorher auch noch.«
Jetzt wurde ich ebenfalls munter. »Das fällt dir aber früh ein. Können wir das überhaupt schaffen?«
»Sag nicht können, sag lieber müssen!« Sie ging in den Wagen und kam mit der Karte wieder zurück. »Ich weiß nicht, wie es passiert ist, aber irgendwo müssen wir die Datumsgrenze überschritten haben.« Gemeinsam studierten wir das Gewirr von roten, gelben und grünen Linien. »Momentan sind wir hier«, sie deutete auf den hellblau eingezeichneten See, »und müssen nach da.«
»Da« war gar nicht mehr drauf, weil die Karte am Genfer See endete. »Wir haben also noch die ganzen Savoyer Alpen vor uns, die Autobahn kriegen wir erst in Grenoble, an einem Tag ist das gar nicht zu machen. Sieh dir bloß mal diese gekringelte Straßenführung an. Kurven ohne Ende!« Seufzend faltete sie die Karte zusammen.
»Am liebsten würde ich sofort losfahren.«
»Kommt nicht in Frage! Bis wir alles zusammengepackt und die Rechnung bezahlt haben, ist es sieben und zwei Stunden später dunkel. Lieber gehen wir heute früh ins Bett und starten bei Sonnenaufgang.«
Daraus wurde nichts, weil wir ihn verschlafen haben.
Dann fiel Steffi ein, daß wir noch frisches Wasser brauchten und das Gegenteil entsorgen mußten. Tanken wollte sie auch noch.
»Geht nicht, keine Zeit!« sagte sie, als wir uns dem Canyon näherten und ich ihr zwecks Umrundung dieser Sehenswürdigkeit den rechten Weg weisen wollte. Nur mal kurz runtergucken durfte ich. Grünes, unwahrscheinlich grünes Wasser schimmerte im Licht der einfallenden Sonnenstrahlen am Boden der Schlucht, und das winzige bunte Pünktchen mittendrin mußte wohl ein mutiger Kanute sein. »Können wir nicht doch mal drumherum …«
»Nein!!!«
Dann eben nicht. Statt dessen immer weiter aufwärts, eine Kurve nach der anderen. Links Felsen, rechts trennte uns nur ein niedriges Mäuerchen und häufig auch gar nichts vom Abgrund. Und immer noch unendlich viele Kilometer bis zur nächstgrößeren Straße. »Das schaffen wir nie!« murmelte Steffi in regelmäßigen Abständen vor sich hin.
»Was soll schon groß passieren, wenn wir nicht pünktlich zurück sind? Dann zahlen wir eben die Miete für einen weiteren Tag.«
»Und was ist mit den Leuten, die Sonntag früh in ihren Urlaub starten wollen?«
»Die fahren auch einen Tag später. Und überhaupt dürfen sonntags gar keine Lkws auf die Autobahn.« Wie gut, daß mir dieses Verbot noch eingefallen war.
Vielleicht würde sich Steffis miese Laune wieder etwas heben.
Irrtum. »
Das hier ist kein Lkw!!!
«
Es war schon später Nachmittag, als sie endlich vernünftig wurde. Wir hatten die
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