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Werden sie denn nie erwachsen?

Werden sie denn nie erwachsen?

Titel: Werden sie denn nie erwachsen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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haste denn mit?«
    »Das Parfüm
.
«
    »So was liest man auch nicht im Urlaub, sondern zu Hause im Bett. Willst du was von mir haben?« Sie schob mir eins der drei Taschenbücher herüber.
Die Unersättlichen
hieß das umfangreiche Werk, dessen Cover keinen Zweifel an dem Inhalt offenließ. »Nee, danke.
    Früher küßte der Held die Heldin erst auf der vorletzten Seite, jetzt küßt er sie schon nackend auf dem Titelbild.
    Wo hast du denn diesen Schmarren her?«
    »Der lag zu Hause rum.«
    Zum Glück hörte es dann doch zu regnen auf, und nach einem ausgiebigen Spaziergang nahmen wir im Kiosk unser Mittagsmahl ein: Grüne Suppe und hinterher Würstchen mit Fritten. Senf war aus, statt dessen bekamen wir Ketchup. Zu Hause hätte ich zumindest Hackbraten gekriegt. »Haben wir heute nicht auch noch Muttertag?«
    »Doch«, bestätigte Steffi kauend, »aber den habe ich absichtlich ausgeklammert, weil wir ihn nachfeiern wollen. Um deinen arbeitsfreien Sonntag kommst du schon nicht herum.«
    Auch gut, dann gibt es eben in vierzehn Tagen Hackbraten.
    »Was ich noch sagen wollte«, fuhr sie fort, den letzten Rest Ketchup mit dem Wurstzipfel aufwischend, »wenn wir heute abend vornehm essen wollen, habe ich nichts anzuziehen.«
    »Wir gehen ja nicht ins Maxim’s.« Um ehrlich zu sein, ich hatte nicht die geringste Ahnung, wo es in diesem nicht übermäßig bevölkerten Landstrich überhaupt ein Restaurant gab. Wäre uns nicht das Ehepaar aus Wiesbaden über den Weg gelaufen, dann hätte das Geburtstagsdiner vermutlich aus Hamburgern nebst gemischtem Salat bestanden, der Alternative zu Würstchen mit Ketchup.
    Herr und Frau Neuberth hatten ebenfalls beschlossen, den Abend fern vom Campingplatz samt tropfenden Gartenstühlen zu verbringen, nur hatten sie im Gegensatz zu uns schon einen Tip bekommen, wo man sowohl gut essen als auch gut sitzen konnte. Es sei auch gar nicht weit weg. »Wollen wir nicht zusammen fahren?«
    Nichts lieber als das. Familie Neuberth reiste mit Wohnwagen, daneben parkte ein Auto der schon sehr gehobenen Mittelklasse, und wenn ich es schaffte, mit dem winzigen Reisebügeleisen noch mal anständig Falten in Steffis dunkle Hose zu pressen, würde sie selbst den kritischen Blicken hochnäsiger Oberkellner standhalten können.
    Von außen wirkte das Restaurant wie eine verwitterte Scheune, innen wie der Speisewagen vom legendären Orientexpreß. Weinroter Plüsch dominierte. Stühle gab es kaum, man saß auf gepolsterten Bänken, von denen sich jeweils zwei in abgeteilten Nischen gegenüberstanden. Ein Kellner mit bodenlanger weißer Schürze schoß auf uns zu.
    Die Herrschaften hatten reserviert? Das hatten die Herrschaften leider nicht. Sehr bedauerlich, denn es sei schon alles besetzt. Wieso das? Von den zwölf Tischen waren doch noch sieben frei? (Neidisch stellte ich fest, daß Herr Neuberth ein ausgezeichnetes Französisch sprach.) Eben nicht, die Plätze seien vorbestellt.
    Ein Kellner ohne Schürze eilte herbei. Es mußte eine höhere Charge sein, denn er schickte seinen Kollegen weg und geleitete uns in die entfernteste Nische mit direktem Blick zur Toilettentür.
    Da saßen wir nun und plauderten uns über die erste Befangenheit hinweg, bis Frau Neuberth auf die Uhr sah.
    »Jetzt sind wir schon seit zwanzig Minuten hier, und noch immer hat sich kein Schwanz blicken lassen. Das Dumme an einem ruhigen, ausgeglichenen Wesen ist, daß man damit in Lokalen nie bedient wird. Markus, frag doch mal, ob man hier etwas zu trinken bekommt.«
    Das Restaurant hatte sich in der Zwischenzeit gefüllt, doch von den herumwieselnden Kellnern geruhte keiner, unsere Nische auch nur zur Kenntnis zu nehmen.
    Schließlich wurde es Herrn Neuberth zu dumm, er stand auf und marschierte geradewegs zur Schwingtür, hinter der immer die Ober verschwanden, um wenig später mit silbernen Schüsseln wieder aufzutauchen. Kurz vor dem Allerheiligsten wurde er gestoppt. Von dem Wortwechsel bekamen wir nichts mit, doch als er zurückkam, folgten ihm auf dem Fuß gleich zwei Bedienstete, ein kleiner und ein großer. Der Große trug eine Serviette, der Kleine vier Speisekarten von Gästebuchgröße, die er an den Großen weiterreichte, auf daß der sie uns einzeln vorlege. Als dies geschehen war, traten beide den Rückzug an.
    Nach alter Gewohnheit betrachtete Steffi die Karte erst einmal von rechts nach links. »Preise haben die hier wie im alten Rom. Tomatensuppe siebenundzwanzig Francs.
    Wird die Brühe etwa mit Blattgold

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