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Werden sie denn nie erwachsen?

Werden sie denn nie erwachsen?

Titel: Werden sie denn nie erwachsen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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vier bemalte Töpfchen mit der Aufschrift »Herbes de Provence«, dann zogen wir befriedigt wieder ab. Wo wir den See finden würden, wußten wir jetzt auch.
    In sechs waschreife T-Shirts gewickelt und tagsüber im »Schlafzimmer« zwischen den Betten verstaut, hat die Vase den Transport unbeschadet überstanden.
    Vorsichtshalber hatte Steffi einen Zettel mit einem großen Ausrufungszeichen an ihr Deckbett geheftet, damit sie daran erinnert wurde, vor dem abendlichen Umbau das kostbare Stück in der Spüle zu deponieren.
    Den See spürte Otto schon wieder, bevor er überhaupt zu sehen war. Wie verrückt kratzte er an der Tür. Kaum hatte ich sie geöffnet, da schoß er hinaus und direkt ins Wasser.
    Und ebenso schnell war er wieder draußen. Bergseen sind kalt.
    Der Campingplatz war klein, nicht besonders komfortabel – Geschirrspülen fand wieder im Wohnmobil statt –, aber sauber und wenig bevölkert. Ich baute gerade unsere Terrasse auf, als mir jemand auf die Schulter tippte.
    »Kenn wa uns nich?«
    Verwundert drehte ich mich um. »Na also, hab" ick doch richtig jesehn. Wissen Se nich mehr? Bei die toten Päpste in Avignon ham wa uns jetroffen.«
    Natürlich, Herr Malwitzki aus Berlin. »Was machen Sie denn hier? Ich denke, Sie campen irgendwo an der Küste?«
    »War ick ja ooch, und nächste Woche fahr’n wa wieda runta. Aba jetzt über Pfingsten, wenn die janzen Franzosen mit ihre jesamte Sippschaft einfallen, machen wa imma ’ne Flieje. Den Krach und det Jeschwafel von morjens bis abends hält keen normaler Mensch aus. Hier oben isset nich so vornehm, aba wenigstens stille. Sind Sie ooch wejen dem Feiertagsrummel jetürrnt?«
    »Nein, wir sind schon beinahe auf der Heimfahrt.«
    »Ach so. Na ja, is nich zu ändern. Allet hat mal ’n Ende, bloß die Wurst nich, die hat zwee.«
    Unsere nicht. Wir hatten nur welche in Scheiben, vakuumverpackt. Zusammen mit Spiegeleiern auf Toast, überbacken mit Käse, schmeckte sie hervorragend.
    Tütensuppen waren Gott sei Dank alle.
    »Halt doch mal still, du blödes Vieh!« und »Du bist ein Hund, Jojo, keine Kuh. Nimm das Grünzeug aus der Schnauze!«
    Merkwürdige Töne so früh am Morgen! Verschlafen blinzelte ich durch die noch halbgeschlossenen Lider und sah Steffi auf dem Fußboden hockend, wie sie versuchte, den beiden Hunden je ein Margeritensträußchen unter das Halsband zu schieben. Knurrender Protest der so Dekorierten, doppelstimmiges Gewinsel, schließlich Flucht in die Fahrerkabine.
    »Die sind aber auch zu dämlich!« seufzte sie. »Dabei hatte ich mir das so schön vorgestellt. Na, dann eben nicht! Dafür kannst du jetzt auf einem Blütenteppich ins Bad schreiten.« Sie umarmte mich liebevoll. »Herzlichen Glückwunsch und alles Gute für die nächsten fünfundvierzig Jahre. Dann bist du hundert, wirst Ehrenbürgerin von Randersau, brauchst keine Steuern mehr zu zahlen und kriegst vom Bürgermeister eine Freikarte fürs Hallenbad. Dafür lohnt es sich doch, noch ein paar Jahrzehnte durchzuhalten. – Ach ja, dein Geschenk steht zu Hause, weil sich eine Espresso-Maschine hier so schlecht verstecken ließ. Und wenn du jetzt aufstehst, kann ich sogar den Frühstückstisch decken, du liegst nämlich noch drauf. Ich habe am Kiosk frische Brötchen bekommen, ist das nicht erstaunlich? Zeig mir mal einen deutschen Bäcker, der am Pfingstsonntag in seiner Teigschüssel rührt.«
    Lediglich das Wetter paßte nicht zu dem hohen Feiertag.
    Es nieselte. Und als es aufhörte zu nieseln, begann es zu regnen. »An der Küste scheint bestimmt die Sonne, da war der Himmel immer blau.« Aus einem der Klappfächer kramte Steffi den Würfelbecher heraus, suchte weiter, räumte Unterwäsche und Badeanzüge von links nach rechts, warf zwei Päckchen Puddingpulver auf den Tisch – »Wie kommen die denn hier rein?« –, durchwühlte die übrigen Fächer, stieg wieder von der Bank. »Ich kann die Kniffelblocks nicht finden.«
    »Hast du denn welche mitgenommen?«
    »Wieso ich?
Du
wolltest doch …«
    Wenigstens die Spielkarten waren da. Gin-Rummy, das man in England stilvoll vor einem flackernden Kaminfeuer zu spielen pflegt, hatte uns Vicky beigebracht, aber wir wurden uns über die Regeln nicht mehr einig, und der Kamin fehlte auch. Sechsundsechzig? Zu langweilig.
    Patiencen legen? Dazu war der Tisch nicht groß genug.
    »Wir könnten ja mal was lesen«, schlug Steffi vor.
    Stimmt, dazu waren wir bisher kaum gekommen. »Mir ist aber jetzt nicht nach Mittelalter.«
    »Was

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