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Werden sie denn nie erwachsen?

Werden sie denn nie erwachsen?

Titel: Werden sie denn nie erwachsen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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übergingen.
    Rechts unten plätscherte ein unsichtbarer Bach. Grillen zirpten, Vögel zwitscherten, eine aufdringliche Hummel surrte um meinen Kopf – Natur pur. Von allem, was am Wegesrand wuchs, pflückte ich einen Strauß zusammen – auch ein karges Mahl kann durch entsprechenden Tischschmuck zu einem Festessen werden (großmütterliche Weisheit!) –, dann pfiff ich die Hunde heran und machte mich auf den Rückweg.
    Steffi hatte Gesellschaft bekommen. Ein Knabe ihres Alters stand neben der geöffneten Wohnwagentür und übte sich in Konversation. Vorne an der Straße parkte ein Citroën. Beim Anblick des Jünglings sträubte sich Ottos Fell, er stürzte wild kläffend los und hing wenige Augenblicke später an dem fremden Hosenbein.
    »Was ist denn in den gefahren?« Vergebens versuchte Steffi den Hund zurückzureißen, er ließ nicht locker.
    »Otto, aus!!!« Otto dachte gar nicht daran, zumal er jetzt Unterstützung von Jojo bekam.
    Es kostete uns einige Mühe, das sprachlose Opfer von den zwei kleinen Kannibalen zu befreien, und als wir sie im Wagen eingesperrt hatten, krakeelten sie weiter. Der Mann murmelte etwas Unfreundliches, stieg in sein Auto und fuhr weg.
    »Ich möchte bloß wissen, was unsere friedlichen Wauwaus so auf die Palme gebracht hat«, sagte Steffi, »sonst macht Otto um jeden Fremden einen Riesenbogen, und dem hier geht er an die Wäsche. Dabei hat er doch ganz normal ausgesehen.«
    »Was wollte er überhaupt?«
    »Nichts Besonderes. Er hat gefragt, wo ich herkomme, ob ich hier über Nacht bleiben will, wie lange ich schon unterwegs bin – na ja, das übliche Blabla.« Sie nahm mir die Blumen ab. »Wo soll ich die denn reintun?« Auf zehn Zentimeter Länge gekürzt, landeten sie schließlich im Zahnputzbecher.
    »Und du hast alles verstanden, was er gesagt hat?«
    Sie grinste. »Er konnte Deutsch. – Jetzt komm aber endlich, sonst wird unser Essen welk.« Zum gemischten Salat gab es Baguette mit Camembert und als Nachtisch eingemachte Pfirsiche. Das Glas hatte schon seit zwei Jahren bei uns im Keller gestanden und mindestens genauso lange im Keller unserer Nachbarin, der ich diese milde Gabe zu verdanken hatte. Soweit ich mich erinnerte, hatte Sven ihren Pfirsichbaum schon vor etlichen Jahren abgesägt.
    »Weißt du, Steffi, mir läßt das Affentheater von den Hunden keine Ruhe.« Ich rührte in meiner Kaffeetasse, obwohl noch gar keine Sahne drin war, und schielte immer wieder zu den friedlich schlafenden Vierbeinern hinüber.
    »Es muß einen Grund gehabt haben, daß Otto auf diesen Knaben losgegangen ist. Irgend etwas muß ihn an dem Mann gestört haben.«
    »Vielleicht war er bloß eifersüchtig.«
    »Glaube ich nicht. Dann hätte er auch den ollen Malwitzki attackieren müssen oder Herrn Neuberth … nein, da hat etwas anderes mitgespielt. Ich weiß nicht, warum, aber ich habe ein mulmiges Gefühl.«
    »Du hast doch nicht etwa Angst?«
    »Wenn du es genau wissen willst, jawohl! Wer garantiert uns denn, daß dieser Mann nicht bloß die Lage peilen wollte und heute nacht mit seinen Kumpanen zurückkommt? Das bißchen Tür ist doch kein Hindernis für ein paar kräftige Burschen, und daß die Hunde keine Neufundländer sind, auch wenn sie sich manchmal so anhören, hat er ja gesehen. Im besten Fall kriegen wir eins über die Rübe, und wenn wir aufwachen, ist der Wagen weg. An mögliche Alternativen will ich erst gar nicht denken.«
    »Da gibt’s ja nur zwei: Entweder ermordet oder umgebracht.« Aber sie war doch nachdenklich geworden.
    »Vielleicht hast du nicht mal so unrecht. Tiere haben ja einen besseren Instinkt als Menschen. Andererseits hat der Junge wirklich ganz harmlos ausgesehen, der wollte sich bloß unterhalten.«
    »Würden alle Mörder wie Mörder aussehen, gab’s keine mehr! Nee, Steffi, wir packen zusammen und räumen das Feld.«
    Gesagt, getan. »Aber nur bis zum nächsten Ort.« Sie schob den Zündschlüssel ins Schloß. »In spätestens einer Viertelstunde ist es stockfinster.«
    Links herum kam nicht in Betracht, da würden wir wieder in diesem Bergdorf landen. Also nach rechts.
    Sieben Kurven, dann sahen wir schon die ersten Häuser eines Ortes. »Da vorne ist ein Parkplatz«, sagte Steffi erfreut, »da halten wir.«
    Der Platz war hell erleuchtet. Gleich daneben befand sich die Schule, gegenüber eine Sporthalle, in der noch lebhafter Betrieb herrschte, und in kaum zehn Meter Entfernung ratterte der Durchgangsverkehr vorbei.
    »Richtig anheimelnd«, meinte

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