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Werden sie denn nie erwachsen?

Werden sie denn nie erwachsen?

Titel: Werden sie denn nie erwachsen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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ich nur.
    Da rastete Steffi aus. »Such
du
doch was, wenn es dir hier nicht paßt. Ich habe die Schnauze voll!«
    Hatte ich auch, obwohl ich mich vielleicht (aber auch nur vielleicht) nicht ganz so drastisch ausgedrückt hätte, doch als Schlafplatz nach einem anstrengenden Tag war diese Stelle nun wirklich nicht geeignet. Und morgen hatten wir einen mindestens ebenso anstrengenden Tag vor uns. »Kommt, Jungs, wir gehen noch mal Gassi!«
    Die waren aber schon auf Nachtruhe programmiert und nur widerwillig bereit, noch ein weiteres Mal mit mir loszuziehen. Wir schlenderten die Einkaufsstraße entlang – ein kleiner Supermarkt, ein Metzger, ein Bäcker, der morgen früh wenigstens frische Brötchen garantierte, eine Kneipe, ein Laden für Schwimmbad-Technik, einer mit rechts drei Kleidern im Schaufenster und auf der linken Seite Büroartikel, noch eine Kneipe – aus. Gleich dahinter gabelte sich die Straße. Ich ließ die Knöpfe an meiner Bluse entscheiden. Es waren sechs. Also nach links.
    Da standen Ein- und Zweifamilienhäuser mit Gärten davor, und in jedem Garten lief mindestens ein Hund herum, der sich auch sofort bemerkbar machte. Meine beiden gaben Antwort, und bald hörte man ein vielstimmiges Gebell in sämtlichen Tonlagen von ganz tief (Dobermann) bis zu hysterischem Gefiepe (Yorkshireterrier). Die ersten Fenster gingen auf, und ich rannte los, um den ansässigen Vierbeinern den Anlaß ihrer begreiflichen Empörung aus den Nasen zu bringen. Sehen konnten sie meine beiden Dackel bestimmt nicht, dazu war es viel zu dunkel.
    Die Straße wurde steiler, der Asphaltbelag hörte auf, und die Häuser auf der rechten Seite schauten noch etwas unfertig aus. Aha, Neubaugebiet. Sehr schön. Genau das, was ich suchte, auch wenn ich es vorher nicht gewußt hatte.
    Die letzten drei Hunde bellten immer noch, als wir die Straße in entgegengesetzter Richtung zurückliefen, und prompt fielen alle anderen auch wieder ein. Jetzt öffneten sich schon mehr Fenster! Was würde erst geschehen, wenn wir mit dem Wohnmobil hier durch mußten?
    Steffi wartete schon vor der Tür. »Gibt’s da oben einen Hundezwinger?«
    »Nicht direkt, nur eine Töle in jedem Haus, und da stehen eine Menge Häuser. Aber ich habe einen idealen, ganz ruhigen Platz gefunden, bloß ein paar hundert Meter von hier.«
    Wir schaukelten ab, doch schon an der Straßengabelung trat Steffi wieder auf die Bremse. »Was ist denn
hier
los?«
    Die eben noch menschenleere Straße war plötzlich recht bevölkert. Frauen in Morgenröcken standen überall herum, Lockenwickler in den Haaren und Schläppchen an den Füßen, andere gestikulierten über den Gartenzaun, aus den geöffneten Fenstern dröhnten die Fernseher – es herrschte eine Art Volksfeststimmung. Nur Männer waren nicht zu sehen.
    »Grüne-Witwen-Ghetto«, sagte Steffi, »da fahre ich nicht durch. Gibt es noch einen anderen Weg?«
    »Wahrscheinlich, doch den finden wir im Dunkeln bestimmt nicht. Außerdem ist das hier eine öffentliche Straße, und es steht nirgendwo geschrieben, daß man sie nach einundzwanzig Uhr nicht mehr befahren darf.«
    Nur im Schrittempo bewegten wir uns vorwärts, begleitet von neugierigen und teils auch mißtrauischen Blicken, doch niemand hielt uns an. Trotzdem waren wir froh, als wir das letzte bewohnte Haus hinter uns gelassen und gegenüber den Neubauten halten konnten.
    »Vielleicht war es ja wirklich besser, daß wir aus dieser Waldeinsamkeit getürmt sind«, murmelte Steffi schon im Halbschlaf, »aber diese Straße hier rauf hat mich wieder einen Haufen Illusionen gekostet.«
    »Wieso denn das?« Ich saß noch auf dem Boden und suchte das Loch in der Luftmatratze, dem ich eine recht unbequeme Nacht zu verdanken hatte.
    »Lauter Frauen und kein einziger Mann. Dabei sahen die alle so verheiratet aus.«
    »Das sind sie bestimmt auch.« Das Loch hatte ich gefunden, doch wo war das Flickzeug?
    »Meinst du? Wo waren denn die ganzen Männer?«
    »In der Kneipe.« Jetzt fiel es mir wieder ein. Steffi hatte gesagt, Fahrradflickzeug müsse man kühl lagern, und es neben die Senf tube in die Kühlschranktür gepackt. »In Frankreich verbringen Ehemänner ihre Abende meistens in der Kneipe.«
    »Na siehste, wieder ein Grund mehr, nicht zu heiraten.«
    Sie seufzte leise. »Den idealen Mann finde ich sowieso nicht.«
    »Kannst du auch gar nicht.« Ich schmirgelte die durchlöcherte Stelle ab und klebte den Flicken drauf.
    »Warum nicht?«
    »Weil er wahrscheinlich auf der Suche nach

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