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Werden sie denn nie erwachsen?

Werden sie denn nie erwachsen?

Titel: Werden sie denn nie erwachsen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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schlecht möglich. Nur mit einem knappen Slip bekleidet, stand Nicki vor dem Spiegel und fönte ihre Haare. »Weshalb dieser Aufwand? Bei der Hitze trocknen die doch von allein.«
    »Und hinterher sehe ich aus wie eine Drahtbürste.« Sie schaltete den Fön aus und begutachtete ihr Werk. »Na ja, geht gerade noch. Zu Hause muß ich aber dringend zum Friseur. – Was ich noch fragen wollte, Mami, kannst du mir deinen hellblauen Schal borgen?«
    »Wozu denn?«
    »Sie will den Tanz der sieben Schleier tanzen, und einer fehlt ihr noch.« Triefend kam Katja aus der Dusche und warf sich aufs Bett. »Heute abend ist Disko, und da muß sich Mademoiselle doch stylen. Sie hat nämlich den verpickelten Franzosen an der Angel.«
    »Quatsch!« Eine leichte Röte zog über Nickis Gesicht.
    »Darum geht es ja gar nicht. Wenn du gestern nicht meine weiße Bluse geklaut und voll Erdbeereis gekleckert hättest, müßte ich jetzt nicht improvisieren.«
    »Reg dich ab, morgen hast du sie wieder. Ich habe sie gleich heute früh zum Waschen gegeben.« Katja wälzte sich vom Rücken in die Bauchlage. »Vorne bin ich schon trocken. – lihhh, was klebt denn hier?« Unter ihren Beinen zog sie eine leicht durchfeuchtete Zeitung hervor und warf sie auf den Boden. »Hoffentlich war es nicht die BILD, die färbt immer so ab.«
    »Ach,
da
ist sie, ich habe sie schon überall gesucht.«
    Nicki hob die Zeitung auf, und während sie darin herumblätterte, meinte Katja geringschätzig: »Liest du die etwa? Wen interessiert es denn schon, ob Fräulein Heidi Klawutke aus Wuppertal Miß Kokosnuß geworden ist?«
    Bei der beanstandeten Zeitung handelte es sich um die
Coast News,
die jede Woche erschien, gratis verteilt wurde und in vier Sprachen überwiegend Reklame und zwischendurch auch ein paar Neuigkeiten enthielt, die Touristen interessieren könnten. Es gab ja immer welche, die sofort eine gerade eröffnete, zwanzig Kilometer entfernte Boutique stürmten, obwohl es da bestimmt nichts anderes zu kaufen gab als in den zig übrigen Boutiquen auch. Und ein Fußballspiel, bei dem Gäste gegen Einheimische antraten, fand alle Naselang irgendwo statt.
    »Manchmal steht aber auch etwas Interessantes drin.
    Hier zum Beispiel!« Sie deutete auf eine kleine Notiz auf der letzten Seite. »Am 2. März gegen 22 Uhr wird die QUEEN ELIZABETH in Mombasa erwartet und zwei Tage lang am Kai im Neuen Hafen vor Anker liegen.«
    »Waas???« Ich riß ihr die Zeitung aus der Hand.
    Tatsächlich, da stand es schwarz auf weiß. »Welchen haben wir heute?«
    »Den Ersten.«
    »Dann kommt sie ja schon morgen?«
    »Eben! Deshalb müssen wir übermorgen nach Mombasa.
    Habe ich doch vorhin schon gesagt. Ich bin ja bloß auf das dußlige Gesicht von Sascha gespannt, wenn wir plötzlich unten an der Treppe stehen.«
    »Auf einem Schiff heißt das Gangway«, verbesserte Katja. »Müssen wir denn unbedingt hin?«
    »Na, hör mal!« Es gab Momente, da verstand ich meine Tochter wirklich nicht mehr. »Du hast deinen Bruder immerhin ein Jahr lang nicht gesehen.«
    »Ich habe ihn auch gar nicht vermißt. Am Ende bildet er sich noch ein, wir seien ihm hinterhergefahren.«
    »Dann bleib doch hier, es zwingt dich ja niemand.«
    »Natürlich komme ich mit«, sie rappelte sich vom Bett hoch, »ich habe nämlich noch nie einen Luxusliner gesehen.«
    Gleich nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg.
    Wir hatten ausgerechnet, daß wir gegen zehn Uhr in Mombasa sein würden, vorausgesetzt, die Fähre war nicht wieder mal kaputt, und der Hafen würde sich dann wohl auch noch finden lassen. Der Busfahrer beschrieb uns den Weg denn auch so ausführlich, daß wir schon an der nächsten Straßenecke nicht mehr weiter wußten.
    »Warum nehmen wir kein Taxi? Ein Vermögen wird das schon nicht kosten, und die paar Mark sollte dir dein lieber Sohn eigentlich wert sein.«
    Na gut, warum nicht? Der Taxifahrer wußte schon Bescheid, kaum daß ich ihm das Fahrtziel genannt hatte.
    »Oh, you will see the ship!« Wir einigten uns auf den Preis von achtzig Shilling, also ungefähr sieben Mark, dann durften wir einsteigen und uns die Stellen auf der Rückbank suchen, aus denen noch keine Sprungfeder herausragte; kenianische Taxis zeichnen sich selten durch ein intaktes Innenleben aus.
    Entgegen unserer Annahme fuhren wir keineswegs zum Meer hinunter, wo man logischerweise einen Hafen zu suchen hat, sondern in die entgegengesetzte Richtung, holperten über schlaglochgespickte Sandpisten, durchquerten ein

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