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Werden sie denn nie erwachsen?

Werden sie denn nie erwachsen?

Titel: Werden sie denn nie erwachsen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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schick deine Vicky wieder in die Heia, am besten mit einem Eisbeutel. Sie sieht wirklich etwas deformiert aus.« Wenigstens brachte Katja noch so viel Höflichkeit auf, sich in holprigem Englisch für die Betreuung zu bedanken und gute Besserung zu wünschen. Auch ich gab einige Artigkeiten von mir, und sogar Nicole raffte sich zu einem »Thank you, you were very kind« auf. Im Gegensatz zu ihrer Schwester, die, sofern sie Lust hat, ungeniert in einer fremden Sprache drauflosquasselt ohne Rücksicht auf Grammatik oder Satzbau, überlegt sich Nicole jedes Wort sorgfältig, reiht in Gedanken Silbe für Silbe aneinander bis zum kompletten Satz, und wenn sie ihn endlich fertig hat, sind ihre Gesprächspartner längst bei einem anderen Thema.
    Vicky wünschte uns allen noch einen schönen Tag und zog sich zurück. Achselzuckend sah ihr Katja hinterher.
    »Was hast du bloß an der gefressen, Sascha?«
    »Wie meinst du das? Ich kenne sie eben, genauso wie ich die anderen Tänzerinnen auch kenne.«
    »Wird das auf die Dauer nicht ein bißchen zu anstrengend?«
    Nun wurde er wirklich ärgerlich. »Ich will dir mal was sagen, du dummes kleines Gör, wenn du nicht endlich mit diesen albernen Anspielungen aufhörst, fliegst du vom Schiff und kannst auf dem Kai warten, bis du schwarz wirst, kapiert?«
    »Aye aye, Sir, habe verstanden! Dein Liebesleben fällt in die Kategorie top secret.« Sie konnte es einfach nicht lassen.
    »So, jetzt kommt mal mit, damit ich euch meine Spielwiese zeigen kann.« Wieder ging es Treppen hinauf, wir durften einen Blick in den verschwenderisch ausgestatteten Schönheitssalon werfen und in den Gymnastikraum, und dann stießen wir auf eine durchgehende Fensterfront, die einen phantastischen Blick über den ganzen Kai bot. Vor einem der Fenster stand ein Tisch von der Größe einer Pingpong-Platte. Vier Männer im Gesamtalter von etwa dreihundert Jahren bewegten sich im Schneckentempo an der Tischkante entlang, zwei mit Lupen vor den Augen, und starrten auf die Platte. Erst beim Näherkommen sahen wir, daß sie gemeinsam ein Puzzle zusammenbauten.
    »Gibt’s denn das?« Entgeistert beobachtete Nicki die Altherrenriege. »Die sind auf einer Weltreise, liegen in einem exotischen Hafen, haben ein tolles Panorama vor sich und nichts Gescheiteres zu tun, als mit bunten Bildchen zu spielen.«
    Sascha fand das völlig normal. »Du kannst sie ja fragen, wie oft sie schon um den Globus geschippert sind.
    Wahrscheinlich ein dutzendmal oder mehr. Für diese reichen Knöppe ist so eine worldcruise ungefähr das gleiche wie für euch ein Wochenende am Bodensee. Geld haben sie wie Heu, Langeweile auch, andererseits kennen sie schon alles, sind überall gewesen und freuen sich diebisch, weil sie diesmal wieder Jim aus Texas und Jack aus Florida getroffen haben, die auch schon auf der vorletzten Kreuzfahrt mit von der Partie gewesen sind.«
    Ein paar Schritte weiter saß ein älteres Ehepaar auf einem der vielen Sofas, Kopfhörer auf den Ohren, und hüpfte im Takt der Musik vergnügt auf den Polstern hin und her. »Die hatte ich schon auf der Liberty« – artig grüßte Sascha hinüber –, »denen gehören in Detroit zwei kleinere Bürohäuser, ungefähr dreißig Stockwerke hoch, also nicht zu vergleichen mit Mrs. X, die in London den halben Piccadilly Circus besitzt, oder genauer gesagt, die Grundstücke. Sie bucht immer gleich drei Kabinen. Eine für sich, die zweite für ihre Garderobe und die andere für ihre Gäste. Da kommen mal welche in Singapur an Bord und fahren bis Nagasaki mit, in Kapstadt baggert sie neue ein, die gehen in Rio wieder runter oder in Antigua – Zeit und Geld spielen doch keine Rolle.«
    »Eigentlich wollte ich immer einen Millionär heiraten«, sagte Katja nachdenklich, »aber wenn ich das hier so sehe, finde ich die Idee gar nicht mehr so gut. Was will man denn noch vom Leben erwarten, wenn man schon alles hat, sich jeden Wunsch erfüllen kann und nichts mehr zum Wünschen übrigbleibt? Gibt es überhaupt noch etwas, worüber die sich freuen können?«
    »Ja«, antwortete Sascha sofort, »wenn sie in der Boutique ihrer zweitliebsten Feindin den Seidenfummel vor der Nase wegschnappen und abends damit herumstolzieren können. – So, und das hier ist mein Tummelplatz.«
    Es war ein relativ kleiner Speisesaal, den wir betraten, aber er war ja auch nur den Passagieren der First Class vorbehalten, und davon gab es wohl doch nicht so viele.
    Die Tische waren bereits gedeckt, und ich fragte

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