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Werden sie denn nie erwachsen?

Werden sie denn nie erwachsen?

Titel: Werden sie denn nie erwachsen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Futtertrog?« Suchend schaute sich Katja um. »Ich sehe keine Frittenbude.«
    »Ob das dieser Fahrkartenschalter da hinten ist?« Nicole zeigte auf ein Glasfenster gleich neben der Treppe, hinter dem mit gelangweilter Miene ein weißgekleideter Jüngling Zeitung las.
    »Sieh doch einfach mal nach!«
    »Ich trau’ mich nicht.«
    »Feigling!« Aber so ganz wohl war mir auch nicht in meiner Haut, als ich aufstand und scheinbar uninteressiert hinüberschlenderte. Der Jüngling sah nur kurz hoch, musterte mich oberflächlich und kam zu dem Schluß, daß ich nichts von ihm wollte. Im Augenblick fand ich die beiden Getränkeautomaten neben seinem Würstchenstand auch viel verlockender. »Icetea« stand auf dem einen, der andere enthielt Eiswasser. Mit einem großen Pappbecher voll Tee bummelte ich zurück zum Tisch.
    »Gibt’s das umsonst?« Mit Argusaugen hatten mich die Zwillinge verfolgt. »Ich könnte einen ganzen Eimer voll austrinken«, sagte Katja und stiefelte los. Nicki ebenfalls.
    Sie pirschten sich betont gleichmütig an den Imbißstand heran und – gingen daran vorbei zu den Getränkeautomaten.
    »Mir ist ja das Wasser im Mund zusammengelaufen«, seufzte Katja und setzte sich wieder, »aber ich habe einfach nicht die Courage, da hinzugehen und was zu holen. Wir haben doch gar nicht das Recht dazu.«
    »Ihr seid albern!« Hatte ich mich nicht genauso albern benommen? »Wenn’s Ärger gibt, kann uns immer noch Sascha rauspauken.« Meine Zuversicht war allerdings nur gespielt. Wo, um alles in der Welt, sollte ich meinen Bürgen finden? Ich wußte ja nicht mal, wie wir überhaupt von diesem Kahn wieder runterkommen würden.
    Trotzdem gab ich mir einen Ruck und steuerte geradewegs das Glasfenster an. »One Hamburger, please«, verlangte ich forsch, das einzige an Fast food, was ich dem Namen nach kannte. Die diversen Salate, appetitlich in großen Schüsseln angerichtet, hätten mich zwar auch gereizt, doch ich wußte weder, was Mais auf englisch heißt, noch fiel mir die Vokabel für Gurken ein. Also nahm ich mein Pappbrötchen mit der dazwischenliegenden Bulette in Empfang, griff nach einer Papierserviette und zog wieder ab.
    Auf dem Weg zurück zum Tisch kamen mir die Mädchen schon entgegen. »Scheint ja zu klappen.« Bei ihnen dauerte es wesentlich länger, und als Nicole ihr Tablett abstellte, wurde mir klar, warum. Lauter Pappschälchen mit Salaten hatte sie mitgebracht, Minituben mit allen möglichen Soßen, dazu zwei Hamburger, die mindestens doppelt so groß wie meine waren.
    »Ich weiß nicht, was ihr daran findet.« Ich würgte an diesem trockenen Zeug herum und bekam es nur runter, wenn ich nach jedem Bissen einen Schluck Eistee trank.
    »Das schmeckt doch so was von langweilig …«
    Da prustete Katja los. »Man merkt, daß du noch nie bei McDonald’s warst. Du kannst einen Hamburger doch nicht solo essen!« Sie klappte ihr Brötchen auseinander, und dann wußte ich, weshalb sie bei jedem Happen Maulsperre bekam. Salatblätter, Zwiebeln, Gurken, zwei Käsescheiben und ich weiß nicht mehr, was sie noch unter und über ihre Frikadelle gepackt hatte, jedenfalls sah dieser Aufbau sehr abenteuerlich aus.
    »Mir hat der Knabe aber bloß dieses Wabbelbrötchen mit dem Klops in der Mitte gegeben«, beschwerte ich mich. »Wahrscheinlich ist er bei jungen Mädchen großzügiger.«
    »Quatsch, den Rest nimmt man sich selber. Der Boy da hinten paßt doch bloß auf, daß ihm die Buletten nicht anbrennen.«
    Außer uns, die wir schon von einigen der sonnenbadenden Passagiere mißbilligend beobachtet wurden, schien niemand Hunger zu haben. Der Fast-food-Verwalter hatte sich wieder in seine Zeitung vertieft und sah nicht mal mehr auf, als Katja zum drittenmal ihren Becher mit Eistee füllte. Er war wohl an komische Vögel gewöhnt.
    Die gab es um uns herum in ausreichender Menge. Sie steckten in grellfarbenen Badehosen, über denen ein mehr oder minder ausladendes Wohlstandsbäuchlein hing, während die dazugehörigen weiblichen Partner das Gegenteil präsentierten und damit wohl dem in ihren Kreisen geltenden Schönheitsideal entsprachen: schlank und gebräunt. Gerechterweise mußte man diese Definition allerdings mit ›dürr‹ und ›verbrannt‹ übersetzen. Darüber täuschten auch die auf jugendlich geschminkten Gesichter nicht hinweg und erst recht nicht die schweren Goldarmbänder und Brillantringe, mit denen die ohnehin schon teuren Badeanzüge noch aufgewertet wurden.
    »Wehe, Määm, wann du später

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