Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Werden sie denn nie erwachsen?

Werden sie denn nie erwachsen?

Titel: Werden sie denn nie erwachsen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
Vom Netzwerk:
mal so rumläufst«, warnte Katja, während Nicki nur leise murmelte: »Wer nicht an Gespenster glaubt, war noch nie auf einem Luxusdampfer. – Können wir jetzt gehen? Ich hatte genug von dem ganzen Zirkus hier, und Sascha beneide ich überhaupt nicht mehr. Es stimmt zwar, daß er von der Welt eine Menge zu sehen kriegt, aber wenn ich mir dann wieder vorstelle, ich müßte Tag für Tag diese ganzen bornierten, übersättigten Figuren bedienen und um sie herumscharwenzeln … nee, danke.« Sie stand auf, nahm ihr Tablett, suchte einen Abfallbehälter, fand keinen, stellte alles wieder zurück auf den Tisch. »Wahrscheinlich gibt es auch dafür einen extra Müllmann.«
    Sascha hatte uns gesagt, daß wir einen Lift nehmen und auf den Knopf 3 drücken müßten, danach brauchten wir nur noch den Pfeilen zu folgen und kämen zur Gangway.
    Den Lift fanden wir auf Anhieb, auch den richtigen Knopf, sogar die Pfeile sahen wir, nur gab es rote, die nach rechts zeigten, darunter waren grüne, während die blauen in die entgegengesetzte Richtung wiesen.
    »Hat er auch die Farbe gesagt?« wollte Nicki wissen.
    Katja entschied sich für Grün. »Rot ist bestimmt der Notausgang, Grün die Hoffnung.« Diesmal erwies sie sich als trügerisch, wir hätten Blau nehmen müssen, wie uns ein staubsaugender Filipino mitteilte, nachdem wir zum drittenmal an ihm vorbeigelaufen waren.
    Endlich standen wir wieder auf dem Kai und kämpften uns durch das immer noch anhaltende Gewimmel zur nächsten Brücke. Der Gegenverkehr hatte zugenommen.
    Bepackt mit Holzfiguren jeglicher Größe, unter den Arm noch einige T-Shirts geklemmt, stolperten die überwiegend weiblichen Passagiere zurück zum Schiff.
    »Darling, look at this lovely giraffe, I bought it for my grandson.«
    Das niedliche Tierchen war einschließlich Hals ungefähr anderthalb Meter hoch und mußte ein Vermögen gekostet haben. Darling schleppte ein ähnlich voluminöses Vieh mit sich herum und erklärte seiner Begleiterin, er gedenke das Nashorn zu Hause in Miami neben seinen Pool zu stellen. Nun suche er noch ein Pendant für die gegenüberliegende Seite, habe nur noch nichts Passendes gefunden.
    Im Vorbeigehen warfen wir einen Blick auf die Souvenirstände. Normalerweise gibt es keine festen Preise, es wird gehandelt, eine sehr zeitraubende Prozedur, und am längsten dauert sie, wenn man um die letzten zehn Shillinge feilscht. Jetzt allerdings war jedes einzelne Stück mit einem Preisschild versehen, und zwar ausschließlich in amerikanischer Währung. Am erstaunlichsten fand ich die Tatsache, daß diese Phantasiepreise von den Käufern anstandslos bezahlt wurden.
    Überhaupt schien während der letzten Stunden in ganz Mombasa eine Inflation ausgebrochen zu sein. Als wir eins der am Ende des Kais aufgereihten Taxis besteigen wollten, verlangte der Fahrer zwanzig Dollar. Pro Person.
    »Junge, du hast ja ’n Rad ab!« schrie Katja empört. »We are no passengers, we only visited the ship.«
    Es war ihm egal, ob wir Passagiere oder nur Besucher waren, er hatte uns vom Schiff kommen sehen, also gehörten wir irgendwie dazu und hatten die Taschen voller Geld. Mein Argument, wir hätten am Vormittag für die gleiche Strecke lediglich achtzig Shillinge bezahlt, akzeptierte er nicht. »You are rich people, I’m a poor man, because I have six children.«
    »So siehste auch gerade ausi Du bist doch höchstens zweiundzwanzig! Erzähl deine Märchen der Parkuhr!«
    Wütend knallte Katja die Wagentür zu. »Komm, Määm, wir versuchen es bei einem anderen.«
    Der wollte nur fünfzig Dollar haben. Der dritte verlangte siebzig, ging auf fünfundsechzig herunter, und als wir bei sechzig angekommen waren, bezeichnete er uns als Halsabschneider und kurbelte die Fensterscheibe wieder hoch.
    »Ich fürchte, wir werden laufen müssen.« Ein Geizhals bin ich wirklich nicht, doch diese Mondpreise gingen mir denn doch über die Hutschnur. Wenn die Amis sie bezahlten, war das ihre Sache, bei mir jedenfalls waren diese schwarzen Geier an der falschen Adresse.
    »Bis drei Uhr werden wir es zum Castle-Hotel gerade schaffen können«, stöhnte Nicki eingedenk der Strecke, die uns am Morgen schon endlos vorgekommen war.
    »Weißt du wenigstens, wo es langgeht?«
    Darüber brauchten wir uns nicht den Kopf zu zerbrechen. Kaum ein paar hundert Meter hatten wir zurückgelegt, als neben uns ein Taxi hielt. Heraus guckte der immer noch mürrisch vor sich hin brummende Fahrer mit den angeblich sechs Kindern.

Weitere Kostenlose Bücher