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Werden sie denn nie erwachsen?

Werden sie denn nie erwachsen?

Titel: Werden sie denn nie erwachsen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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mich im stillen, wo denn, um alles in der Welt, zwischen dem ganzen Silber und Kristall noch Platz für Teller und Schüsseln sein sollte.
    »Wenn ihr wollt, kann ich euch hier abfüttern«, bot Sascha an, »ich fürchte nur, ihr würdet euch unter diesem arroganten Volk nicht sonderlich wohl fühlen.«
    »Bloß nicht«, lehnte Katja gleich ab, »die kreuzen doch sicher in Taft und Seide auf, und wir hocken dazwischen wie die armen Verwandten.«
    Ganz so schlimm sahen wir nun doch nicht aus, aber ich hatte auch keine Lust, auf dem Präsentierteller zu sitzen und als Gesprächsthema zu dienen. Daß wir nicht zu diesem elitären Klüngel gehörten, wäre nur zu offensichtlich gewesen.
    »Wißt ihr was? Ihr geht jetzt aufs Sonnendeck«, schlug Sascha vor, »da gibt es eine Snackbar, und dort könnt ihr euch holen, was ihr wollt.«
    »Geht denn das so einfach? Wir sind doch keine Passagiere.«
    »Meine Güte, wir haben über tausend Gäste an Bord, da fällt doch der einzelne gar nicht auf. Außerdem steht da oben hinter dem Tresen ein Volltrottel, der würde nicht mal merken, wenn ein Schwarzer von ihm einen Hot dog haben will. Also macht euch deshalb keine Sorgen.«
    Ich machte mir aber welche. »Womit soll ich denn bezahlen? Ich habe nur kenianische Shillinge und D-Mark.
    Dollars habe ich bisher nicht gebraucht.«
    Sascha lachte. »Määm, du bist auf einem Schiff! Da zahlt man nicht, da ißt man bloß!«
    Immer deutlicher wurde mir klar, daß es mir im Umgang mit dem Geldadel und dessen Ambiente an den fundamentalsten Kenntnissen fehlte.
    Nicole hatte andere Probleme. »Du, Sascha, wo kann man denn hier, wenn man mal muß?«
    »Na komm, ich zeig’s dir, allein findest du es doch nicht.« Hätte sie auch nicht. An der Tapetentür wären wir glatt vorbeigelaufen. Auch der Waschraum war mit Veloursboden ausgelegt und – ich traute meinen Augen nicht – sogar die Kabinen mit den zum Teppich farblich abgestimmten Toiletten. Die Schmeichelspiegel, die einem immer eine so dekorative Bräune vortäuschen, wurden von rosa Lämpchen angestrahlt.
    »Da könnt ihr mal wieder sehen, daß Schönheit nur eine Frage der richtigen Beleuchtung ist«, stellte Katja fest, nachdem sie sich von den reichhaltig herumstehenden Kosmetika bedient und dann im Spiegel gemustert hatte.
    »Fragt sich bloß, wie der Lippenstift bei Tageslicht aussieht.«
    Er sah scheußlich aus!
    Draußen vor der Tür trampelte Sascha ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. »Wo bleibt ihr denn so lange? Ich dachte schon, ihr wollt da drin übernachten.«
    »Ich habe schon an weniger komfortablen Plätzen gepennt«, erwiderte Nicole. »Sag mal, klaut denn niemand was von dem ganzen Zeug? Da stehen mindestens zwanzig verschiedene Lippenstifte, haufenweise Nagellack, Eau de toilette en masse, und alles bekannte Marken. Am liebsten hätte ich mir was mitgenommen.«
    »Und warum haste nicht? Was fehlt, wird wieder ergänzt. No problem.«
    Auf den für sanitäre Anlagen etwas unpraktischen Bodenbelag angesprochen, grinste Sascha nur. »Was glaubt ihr, wie die Waschräume aussehen, wenn wir hohen Seegang haben?«
    Das wollte ich mir lieber nicht vorstellen.
    Er verabschiedete uns. In zwanzig Minuten habe er Dienstbeginn, und umziehen müsse er sich auch noch.
    »Kannst du denn nicht mal zwei oder drei Stunden von Bord?« Ich war enttäuscht. Irgendwie hatte ich mir unser Wiedersehen etwas anders vorgestellt, ein bißchen familiärer und in einer weniger feudalen Umgebung.
    »Zwischen Lunch und Dinner«, sagte Sascha lakonisch.
    »Was heißt das?«
    »Ungefähr um zwei bin ich fertig und kann bis sechs runter vom Kahn. Wollen wir uns irgendwo treffen?«
    Wir verabredeten uns für drei Uhr im Castle-Hotel, dem einzigen Ort in Mombasa, den wir mit Sicherheit finden würden. Es gibt niemanden in der Stadt, der dieses Überbleibsel aus der Kolonialzeit nicht kennt und einem im Bedarfsfall den Weg zeigen kann. Sascha brachte uns noch zur Treppe nach oben, dann trabte er im Dauerlauf davon.
    Das Sonnendeck war die letzte Etage dieser schwimmenden Herberge, darüber gab es nur noch den Schornstein und die Rettungsboote. In der Mitte befand sich ein Pool, drumherum waren weißlackierte Liegen gruppiert, teils mit, teils ohne grillende Sonnenanbeter, und neben der Reling standen kleine, sonnenbeschirmte Tische mit jeweils drei Stühlen. Wir suchten uns den letzten aus, weil er uns einen ungehinderten Blick über das ganze Deck gestattete.
    »Wo ist denn jetzt der

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