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Werden sie denn nie erwachsen?

Werden sie denn nie erwachsen?

Titel: Werden sie denn nie erwachsen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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»Twohundred shillings?«
    »Onehundred and no shilling more!« sagte Katja sofort.
    Erst zögerte er noch, dann war er einverstanden.
    »Siehste, du mußt bloß konsequent sein.« Erleichtert kletterte sie in den Wagen. »Dem ist der deutsche Spatz in der Hand auch lieber als die Dollartaube auf dem Dach.«
    Ausnahmsweise war Sascha pünktlich, ein bei ihm äußerst seltenes Phänomen. Dabei hatten wir uns schon auf eine längere Wartezeit eingerichtet und nuckelten betont langsam an unserer Cola (Gläser hatten wir nicht, die gibt es nur auf Verlangen, aber wenigstens Strohhalme bekommt man), denn sogar in den Restaurants hatten sich die Preise inzwischen verdoppelt. Kurz nach drei hielt ein Taxi neben dem Eingang, und heraus quollen fünf junge Männer, einer länger als der andere.
    Nicole staunte. »Die müssen quer gelegen haben.«
    Als letzter krabbelte Sascha aus dem Wagen, warf dem Fahrer lässig einen Geldschein durchs Fenster, verabschiedete seine Kumpane und kam fröhlich winkend heran. »Da, Määm, ich habe dir etwas mitgebracht.« Unter seinem T-Shirt zog er eine Stange amerikanischer Zigaretten hervor. »Ich kenne doch das Kraut hier. Keine Ahnung, was die in ihre Zigaretten stopfen, Tabak ist es jedenfalls nicht.«
    Den Verdacht hatte ich allerdings auch. Mein Vorrat aus dem Duty-free-Shop war schon vor Tagen zu Ende gegangen, und so hatte ich auf die kenianischen Erzeugnisse umsteigen müssen. Die Zwillinge hatten mir im Zimmer bereits Rauchverbot erteilt, weil »das Zeug wie verkohlte Matratze stinkt«, im übrigen auch so ähnlich schmeckt, doch ausländische Marken waren unverschämt teuer. Ich war schon auf dem besten Wege gewesen, mir die Qualmerei ganz abzugewöhnen. Genaugenommen ist es Saschas Schuld, wenn ich dieses Laster noch immer nicht losgeworden bin.
    »Kommt, laßt uns ein bißchen bummeln«, meinte er nach einem Rundblick über die Terrasse, »hier sitzt die halbe Crew, und der Rest sind Passagiere. Ich bin froh, wenn ich die mal eine Weile nicht sehe.«
    Ohnehin schien seine Begeisterung für die christliche Seefahrt erheblich nachgelassen zu haben. »Wenn ich noch lange auf dem Kahn bleibe, werde ich entweder zum Alkoholiker oder rauschgiftsüchtig. Es wird Zeit, daß ich wieder Umgang mit normalen Menschen kriege.«
    Bisher sah er ja noch ganz gesund aus, ein bißchen übermüdet vielleicht und ein bißchen zu schlank, aber suchtkrank wirkte er eigentlich nicht.
    »Warum hast du Vicky nicht mitgebracht?« stichelte Katja.
    »Erstens hat sie noch immer eine dicke Backe, und zweitens – warum sollte ich?« Eine Kleinigkeit wollte er ihr jedoch mitbringen, quasi als Dank für die Betreuung während seiner Lifeboatübung.
    »Na, so fürchterlich abgestrampelt hat sie sich nun auch wieder nicht«, bemerkte Katja halblaut, machte unter Saschas drohendem Blick aber schnell wieder den Mund zu.
    Wir klapperten mehrere Geschäfte ab, deren Personalbestand in Erwartung des Käuferansturms aufgestockt worden war, sahen aber nichts, was Saschas Vorstellungen entsprochen hätte. »Ich brauche was in Pink.«
    »Darf’s etwas Teureres sein?« Der hinterhältige Ton in Nickis Stimme war nicht zu überhören. »Nimm doch den Opalring, der ist rosa.«
    Aus erzieherischen Gründen verkneife ich mir Saschas Kommentar, er mußte das Vokabular in einer Hafenspelunke aufgeschnappt haben. Wir fanden aber doch noch ein pinkfarbenes T-Shirt mit einer Elefantenparade vorne drauf, Sascha wollte bezahlen, griff in die Gesäßtasche seiner Jeans und – zog die Hand leer wieder heraus.
    Diesmal fluchte er vorsichtshalber auf englisch.
    Wann und wo man ihn bestohlen hatte, war nicht mehr festzustellen. »Im Castle jedenfalls nicht, da hatte ich das Geld noch in der Hand, weil ich das Taxi gelöhnt hatte.
    Muß jetzt unterwegs passiert sein.«
    »War es denn viel?«
    »Ungefähr fünfzig Dollar. Die kann ich verschmerzen, mich ärgert bloß, daß es mir jemand so einfach aus der Tasche ziehen konnte. Nicht mal in Rio ist mir das passiert, und da klauen sie einem die Schnürsenkel aus den Schuhen, wenn man nicht aufpaßt. Kannst du mir ein paar Shillinge pumpen, Määm?«
    Nach beendetem Rundgang durch die vier Hauptstraßen Mombasas landeten wir wieder im Castle-Hotel. Man kommt einfach nicht daran vorbei. Außerdem ist es der einzige Ort, an dem man draußen und trotzdem im Schatten sitzen kann. Sofern man einen Platz findet. Trotz Saschas Protest steuerte ich einen Tisch an, der bereits zur Hälfte von

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