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Werden sie denn nie erwachsen?

Werden sie denn nie erwachsen?

Titel: Werden sie denn nie erwachsen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Knaben wieder an die Arbeit zu treiben.
    Wenn sich dieses Chaos bis zum Abend so weit lichten sollte, daß sich die Mädchen zu ihren Betten durchkämpfen konnten, war ein bißchen mehr Tempo angebracht.
    »Was sind das eigentlich für Bretter hier draußen im Treppenhaus?«
    »Der Allzweckschrank«, sagte Nicole.»Der soll in den Gemeinschaftsraum gleich hinter die Tür. Da sieht man ihn nicht. In die Küche geht er nicht mehr rein.«
    »Dann baut ihn doch endlich zusammen.«
    »Nur keine Hektik, erst kommen die Hängeschränke dran, damit die Küche frei wird und Michael mit seinem Herd von der Diele verschwindet. Danach nehmen wir uns das große Teil vor«, meinte Bernd zuversichtlich.
    »Keine Angst, wir haben alles im Griff. Ist noch Cola da?«
    Drei Stunden später war ich wieder auf Nahrungssuche.
    Die Kaffeezeit war herangerückt, nur hatten die Zwillinge weder an Kaffee gedacht noch an das, was ihnen viel wichtiger erschien: Kuchen. Kartoffelsalat wollte niemand.
    »Irgendwo wird’s ja wohl ein Café geben, frag einfach mal!« Katja drückte mir eine Kehrschaufel voll Abfall in die Hand. »Kannste das mal auskippen?«
    »Wo denn?«
    »Weiß ich nicht.«
    Ich gab die Schaufel an Mark weiter und suchte Patrick.
    »Kennen Sie hier in der Nähe eine Futterquelle für Kuchen?«
    Er empfahl mir den Bäcker gleich um die Ecke.
    »Hat der am Samstagnachmittag auf?«
    Wahrscheinlich nicht, räumte Patrick ein. Er kenne jedoch nur Cafés in der Heidelberger Fußgängerzone, und die seien wohl ein bißchen zu weit entfernt. Parkplätze gäbe es auch nicht.
    »Erkundige dich einfach gegenüber bei der Tankstelle«, riet Nicki, »die wissen bestimmt Bescheid.«
    Der Tankwart war Student und kam aus Mannheim.
    »Ich jobbe hier bloß am Wochenende.« Er könne mir aber Kekse verkaufen, sogar Pulverkaffee und Büchsenmilch. So viel Gebäck, wie die hungrige Meute da oben verdrücken würde, hatte er gar nicht vorrätig.
    »Vielen Dank, vielleicht finde ich doch noch ein Café.«
    Zum Glück kannte Oma mit Hund eins. Ich traf sie, als ich in eine Sackgasse geraten war und zwischen abgestellten Autos herumrangierte, um wieder herauszukommen. Ganz einfach sei das zu finden, nur drei Ecken weiter. »Da ist ein Café, Blum heißt es.«
    Es entpuppte sich als Bäckerei mit Tchibo-Filiale, wo man sich an drei kleinen Stehtischen eine Tasse Kaffee genehmigen konnte, und zwar wochentags von neun bis achtzehn und sonnabends von acht bis dreizehn Uhr.
    Also doch die Tankstellenkekse! Es war reiner Zufall, daß ich auf dem Rückweg das Café entdeckte, keine dreihundert Meter vom Haus der Zwillinge entfernt.
    Allerdings im ersten Stock, und wer guckt schon nach oben, wenn er Schwarzwälder Kirschtorte sucht? Da findet man doch höchstens Chinarestaurants.
    Es sah schon viel aufgeräumter aus, als ich, in jeder Hand ein Kuchenpaket, nach sechsundachtzig Stufen keuchend durch die angelehnte Wohnungstür trat. Die Stille war verdächtig.
    »So«, hörte ich Michaels Stimme, »daß mir jetzt keiner einen Lichtschalter oder was anderes Elektrisches anfaßt.
    Ich weiß nicht, ob’s hinhaut. Entweder brennt der Herd gleich, oder es macht peng.« Gebannt starrten wir alle auf die Schnellkochplatte. Michael trat einen Schritt zurück, drehte mit ausgestrecktem Arm den Einschaltknopf und – »Es funktioniert!« jubelte er. »Rein theoretisch konnte auch gar nichts schiefgehen«, meinte er dann, ganz cool die Glückwünsche der anderen entgegennehmend, »aber so hundertprozentig sicher war ich mir doch nicht. Einen Herd habe ich nämlich noch nie angeschlossen.«
    »Na siehste, nu kannste auch das«, lobte Katja. »Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts geht, und Praxis ist, wenn alles klappt, und keiner weiß, warum.«
    »Kaffeepause!« kommandierte Nicole. »Aber erst mal muß einer Tassen spülen.«
    Ich wusch nicht nur Tassen ab, sondern den gesamten Inhalt der beiden Geschirrkisten, und als ich alles in die neuen Hängeschränke geräumt hatte, war die Stereoanlage installiert, und das Gerippe vom Allzweckschrank stand auch schon auf der Diele. Bernd paßte die Schiebetüren ein. »Na also!« Befriedigt betrachtete er sein Werk.
    »Die Bretter legen wir rein, wenn das Ding an seinem Platz steht. Los, alle Mann anfassen!«
    Egal, wie sie den Schrank auch drehten und kippten, er ließ sich nicht aufstellen. Durch die Tür ging er spielend, doch dann war immer ein Stück Dachschräge da, die ein völliges Aufrichten des sperrigen

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