Werden sie denn nie erwachsen?
»Hinter allen pappte eine dicke Schicht Pattex.«
Wir fingen wieder von vorne an. Statt eines nicht vorhandenen Tisches benutzten wir die ausgehängte Küchentür, einen Pinsel in Handfegergröße hatte Steffi schon mitgebracht, und nun sitzt »Clarissa violett« so fest, daß ein Nachmieter Schwierigkeiten haben wird, sie jemals wieder von der Wand zu kratzen.
Auch die aufwendigsten Malerarbeiten sind mal zu Ende, wir konnten an die Innenausstattung gehen. Hin und wieder, wenn wir die Nase voll hatten von Farbtöpfen und Wurzelbürsten, oder wenn Sven uns kurzerhand vor die Tür setzte, weil wir ihm im Weg waren, hatten wir Möbelgeschäfte abgeklappert. Schon im dritten hatte Nicki resigniert. »Was mir gefällt, ist entweder zu teuer oder paßt nicht rein. Und was reinpassen würde, gefällt mir nicht. Jetzt weiß ich auch, weshalb ich allein in meinem Zimmer vierundneunzig Dübellöcher zukitten mußte. Mein Vorgänger hat zwischen Regalen gelebt und auf dem Fußboden geschlafen. Was anderes bleibt mir wohl auch nicht übrig.«
Dabei hatte sie schon ein wunderhübsches Bett gefunden, das auch tatsächlich unter dem großen Dachfenster Platz hatte. Der Blick zu den Sternen war also gesichert. Anfangs hatte sie es gar nicht nehmen wollen.
»Wie breit ist das Ding? Einen Meter bloß? Dann darf ich mich ja überhaupt nicht darin bewegen, ich habe doch schon neunundachtzig Zentimeter Hüftweite.«
Nach und nach fanden wir mal hier ein Kommödchen und dort ein Schränkchen, Regale wurden kurzerhand abgesägt und so der jeweiligen Dachschräge angepaßt, und wo wirklich mal ein bißchen Wand von oben bis unten gleich hoch war, kamen die wuchtigeren Möbelstücke hin.
Deren Zusammenbau vertagten wir auf einen späteren Zeitpunkt, denn würden sie erst einmal stehen, wäre die Bewegungsfreiheit doch erheblich eingeschränkt gewesen.
»Ein bißchen sehr eng ist es ja«, sagte Steffi, als sie auf der Suche nach einem heruntergefallenen Nagel mit dem Kopf ans Bücherregal und mit dem Hinterteil an den Schreibtisch geknallt war. »Ihr solltet immer eine Tube Mobilat im Haus haben. Das Zeug ist gut gegen stumpfe Verletzungen.«
»Hilft es auch bei Elefanten?« Manchmal kann Katja sehr direkt sein. »Und überhaupt ist die Wohnung nicht eng, sondern kompakt.«
Der Tag des endgültigen Einzugs und der damit fälligen ersten Mietzahlung rückte immer näher, und hatte Rolf noch schweigend das Formular für den Dauerauftrag bei der Bank ausgefüllt, so schwieg er nicht mehr, als die Zwillinge einen weiteren Vorstoß auf seine Brieftasche versuchten.
»Weißt du, Paps, das Nötigste haben wir ja jetzt zusammen …« begann Katja, worauf Nicki sofort unterbrach:
»Ja, und alles selber bezahlt, bis zur letzten Glühbirne!«
»Aber die Küche ist noch so leer«, fuhr Katja fort. »Wir können uns nicht mal was kochen, weil wir keinen Herd haben.«
»Ich denke, ihr eßt in der Mensa?«
»Tun wir ja auch, aber doch nicht dreimal täglich.«
»Na schön, eine Kochplatte für den Frühstückskakao bewillige ich euch«, sagte Rolf und kam sich sehr spendabel vor.
»Aber wenn wir nun mal vormittags keine Vorlesung haben …«
»… oder erst ein Seminar am Spätnachmittag«, fiel Nicki ein, »… dann wäre es doch Blödsinn, extra zum Essen in die Mensa zu fahren. Denk bloß mal an die Benzinpreise. Wenn wir uns selber was machen, wird das viel billiger.«
»Also schön, zwei Kochplatten«, gestattete er gnädig, »für Spaghetti mit Tomatensoße reicht das, was anderes eßt ihr ja ohnehin nicht.«
»Doch, Pizza«, sagte Katja, »und für die braucht man einen Backofen.«
»Schon mal was von Warmhaltepackungen gehört? Ja? Na also. Zwei Kochplatten sind genug.«
Die erste Runde ging an ihn.
Die zweite wurde bei mir in der Küche eingeläutet.
»Sag mal, Määm, wann willst du dir endlich einen Herd mit diesem tollen Ceramisfeld zulegen? Dein jetziger ist ja wirklich schon reif für das Museum vaterländischer Altertümer.« Vorsichtig öffnete Katja die Backofentür.
»Die klemmt schon seit zwei Jahren, und quietschen tut sie auch.«
»Ja, und nicht mal Umluft hat dieses alte Ding«, bemängelte Nicole, »da kommst du doch mit keinem Fertiggericht klar. Die Garzeiten sind nämlich alle für Umluftherde angegeben.«
»Na und? Die stecke ich doch sowieso in die Mikrowelle.«
Kurzes Schweigen, dann war Katja wieder etwas eingefallen. »Was ist mit Kuchen? Du schimpfst doch selber immer, weil der hinten anbrennt und
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