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Werden sie denn nie erwachsen?

Werden sie denn nie erwachsen?

Titel: Werden sie denn nie erwachsen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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vorne noch roh ist. Das kann dir mit einem modernen Herd nicht passieren.«
    Das passierte mir auch jetzt nicht mehr, seitdem ich mich daran gewöhnt hatte, die Kuchenform nach der halben Backzeit umzudrehen. Allerdings liebäugelte ich schon lange mit einem dieser so eleganten Herde, bei denen man die übergekochte Milch nicht mehr mit diversen Emulsionen begießen und dann mühsam runterscheuern muß, sondern mit einem Schwammtuch einfach abwischen kann. So machte es jedenfalls die Dame im Fernsehen immer, wenn sie im schicken Cocktailkleid nach Hause kam und entdecken mußte, daß ihre halbwüchsigen Kinder drei Sorten Pudding gekocht hatten. Ich an ihrer Stelle wäre ausgeflippt, aber sie hatte ja eine Ceramisplatte.
    Nach zwei Tagen hatten mich die Zwillinge weichgekocht. Ich würde mir einen neuen Herd kaufen und den alten, der plötzlich gar nicht mehr so alt war, ihnen überlassen.
    »Danke, Mami!« Es folgte eine doppelte Umarmung.
    »Das hat uns nämlich schwer im Magen gelegen.«
    Die nächste Attacke galt meiner Waschmaschine. Sie war nicht mehr das neueste Modell, hatte auch schon einige Reparaturen hinter sich und schien demnächst ihren Geist endgültig aufgeben zu wollen. Im Schleudergang produzierte sie neuerdings ein merkwürdiges Nebengeräusch. Vorsichtshalber hatte ich Rolf schon darauf hingewiesen, daß wohl bald eine neue fällig sein würde. Er hatte die alte Rechnung herausgekramt, in Relation zu den diversen Reparaturkosten gesetzt und festgestellt, daß sich beides ungefähr die Waage hielt. »Na schön, wenn sie wieder streikt, kriegst du eine neue.«
    Für irreparable Haushaltsgegenstände ist Rolf zuständig, beziehungsweise sein Bankkonto. Handelt es sich jedoch um Luxusartikel, deren Arbeit man auch mit der Hand erledigen könnte, dann muß ich sie mir selber kaufen.
    »Meine Mutter hat ihren Braten auch immer mit einem extra scharf geschliffenen Messer geschnitten und nicht mit so einer elektrischen Säge.« Oder: »Wozu braucht man einen Zwiebelhacker? Meine Mutter hat auch immer …« Nicht mal mein Hinweis, Lieschen Sanders habe zwar jahrzehntelang ihre Wäsche auf dem Waschbrett gerubbelt, sei aber eine der ersten gewesen, die sich eine der damals noch sündhaft teuren Waschautomaten zugelegt hatte, konnte Rolf von seinem Glauben abbringen, elektrische Küchengeräte seien überflüssig und nur vorteilhaft für die Hersteller, denn die bekämen einen Haufen Geld dafür.
    Nun ging die Waschmaschine aber doch nicht so schnell kaputt, sie bewältigte vielmehr anstandslos zwei Ladungen Kochwäsche und sogar eine Trommel voll Turnschuhen.
    »Paps hat doch sowieso keine Ahnung von Technik. Wir drehen einfach die Sicherung raus, dann schleppst du ihn in den Keller, er wird irgendwo mit dem Schraubenzieher herumfummeln und nach fünf Minuten feststellen, daß da nichts mehr zu machen ist. Danach rufst du beim Braun an, er soll die Waschmaschine bringen, die wir vorgestern ausgesucht haben. Ende der Vorstellung.«
    Katjas Vorschlag klang gut, doch: »Was wollt ihr mit einer Maschine, die nach deiner Ansicht aufs Altenteil gehört?«
    »Ich habe schon mit Michael gesprochen, der checkt sie durch.« Michael gehört zur Clique und hat irgendwas gelernt, das ihn befähigt, jeden Gegenstand zu reparieren, an dem ein Kabel hängt. Er war auch schon für die beim Einzug fälligen Elektroarbeiten vorgesehen. Die Waschmaschine hat er übrigens wieder tadellos hingekriegt. Er brauchte nur die verklemmte Kugelschreibermine zu entfernen.
    »Ich habe noch mal nachgemessen«, berichtete Nicole, als die Zwillinge spätabends von den Aufbauarbeiten in Dossenheim zurückkamen, »ein Kühlschrank geht in die Küche noch rein.«
    »Hab’ ich doch gleich gesagt«, erwiderte ich erfreut, »der ist sowieso viel wichtiger als eine Waschmaschine.«
    »Eben. Und weil du doch schon immer gejammert hast, deiner sei viel zu klein, da dachten wir …«
    »… daß ich mir einen größeren anschaffe? Keine Chance! Wenn endlich euer Sortiment an Joghurtbechern, Quarkspeisen und Fithaltesäftchen verschwindet, werde ich mehr Platz haben als jemals zuvor.«
    Jetzt wurde die Mitleidswalze aufgelegt. »Na ja, sehe ich ein. Dann müssen wir uns eben nur von Nudeln, Konserven und H-Milch ernähren, bis wir einen Nebenjob gefunden haben. Vielleicht können wir uns dann zum Herbst einen Kühlschrank leisten.«
    Am nächsten Tag ertappte ich mich dabei, wie ich – rein zufällig natürlich – durch die große

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