Werden Sie Ihr eigener Glueckspilot
könnten wir als »Identitätsknast« bezeichnen. Der Identitätsknast gehört zur
Grundausstattung menschlicher Wahrnehmung und Befindlichkeit. Wenn es nun obendrein noch eng wird in diesem Knast, so schrumpft
er zu dem, was ich als »Psychoknast« erläutern möchte. Dass jeder in seinem eigenen Bewusstsein hockt, schränkt das jeweilige
Bewusstsein noch nicht ein. Das passiert erst, wenn wir aufgrund schlimmer Erfahrungen Persönlichkeitsanteile abspalten, in
der vermeintlich guten Absicht, solche Erfahrungen nicht zu wiederholen. So könnte sich zum Beispiel jemand nicht mehr erlauben,
selbstständig zu handeln, wenn er mit diesem Verhalten als Kind schlechte Erfahrungen gemacht hat. Er spaltet seine Selbstständigkeit
ab und verengt seinen Knast. Zu seinem so entstandenen Psychoknast gehört nicht nur seine reduzierte Selbstständigkeit, sondern
auch noch das Meinungs- und Abwehrbündel, das er mobilisieren muss, um weiterhin seine Selbstständigkeit von Sekunde zu Sekunde
zu verhindern. Für unser Ganz- und Anderswerden ist es kostbar, zu wissen, dass starre Meinungen und penetrante Abwehr indirekt
immer auf Abgespaltenes verweisen. Dieses gilt es zu sichten und in kleinen Schritten zu beleben. So wird der Psychoknast
gesprengt.
|151|
Eigene Position?
Wo bin ich gerade?
Navigationssätze
Anerkennung dessen, was ist, ist der erste Schritt aus dem Knast!
Das ist zu fürchten: das Gefängnis, in dem du bist, nicht jenes, in das du kommst.
Das Leben ist ein Selbstbedienungsladen. Manche warten darauf, bedient zu werden.
Das eigene innere Verbot provoziert andere, uns von außen mit einem analogen Verbot zu konfrontieren.
Jede Blockade ist ein pervertierter Selbstschutz.
Bekämpfe dich so, wie du bist, und du wirst noch schlimmer.
Die Angst vor der Reaktion des anderen ist mein Gefängnis.
Neurotische Selbsterhaltung garantiert Sicherheit im Psychoknast.
Mit jeder Gewohnheit schreibe ich mich fest.
Im Käfig ist alles bekannt und heimisch.
Aus Mustern kommen wir ohne Radikalität nicht raus.
Aus dem Unerledigten kommt immer ein gewisses Lebensverbot.
Das Verhängnis ist, dass wir glauben, unser Blickwinkel hätte mit Realität zu tun. Er hat nur mit Gewohnheit zu tun.
Solange ich warte, dass der Segen von außen kommt, bin ich abhängig.
Die Braven sind langweilig.
Die Identifizierung erkennen wir daran, dass wir nicht mehr bei uns sind.
Ich kann den anderen erst wahrnehmen, wenn ich selbst aus der Verstrickung raus bin.
|152| Wenn ich bereits weiß, dass ich mich in einer Illusion befinde, bin ich schon nicht mehr ganz drin.
Integrationsfragen
Was empört mich?
Wie wäre ich, wenn mich nichts mehr empörte?
Oder noch dreister: Wie könnte ich andere empören?
Welche Gefühle löst diese Vorstellung in mir aus?
– Haben sie wirklich eine reale Basis?
– Oder steckt ein eigener Schmerz dahinter?
Flugsatz: Die Befreiungsempfehlung des Eigensinns: In unangepasstem Draufgängertum alles tun, um den Kopf freizukriegen!
|153| Schuld/Schuldgefühle
Wer nicht genießt, wird ungenießbar.
Konstantin Wecker
Schuld liegt vor, wenn wir etwas schuldig bleiben, wenn wir etwas unerledigt lassen. Entweder wir bleiben
uns selbst
etwas schuldig oder
anderen
. Wenn es uns gelänge, uns selbst nichts, gar nichts schuldig zu bleiben, uns selbst also im Eigensinn total gerecht zu werden,
dann wären wir integriert und entsprechend im Lot. Die automatische Folge wäre, dass wir auch anderen nichts mehr schuldig
blieben. Wir werden anderen genau in dem Ausmaß nicht gerecht, in dem wir uns selbst nicht gerecht werden. Deshalb ist Eigensinn
für alle Beteiligten Labsal.
So führt auch dieses Thema wieder zum Blick auf unsere Integration. Solange wir nicht ganz sind und uns über die Außenwelt
vervollständigen wollen, so lange stellen wir Forderungen, mit denen wir anderen nicht gerecht werden, weil es Überforderungen
sind. Durch solche Überforderungen werden wir schuldig an anderen, und zwar schulden wir ihnen den Ausgleich für das zu viel
Geforderte. Genauso geraten wir in die Schuld, wenn wir versuchen, den Überforderungen anderer gerecht zu werden, weil wir
dadurch nämlich uns selbst etwas schuldig bleiben. Das Leben wird ungemütlich komplex im Schuldverteilungstheater. Zum Beispiel
bei dem Einwand: dass
ich mir
nur gerecht werden könne, indem ich dies und das von x fordere. Aber genau das ist ein Irrtum. Ich kann mir von allen alles
wünschen, aber nicht fordern;
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