Werden Sie Ihr eigener Glueckspilot

im Fordern steckt der offene oder heimliche Anspruch oder das Recht auf eine Leistung oder Verhaltensweise.
     Einen Anspruch haben wir nur auf die Wahrung unserer Lebensrechte, also zum Beispiel darauf, nicht umgebracht zu werden oder
     in den lebenswichtigen Bedürfnissen wie Atmung etc. nicht beeinträchtigt zu werden.
    |154| Hier strudelt die Komplexität weiter mit der Frage, was zu den lebenswichtigen Bedürfnissen zu rechnen sei. Alfons behauptet,
     die Sportschau am Samstag gehöre zu denselben, während Gerda im Gegenteil meint, das Weglassen der Sportschau gehöre zu
ihren
lebenswichtigen Bedürfnissen.

    Zur Klärung definiere ich: Zu den lebenswichtigen Bedürfnissen gehört alles, was
unmittelbar
für unser Überleben notwendig ist. Und das sei die Sportschau, wird Alfons sagen – die sei für sein seelisches Überleben notwendig,
     und Gerda wird kontern. So gibt es kein Entkommen aus dem Relativismus für die, die nicht entkommen wollen.
    Für Alfons und Gerda gilt, dass sie sich holen müssen, was sie brauchen und zwar an der Stelle, an der es zu haben ist. Wenn
     sie verzichten, bleiben sie
sich selbst
etwas schuldig, wenn sie vom Partner fordern, die Sportschau zu tolerieren oder ausfallen zu lassen, dann bleiben sie dem
     Partner oder der Partnerin etwas schuldig.
     
    |155|
Navigationssätze
Nur den Weg gehen, der geht. Auf einem anderen Weg werde ich schuldig am Leben, am anderen, an mir und laufe Amok.
Ein reales Schuldgefühl geht oft Hand in Hand mit dem Wunsch, einen Ausgleich herzustellen.
Das neurotische Schuldgefühl belastet, das reale belebt. In einem gesunden Schuldgefühl ist Kraft. In einem neurotischen Schuldgefühl
     ist Schwächung.
Jede geglaubte Norm hat ein Schuldgefühl im Schlepptau und Angst, wenn ich sie übertrete.
Neurotische Schuldgefühle sind Energiesauger erster Klasse.
Es gibt nur Missverständnisse, keine Schuldigen.
Aus dem Schuldgefühl heraus macht man fast immer das Falsche.
Wenn ich mich verleugne, werde ich an mir schuldig. Und das tue ich immer, wenn ich anderen gegenüber klein beigebe und zurückstecke.
     Wenn ich aber das Kleinbeigeben oder Zurückstecken von den anderen fordere, werde ich an den anderen schuldig.
Angst- und Schuldgefühle wachen darüber, dass die eigenen Energien nicht in Gang kommen.
Die Formel heißt: Gutes Gewissen, nein danke!
Fördern, was zu schlechtem Gewissen führt, denn es sagt mir: »Ich bin auf dem richtigen Weg.«
Es geht darum, ganz zu werden, integriert zu sein, sich nichts schuldig zu sein.
    |156| Integrationsfragen
Wer bereitet mir Schuldgefühle?
Was werfe ich dieser Person unausgesprochenermaßen vor?
Bei neurotischen Schuldgefühlen: In welcher Form könnte ich genau das tun, was mir Schuldgefühle bereitet?
Bei realen Schuldgefühlen: Wie könnte ich einen Ausgleich herstellen? 11

    Eigene Position?
     
    Wo auf der Skala ist meine Befindlichkeitsposition, wenn ich mir etwas schuldig bleibe? Wo, wenn ich mir gerecht werde?
     
    Flugsatz: Im Eigensinn werde ich mir selbst und dadurch allen anderen gerecht.
     
    11
    Umfassende Erläuterung auf dem Tonträger ›Endlich schuldig – endlich frei‹.

|157| Sprache
    Was ich nicht anspreche,
    existiert für den anderen nicht.
    M.   C.   Möller
     
    Das Wort ist die Mauer zwischen mir und dir. Indem ich spreche, verstecke ich mich vor dir und verberge mein Innerstes. Nur
     durch Worte kann ich dich von dem, was ich wirklich bin, ablenken. Die Sprache dient mir als Tarnung, mit der ich dich besser
     in die Irre führen kann als mit meinen Augen. So kann ich mit der Sprache eine hohe Mauer zwischen uns errichten – eine Mauer,
     hinter der ich mich sicher fühle, weil du mich nicht erreichen und sehen kannst.
    Das Wort ist die Brücke von mir zu dir. Indem ich spreche, eröffne ich mich dir und lege mich dir dar. Erst durch das Wort
     kann ich wirklich bei dir ankommen, weil ich im Sprechen mein Inneres in Formen gieße, die du verstehen kannst. So werde ich
     greifbar für dich, und das Geheimnis zwischen uns offenbart sich. So kannst du mir wirklich nahe sein, weil du über meine
     Worte zu mir und in mich gelangst. Die Sprache als höhere Erotik, weil sie ein Miteinander erlaubt, das besonders tief und
     innig ist, weil es »jenseits von Haut« liegt und deshalb bis in die äußersten Winkel der Seele vordringen kann.
    Sprache ist wunderbar!
     
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Navigationssätze
Mit der Sprachschrumpfung geht oft eine Gefühlsschrumpfung einher.
Das Sprachgefängnis ist die