Werden Sie Ihr eigener Glueckspilot
»Gedanke« am Fullinger-Punkt in uns einstellt, fahren wir mit authentischem Denken am besten. Authentisch
ist unser Denken, wenn es möglichst exakt abbildet, was wir am jeweiligen Punkt der Bewusstseinsskala erleben. Wer alles positiv
frisiert oder sich ins Negative steigert, schießt an der Authentizität vorbei. Anders formuliert: lieber authentisch mies
drauf als frisiert heiter.
Eigene Position?
Wo bin ich auf der Skala, wenn ich mich anstrenge, künstlich »positiv« zu denken? Wo, wenn ich mir wirklich gute Aspekte vergegenwärtige?
Navigationssätze
Positives Denken ist ein künstlich installierter Gegenzauber. Wenn wir den Urzauber gut wahrnehmen, ist der Ersatz überflüssig.
|143| Du wirst weniger durch das positive Denken, denn die Wahrheit liegt im Ganzen.
Fatal positives Denken hat Illusionsblasen eingebaut.
Wie lerne ich wirklichkeitsbezogenes Denken? Indem ich ein attraktives Ziel anpeile, mich dann hinsetze und alle Schritte
und alle Erfordernisse überlege, bis ich an einen Punkt komme, an dem ich handeln kann, an dem ich Übersicht habe. Manche
haben ein ungefähres Ziel und handeln einfach drauf los – als würden sie mit dem Auto losdonnern ohne Stadtplan.
Ich kann in dieser Welt nichts außerhalb von Raum und Zeit bewirken, und damit bin ich in der Konkretheit: was, wann, wie,
wo. Der Plan ist eine Gehhilfe, das Gehen kann dann wieder spontan erfolgen.
Mit einer bestimmten Art von positivem Denken trenne ich mich ab von dem, was ich eigentlich fühle.
Am Ende des realistischen, klaren Denkens angekommen, lassen wir uns von Vertrauen und Hingabe weitertragen.
Integrationsfragen
Gehöre ich zu den Menschen, die glauben, dass eintritt, was sie befürchten?
Wenn ja: Ist das mein Motiv, mich zu positivem Denken anzuhalten?
– Spüre ich, wie mich beides einengt?
In welchen Bereichen könnte ich positives Denken durch klares und konstruktives Denken, das mich handlungsfähig macht, ersetzen?
|144| Neulich hatte Gerda eine solche Wut auf Alfons, weil er den Weihnachtsbaum abbrennen ließ. Riesenschaden. Teppich hin und
die Kommode. Dabei hatte sie noch gesagt: »Pass auf, Alfons. Der Ständer ist nicht stabil.« Sie hatte diese Wut auf Alfons,
wollte aber wegen Weihnachten nicht ausfallend werden und hat sich immer wieder vorgesagt, dass er trotzdem ein gutes Herz
habe. Es ging dann so aus, dass Gerda fast an ihrem Positivkrampf erstickt ist. Sie lag schließlich schluchzend auf dem Sofa.
Ganz betroffen kam Alfons angerannt:
Da versteht Alfons wirklich nichts mehr. »Aus Frauen wird man eben nicht schlau«, denkt er.
Flugsatz: Mit zunehmendem Eigensinn wird die schwarze Magie des positiven Denkens immer weißer.
|145| Projektion
Jeder lebt hinter einem Gitter,
das er mit sich herumträgt.
Franz Kafka
Selten sehen wir die Welt und die anderen so, wie sie sind. Denn jede Wahrnehmung muss sich erst einmal durch unser Erfahrungsbündel,
unser Meinungsgehege und unser Gefühlsraster pressen. Kein Wunder, dass unsere »Wahrnehmungen« letztlich mehr vorverständnisbedingte
Deutungen als reale Abbildung von Wirklichkeit enthalten. Überall sehen wir gleichsam unseren subjektiv verzerrten Wahrnehmungsfilm
und halten ihn für objektive Realität. Wenn wir bei diesen »Wahrnehmungen« überdies in gefühlsmäßige Aufwallung geraten, dann
ist absolut klar, dass wir projizieren, anstatt, was heilsam wäre, zu integrieren.
Wir projizieren immer da, wo wir unsere Lebendigkeit abklemmen, wo wir uns nicht voll leben. Die Projektion können wir durch
das emotionale Einsteigen entlarven. Wir brauchen nur zu schauen, was uns auf die Palme bringt, und schon wissen wir, dass
sich unsere nicht gelebten Schattenseiten auf diese Art melden. Also anhand der Palme verstehen, dass wir projizieren, dann
integrieren. Die zentrale Integrationsaufforderung ist simpel: Nimm deine Projektionen zurück, indem du selbst lebst, was
dich aufregt. Konkret gibt es folgende Spielarten:
Ich würde gerne selbst tun, was mich beim anderen, bei der Welt emotional aufbringt. Und zwar
entweder: in der gleichen Form
oder: in einer subtileren, sozialeren, gesünderen, normaleren Form.
Wenn zum Beispiel jemand mit seinen Fähigkeiten prahlt, dann könnte das bedeuten, dass ich
|146| entweder: genauso prahlen möchte
oder: meine Fähigkeiten überhaupt einbringen möchte.
Ich tue und kann bereits, was mich am anderen nervt oder gefühlsmäßig in Aufwallung bringt, aber
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