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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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vorläufig in der Stube aufgehängt hatte, nahm meinen Kasten auf mich, den großen Sonnenschirm, meinen langen Stock, und trat die Wanderung an.
    Was nötig war, hatte ich schon gestern vorbereitet, Farben, Pinsel, und viele Blätter, darauf gemalt werden konnte; denn ich wollte Moor in Morgenbeleuchtung, Moor in Vormittagbeleuchtung, Moor in Mittagbeleuchtung, Moor in Nachmittagbeleuchtung beginnen, und alle Tage an den Stunden, die dazu geeignet wären, an dem entsprechenden Blatte malen, so lange es der Himmel erlaubte. Moor im Regen hatte ich mir schon vorgenommen von meinem Fenster aus zu malen. Über das Moor im Nebel habe ich noch nicht nachgedacht. Es ist doch ein Glück, daß ich für meinen Kasten eine Vorrichtung erfunden habe, viel ölnasse Blätter in ihm unterbringen zu können, ohne daß sie sich verwischen.
    Es kam ein heißer Frühlingstag, wie ich noch wenige erlebt habe. Ich mußte mich ungemein beeilen; die Stunden flogen wie Augenblicke dahin, die Beleuchtungen wechselten, und ich mußte die Stellen aufsuchen, von denen sich die Beleuchtungen am schönsten zeigten. Ich hätte bald gar kein Wasser für meinen Durst bekommen, wenn mir nicht die Männer, die mit Wägen auf dem Damme hinausfahren, der in das Moor gebaut ist, um von ihm Steine hinabzuleeren, in einem grünen, bauchigen Kruge frisches Quellwasser gegeben hätten. Es schmeckte vortrefflich.
    Als der Tag vorüber war, und während ich alles putzte, was not tat, und während ich den Kasten wieder in die Verfassung setzte, ihn morgen gleich mitnehmen zu können, bringt meine Wirtin die Ente, und als ich in der lauen Abendluft an dem Apfelbaume saß, und sie wohlgebraten mit dem Rosenapfel in ihrem Innern vor mir auf dem Tische stand, kam der Herr Roderer mit seinem grauen Anzuge, seiner grauen Haube und mit seinen weißen, kurzen Haaren daher. Ich sprang sogleich auf, ihn zuerst zu grüßen, daß ich nicht wieder die Beschämung wie gestern hätte; ich hielt meine Kappe in der Hand, und richtete die Augen auf ihn. Er lüftete wieder sein Häubchen wie gestern, und trat zu mir heran. Ich bot ihm einen Sitz an meinem Tischchen an, und er setzte sich zu mir. Dann brachte ihm die Wirtin sein Glas Bier.
    Während ich nun meine Ente aß, tat er genau wie gestern. Er öffnete den Deckel, blies den Schaum weg und kostete das Bier. Nach einer Weile tat er erst den ersten Trunk. Das Gespräch kam heute viel leichter in den Gang. Er sagte, daß es viele Arbeit gegeben habe, da solche Frühlingstage viel fordern. In dem Garten, auf den Feldern und Wiesen, im Walde und auf der Weide sei zu schaffen gewesen. Er selber habe einen großen Weg zurückgelegt, da sei ihm der Abend doppelt willkommen.
    »Ich habe ein Bräuhaus,« sagte er, »von dem ich mir das Bier des gelungensten Sudes in mein Haus kommen lasse, und es dort in einen guten Keller lagere und es gut behandle, und doch schmeckt mir ein Trunk des Bieres, das die Leute hier aus meinem Bräuhause nehmen, unter diesem Apfelbaume besser, als in meinem Hause. Wenn ich abends an dem Moore nachsehe, gehe ich gerne herauf und genieße den Trunk. Der Hügel hier besteht aus Sandstein, und da ist der Keller trefflich, und das Bier bleibt würzig. Dann ist das Heraufgehen, das schon vorbereitet, und dann ist das darauffolgende Fahren nach meiner Wohnung, das so behaglich ist. Ich will davon nicht reden, daß dieser einsame Hügel am Rande des Moores mit dem Apfelbaume etwas sehr Anziehendes hat, derlei muß man sich ausschlagen.«
    »Ich schlage es mir nicht aus,« sagte ich, »deswegen bin ich an jedem Abende, wenn es nicht Frost oder Nässe hindern, hier.«
    »Das wird anders werden,« entgegnete er, »man muß sich oft das Liebste ausschlagen. Sie haben heute sehr viel gearbeitet; meine Leute, welche an dem heutigen Tage an dem Moore beschäftigt gewesen sind, haben es mir gesagt, sie haben Sie den ganzen Tag ohne Mittagmahl gesehen.«
    »Mein Mittagmahl ist diese Ente hier«, sagte ich.
    »Das habe ich mir gedacht«, entgegnete er. »Ich lasse meine Leute an dem Moore immer nach einiger Zeit durch andere ablösen, daß die Gefahr des Fiebers für sie geringer wird. Sie aber gehen nun immer derselbe hinaus, und die Luft, die da erzeugt wird, kann auf Sie Einfluß nehmen.«
    »Darauf muß ich es meines Zweckes wegen wohl ankommen lassen«, sagte ich.
    »Nun, ich wünsche, daß Sie Ihre Zwecke auf das beste und vollständigste erreichen,« antwortete er, »man kommt durch Beharrlichkeit meistens zum

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