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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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Ziele; aber die Ziele wechselt man öfters.«
    Und so redeten wir noch mehreres, bis er sein Bier ausgetrunken hatte, bis er aufgestanden war, sein Häubchen lüftete und mir gute Nacht sagte. Ich hörte dann, wie unten sein Wagen mit ihm fort rollte.
    Am nächsten Tage war es wieder ganz heiter. Ich ging mit dem Anbruche des Tages in das Moor und blieb den ganzen Tag in demselben. Ich hatte mir zur Löschung des Durstes nun selbst eine sehr große, überflochtene Flasche voll Wasser mitgenommen. Das Wasser wurde wohl warm, aber es mußte helfen. Ich arbeitete auf allen Stellen an den für diese Stellen begonnenen Entwürfen weiter, bis es gegen Abend ging. Die Leute, welche mit Austrocknung des Moores beschäftigt waren, brachten Ladung nach Ladung, und warfen sie in den weichen Grund, der sie schlang, bis der Tag seinem Ende entgegenrückte. Er war noch viel heißer gewesen als der gestrige. Abends kam der alte Mann zu dem Apfelbaume, und wir redeten mit einander.
    Ich wollte eine Reihe von Entwürfen ausarbeiten, die mir dann dienen sollten, ein sehr großes Bild in Angriff nehmen zu können.
    Als ich eines Tages auf einer meiner Stellen saß – es war ein trockener, grauer Rasen, der sich unweit des Weges nach Firnberg am Rande des Moores befand, kam, während ich unter meinem weißen Schirme fleißig arbeitete, eine Gesellschaft gegen mich heran. Ich gewahrte erst, daß jemand hinter mir stehe, als ich einmal zufällig außerhalb meiner Richtung blickte, und Schatten von Dingen sah, die nicht ich und mein Sonnenschirm waren. Ich schlug den Deckel meiner Malvorrichtung zu, damit das Gemälde nicht mehr gesehen werden konnte, und blickte, auf meinem dreifüßigen Stühlchen sitzen bleibend, um. Da standen vier Menschen hinter mir. Zwei waren junge Mädchen, zwei waren junge Männer. Ein Mädchen war gerade hinter mir gestanden. Es hatte braune Haare, braune Augen und ein blühendes Angesicht. Auf dem Haupte war ein gelbes Strohhütchen. Neben ihr stand ein Mann, der hatte nankinggelbe Beinkleider an, eine nankinggelbe Weste, einen nankinggelben Rock, und auf dem Haupte hatte er auch ein gelbes Strohhütchen. Er war blond und hatte eine fröhliche Gesichtsfarbe. Die anderen zwei waren sich fast gleich. Jedes hatte schwarze Haare und dunkle Augen. Sie standen etwas weiter weg. Als ich diese vier Menschen erblickt hatte, stand ich von meinem Stühlchen auf, und wendete den Rücken gegen mein Malerzeug, das Angesicht aber gegen die Personen. So blieb ich stehen.
    »Sie handeln mißgünstig, daß Sie uns den Anblick Ihrer schönen Arbeit so schnell entziehen«, sagte die mit den braunen Augen.
    »Sie haben diese Arbeit, deren Schönheit noch ungewiß ist, schon heimlich gesehen«, antwortete ich.
    »Wir haben Sie überrascht«, sagte sie, »da Sie in Ihrer Kunst vertieft waren, und haben wohl etwas zugesehen. Halten Sie das für unrecht?«
    »Ja,« entgegnete ich, »weil Sie nicht wissen konnten, ob der malende Mann sein Malen zum Zusehen eingerichtet habe.«
    »Dies ist ein Weg, auf dem man von Kiring nach Firnberg gehen kann,« nahm jetzt der blonde junge Mann das Wort, »und jeder Mensch darf dieses Weges gehen, der sich keiner Übertretung schuldig gemacht hat, um derentwillen man ihn einfangen dürfte. Da wir nun zu dieser Menschengattung nicht gehören, so ist uns erlaubt, auf dem Wege zu gehen. Und da wir Augen haben, dürfen wir auf den Weg schauen, und auf alles das, was sich neben ihm rechts und links befindet.«
    »Was sich rechts und links befindet,« antwortete ich, »ja – wenn man an dem Weg handelt, wohl nicht: dazubraucht man die Einwilligung des Handelnden.«
    »Sie konnten ja Ihr Malerfach schließen, als Sie uns kommen hörten«, sagte der Mann.
    »Ich habe Sie nicht kommen gehört, das wissen Sie recht gut«, antwortete ich.
    »Zanken Sie nicht, Herr Graf,« sagte die Braunäugige, »es ist wohl von uns unartig gewesen, daß wir, von dem Farbenreize, der da unter der aufgespannten Schirmleinwand war, verführt, stehen blieben und ein wenig zusahen, wie dieser Farbenreiz entsteht. Wir hätten den Herrn um Erlaubnis bitten sollen.«
    »Sie haben recht, schöne Susanna, wie Sie immer recht haben,« antwortete derjenige, den sie mit ›Herr Graf‹ angesprochen hatte, »und vielleicht öffnet nun dieser Herr, wenn ich ihn für Sie recht artig bitte, den Deckel von seinem Farbenreize.«
    »Was unter dem Deckel dieses Faches ist,« entgegnete ich, »besteht aus unfertigen Strichen und Haken, die nur

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