Werke
die ich im Grunde von mir nicht begreifen konnte.
Der reiche, alte, kurzweißhaarige Herr Roderer, der natürlich durch die regnerischen und trüben Tage in seinen Arbeiten im Moore nicht aufgehalten war, ja in der Kühle durch Pferd und Mann mehr wirken konnte als in den heißen Tagen, der mir also einen bedeutenden Vorsprung abgewann, kam auch an manchem Regentage, oder wenn es grau und frostig am Himmel war, auf den Lüpfhügel herauf. Er saß dann mit mir in der Wirtsstube, in welcher selten abends ein Gast war, da die Fußgänger, die am häufigsten hier zusprachen, das Moor am Abende mieden, teils der Dünste, teils der Gespenster wegen. Die Wirtin sagte mir, daß der hochgeborne Herr Roderer sonst an solchen Tagen nie gekommen sei, daß er an mir Gefallen gefunden haben müsse, und daß er jetzt auch länger da bleibe als sonst, wenn er auch eigensinniger Weise nicht mehr als ein Glas Bier trinke.
Eines Tages, da es in der Wirtsstube zu sehr rauchte, während die Wirtin mein Abendessen kochte, saßen wir in dem einzigen noch verfügbaren Gelasse des Hauses, einem kleinen Kämmerlein neben meinen zwei Arbeitsstuben. Als ich nun am anderen Tage, ich weiß nicht, ob es wieder geraucht hat, den Herrn Roderer abermals die Treppe zu dem winzigen Kämmerlein herauf steigen hörte – ich kannte seine Tritte schon recht gut, und konnte sie von denen des Wirtes und der Wirtin und dem Gerassel der Buben wohl unterscheiden –, rief ich ihn, von den Worten der Wirtin und meiner eigenen Beobachtung, daß er wirklich jetzt länger bleibe, wirblig gemacht, durch die offene Türe meiner Stube zu mir herein, und nun sah er, da der Tag schon länger und es völlig licht war, alle meine Bilder und Entwürfe, die ich niemanden zeigen wollte, und die ich nicht einmal Susanna gezeigt hatte, die doch weit lebhaftere Augen besaß als der Herr Roderer, obgleich die seinigen so braun waren als die ihrigen. Ich putzte eben die Pinsel, und er ging von einer Arbeit zu der anderen, wie sie eben entweder herum lagen, oder an die Wand geheftet waren, und betrachtete jede genau. Auch das angefangene, auf der Staffelei stehende große Bild schaute er lange an. Ich konnte es ihm nicht verbieten, da ich ihn selber hereingerufen und ihm folgerecht die Dinge zur Betrachtung preisgegeben hatte. Er sprach aber über alle die Arbeiten kein Wort. Wir setzten uns, da ich mit meinen Pinseln fertig war, in das kleine Stübchen, auf dessen Hängetischchen die Wirtin sein Bier und meine Abendkost gestellt hatte. Als seine Zeit um war, kletterte er die Treppe hinab, ging über den Hügel hinunter, und fuhr in seinem Wagen nach Hause.
Am anderen Tage war schönes Wetter. Mein Reisebarometer, welches ich in meiner Malerstube aufgehängt hatte, zeigte achtundzwanzig Zoll und vier Linien, was Dauer des schönen Wetters bedeutete, und ich nahm meine stets bereit stehenden Malerwandersachen, und ging sofort zum Malen auf das Moor hinaus. Es folgten mehrere schöne Tage, und ich benützte sie.
Meine Wirtin hätte mir bald Unannehmlichkeiten bereitet. Es nahte das Kirchweihfest in Lüpfing, und da redete sie mir zu, ich sollte an diesem Tage Ruhe machen und nach Lüpfing gehen; denn etwas Schöneres als dieses Fest könne ich gar nicht sehen. Ich wies ihr Ansinnen zurück. Als der Tag des Festes vorüber war, den sie ganz und gar in Lüpfing zugebracht hatte, kam sie abends zu mir an den Apfelbaum, an welchem heute mein Herr Roderer nicht saß, weil Feiertag war, und erzählte mir, wie außerordentlich schade es sei, daß ich nicht nach Lüpfing gekommen bin. Die Leute kennen mich alle, sie lieben mich, sie haben alle nach mir gefragt und meine Bilder gepriesen, sie habe gesagt, ich sei ein sehr gewöhnlicher Herr, der keinen Stolz hat und mit allen redet, sie könne meine Bilder sehen, wann sie wolle, wenn sie aufräume oder etwas frage, und ihr Mann könne sie auch sehen, wenn er ein Wasser hinauf trage oder dergleichen, und wenn ich nach der Arbeit aufräume, sage ich nicht einmal ihren Buben einen Tadel, wenn sie hinauf kommen. Die Leute freuen sich außerordentlich auf die Bilder. Sie werden kommen.
Ich sagte zu der Frau Wirtin: »Ihr, meine liebe Frau Wirtin, wenn Ihr in meine Stube kommt und etwas zu schaffen habt, und Euer Mann, der Herr Wirt, wenn es für ihn bei mir etwas zu tun gibt, könnt meine Bilder nach Herzenslust anschauen, selbst Euere Knaben können es zu einer Zeit tun, in der sie mich nicht stören; aber jeder andere Mensch darf es
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