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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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nicht, wenn er auch aus Lüpfing oder Kiring kommt, oder aus der oberen Lüpf, oder aus der unteren Lüpf oder aus Paris, oder aus Petersburg, oder München. Sagt einem jeden, daß ich nicht Zeit habe, Leute zu empfangen, und daß meine Bilder nicht zu sehen sind.«
    »Das ist so, so ist es,« antwortete sie, »wir haben ein großes Recht, wir und der hochgeborne Herr Roderer, die Bilder anzusehen, und sonst niemand.«
    »Ihr könnt sie anschauen,« sagte ich, »weil Ihr seid, wie Ihr seid, und dem Herrn Roderer habe ich sie gezeigt, weil ich sie ihm nun eben einmal gezeigt habe.«
    »Ja, das verstehe ich«, antwortete sie.
    »Und so tut auch, wie ich gesagt habe«, erwiderte ich. »Ich werde es tun, freilich tue ich es«, sagte sie.
    Und hiemit war wohl das Gespräch aus, aber nicht die Sache. Denn in den Tagen, die auf die Lüpfinger Kirchweihe folgten, kamen wirklich Leute aus Lüpfing und anderswoher zu mir, die mich einfach besuchen wollten. Die Tage waren trüb, ich arbeitete an dem großen Bilde in meiner versperrten Stabe, und ließ sagen, daß ich mich nicht unterbrechen könne und nicht gestört werden dürfe. Endlich ließ ich mir durch den Wirt, welchen ich sendete, einen Wagen aus Lüpfing bestellen, und fuhr in demselben nach Lüpfing. Die Wirtin äußerte ihre Freude, daß ich einmal von der großen Plage, die ich mir auferlege, inne halte und auch ein Vergnügen suche, wie es sich gebühre. Ich aber kaufte in Lüpfing zwei gleiche Eisenringschrauben und ein Vorhängeschloß, und fuhr wieder heim. Die Eisenringschrauben schraubte ich von außen in Türstock und Türe meiner Stube so, daß die Ringe über einander paßten, und als ich das nächste Mal in das Moor malen ging, legte ich das Vorhängschloß in die Ringe, und sperrte so meine Stabe, daß sie in meiner Abwesenheit nicht geöffnet werden und daß man meine Bilder niemand zeigen konnte.
    Der Goldrahmen zu dem großen Bilde kam nun auch endlich an. Der Rahmen war zerlegt und in seinen Teilen der Länge nach in die Kiste gepackt. Ich konnte ihn jetzt nicht zusammenstellen, sah aber an den Teilen, daß er sehr schön sein müsse, wie alles, was von meinem Vergolder kommt.
    Als es schon Sommer war, und ich an einem lauen, lieblichen Abende mit Roderer an dem Apfelbaume saß, sagte er: »Sie werden sehr wahrscheinlich einmal zu malen aufhören, und dann gar nie mehr einen Pinsel anrühren.«
    Ich schaute ihn mit den größten Augen, die in meiner Macht waren, an und sagte: »Das wäre das seltsamste Ding, ich finde dazu noch gar keinen Anfang in meinem Wesen. Und was werde ich denn dann tun, wenn ich nicht mehr male?«
    »Das weiß ich noch nicht,« antwortete er, »aber tun werden Sie gewiß etwas.«
    »Ja, gewiß etwas tun,« sagte ich »und Sie können mir wohl nicht verargen, wenn ich Sie frage, was Sie zu diesem Ausspruche über mich berechtiget, der so tief in meine Tätigkeit eingeht.«
    »Gewiß kann ich Ihnen die Sache nicht sagen,« antwortete er, »aber sie ist mir sehr wahrscheinlich, und wenn mein Ausspruch zur schnelleren Entwicklung Ihres Laufes etwas beitragen kann, so wird es mich sehr freuen, und wenn ich mich irre, und Sie ein Maler bleiben, so werden Sie durch meinen Ausspruch und mein Benehmen erst ein rechter Maler.«
    »Nun, ich bin begierig«, sagte ich.
    »Hören Sie mich an,« begann er, »es lebt seit Jahrhunderten ein Geschlecht, das immer etwas anderes erreicht hat, als es mit Heftigkeit angestrebt hat. Und je glühender das Bestreben eines dieses Geschlechtes war, desto sicherer konnte man sein, daß nichts daraus wird. Und nicht etwa durch das Schicksal wurden diese Leute aus ihren Bahnen geworfen; denn dann wäre ja mancher darin geblieben, weil Schicksal und Zufall nicht folgerichtig sind, sondern jeder verließ selber freiwillig und mit Freuden seinen Kampfplatz, und wendete sich zu anderen Dingen. Manche erreichten über Ansammlung der Mittel zu ihrem Zwecke den Zweck nicht. Sie waren alle höchst begabte Leute, einen einzigen ausgenommen, welcher ein gewöhnlicher Mensch war, und weil sie solche Begabungen hatten, so wählten sie frühzeitig schon irgend eine Tätigkeit, spornten diese zu höchstem Feuer, und erreichten auch Erfolge, die andere Menschen in Erstaunen setzten; aber es genügten ihnen die Erfolge nicht, und sie warfen das Zeugs weg. Ich weiß nicht, wenn einmal einer gekommen wäre, der das Höchste in seinem Fache hervorgebracht hätte, ob auch er von demselben wieder gewichen wäre, ich weiß es

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