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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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sein kann, komme ich in euer Lager«, sagte Witiko.
    »Du brüderlicher Mann«, sagte der Ritter vom Kürenberge, »wenn wir einmal graue Haare haben, werden wir mit Bechern bei einander sitzen, und von der Vergangenheit reden und singen; jetzt jagen wir fröhlich in die Gegenwart.«
    »Und sei uns allen ein Freund, wie wir deine Freunde sind«, rief Heinrich von Oftering, »und gehabe dich wohl, und komme, wenn alles aus ist, bald wieder in unser Oberland, das jetzt ein Stück lustigen Österreichs ist, und betrachte sein Getreide und sein Obst, du magst nun zu den Eltern deiner Gattin auf die Burg Schauenberg bei der Stadt Eferdingen gehen, oder ein wenig links davon nach Oftering oder auf den Kürenberg. Und wir werden wohl wieder auch in deinen Wald kommen, und da eure Berge und Schluchten und Wasser und Felsen betrachten.«
    »So können wir tun, wenn wieder der Frieden ist«, sagte Witiko.
    »Und so gehabe dich wohl«, sprach Heinrich von Oftering.
    »Gehabe dich wohl«, riefen die andern.
    »Gehabt euch wohl«, sagte Witiko.
    Und sie entfernten sich, und begaben sich in ihre Lager.
    Und als die Heere sich durch eine kurze Ruhe und durch Nahrungsmittel erquickt hatten, zog der Kaiser noch an diesem Tage vor die Veste Trezzo, um sie zu belagern.
    Am fünften Tage der Belagerung mußte sich die Veste ergeben.
    Von da zog das Heer nach Lodi. Dort lagerte es. Der Kaiser lagerte in den Trümmern der Stadt, die von den Mailändern zerstört worden war. Die rosenroten Banner des Königs Wladislaw ragten auch von diesen Trümmern empor. Die andern waren weithin an dem Lambro ausgebreitet.
    Hier hielt der Kaiser mit dem Könige Wladislaw und den Fürsten einen Rat, um den Zug gegen Mailand zu ordnen.
    In diese Versammlung kamen Abgesandte derer, die Lodi bewohnt hatten, und flehten den Kaiser um Hilfe an.
    Der Kaiser sagte, es werde ihnen geholfen werden.
    Dann kamen auch noch einmal Abgesandte von Mailand, welche unter dem Schutze des Kaisers zugelassen wurden.
    Sie sprachen vor der Versammlung: »Die Stadt Mailand sendet dem hocherhabenen Kaiser die untertänige Verehrung. Die Stadt Mailand möchte den Frieden aufrecht erhalten, und daß der Frieden bleiben könne, will die treue Stadt Mailand unterwürfig sein, sie will die Hoheit des Kaisers unverbrüchlich ehren, und dem Kaiser die volle Genugtuung leisten.«
    Der Kaiser fragte: »Bringet ihr die unbedingte Unterwerfung, oder habet ihr Bedingungen in Bereitschaft?«
    Die Abgeordneten antworteten: »Wir bringen zuerst die Unterwerfung, dann werden die erscheinen, welche die Bedingungen bringen.«
    »Und was sprechen die Herren, die in dem Rate sind?« fragte der Kaiser.
    Berthold, der Herzog von Zähringen, sagte: »Wenn Mailand eine giltige Bürgschaft gibt, daß es die volle Genugtuung leisten wolle, so könnte wohl der Frieden wieder hergestellt werden.«
    »Es muß eine vollständige Gewähr gegeben werden«, sagte der Herzog von Kärnten.
    Konrad, der Pfalzgraf am Rheine, sprach: »Sie sollten unverzüglich verkündigen, welche Gewähr sie für die volle Genugtuung bieten, und dann möge beschlossen werden, ob die Gewähr anzunehmen ist oder nicht.«
    »Wir sollten alles tun, den Frieden zu errichten, und das Blutvergießen zu enden«, sagte der Bischof von Eichstätt.
    »Und du sprichst nicht, erlauchter König von Böhmen?« fragte der Kaiser.
    »Ich hätte später gesprochen«, antwortete Wladislaw, »jetzt aber sage ich: in dieser Zeit kann eine volle Gewähr nicht gegeben werden. Sie hätte sollen früher gegeben werden, oder sie muß gegeben werden, wenn noch größere Dinge geschehen sind.«
    »Das ist wahr, das ist wahr«, riefen mehrere Stimmen.
    »Und es ist auch der Wille gar nicht vorhanden, eine giltige Gewähr zu geben«, sagte der Markgraf von Montferrat.
    »Sie geben keine«, rief der Führer derer von Pavia.
    Nun stand Anselm, der Erzbischof von Ravenna, auf, und sprach: »Es erlaube mir deine Hoheit, erhabener Kaiser, daß ich zu denen, die gesendet sind, und daß ich zu den erlauchten Fürsten einige Worte rede.«
    »Rede«, sagte der Kaiser.
    Und Anselm wendete sich zu den Abgesandten Mailands, und sprach: »Ihr habt süße Worte in dem Munde, und den Fuchs in dem Herzen. In der Versammlung von Brescia habet ihr Forderungen der Herrschaft gemacht, ihr wolltet euch den König und die Obrigkeiten wählen, ihr wolltet euch Gesetze geben: und nun bringt ihr Unterwerfung. Seid ihr zur Erkenntnis gekommen, daß eure Forderungen ungerecht sind? Und

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