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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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vorgeschrieben hat, das ist, so besteht es, ein Gesetz. Wem die Last eines Dinges zukömmt, dem muß auch der Nutzen zukommen, und da du, erhabener Kaiser, alle schützen mußt, so darfst du auch alle beherrschen.«
    Die Reden dauerten bis in die Nacht.
    Dann wurde das, was über die Rechte und Pflichten der Könige und über die Rechte und Pflichten der Untertanen aus den Untersuchungen nach den jetzigen Dingen und nach den Dingen aus der Zeit des Kaisers Karl und nach den Dingen aus der Zeit der alten römischen Kaiser hervorgegangen war, verkündiget, und zu Recht beschworen.
    Die Abgesandten der Stadt Mailand leisteten auch den Schwur.
    An dem folgenden Tage hielt der Kaiser nach altem Brauche Gericht, und es kamen so viele Klagen, daß noch Richter bestellt werden mußten. Und es wurden die Sachen der Armen, der Herren und der Städte entschieden.
    Und da alles geordnet war, wurde der Reichstag geschlossen, und die deutschen Fürsten und Herren und auch die italienischen hatten Freude über die Dinge, die geschehen waren.
    Der Kaiser brachte auch noch die Stadt Genua, welche den roncalischen Beschlüssen nicht beigetreten war, zum Treuschwure, und sandte dann Abgeordnete in die lombardischen Städte, um dort die Obrigkeiten einzusetzen, wie es auf dem Reichstage auf den roncalischen Feldern beschworen worden war. Die Abgeordneten waren: Daniel, der Bischof von Prag, Reinald, der Kanzler, Hermann, der Bischof von Verden, Otto, der Pfalzgraf von Regensburg, und Guido, der Graf von Biandrate. Sie setzten in den Städten Pavia, Piacenza, Cremona, Lodi und in anderen die Vorsteher ein.
    Am Anfange des Monates Jänner kamen sie nach Mailand; allein die Mailänder weigerten sich, daß ihnen der Kaiser ihre Vorsteher einsetze, und wilde Haufen des Volkes bedrohten das Leben der Abgeordneten des Kaisers. Sie waren von den Männern Martinanus Malaopera, Azo Bultrafus, und Castellus von Ermenulfis geführt. Die Abgeordneten wehrten durch Verrammlungen das Eindringen zu ihnen ab; aber durch die Fenster wurden Steine geworfen. Und in der nächsten Nacht entfloh Otto, und in der folgenden entflohen die andern. Sie berichteten alles dem Kaiser.
    Der Kaiser hielt am zweiten Tage des Monates Hornung einen feierlichen Hoftag, auf welchem auch Gesandte von Frankreich und von Griechenland und von Ungarn waren, die ihm ihre Ehrfurcht bezeugten. Die ungarischen Gesandten erklärten dem Kaiser, daß ihr König wegen des Wunsches Wladislaws, des Königs von Böhmen, noch mehr Hilfsvölker senden wolle, als er früher gesendet habe. Der Kaiser stellte den Fürsten das Benehmen Mailands vor, und sprach: »Wilde Völker achten das Recht der Gesandtschaften, Mailand nicht, meine und eure Ehre ist befleckt, viele haben das Verbrechen begangen, an vielen muß es gestraft werden.«
    Die Fürsten stimmten den Worten des Kaisers bei.
    Der Bischof von Piacenza sagte, es gezieme sich aber doch, daß man auch die Mailänder höre.
    »Sie sollen gehört werden«, sagte der Kaiser.
    Die Mailänder wurden vorgeladen, und sie schickten Abgesandte.
    Diese sagten, die Mailänder wollen dem Kaiser volle Genugtuung geben. Als Tag hiezu wurde der neunzehnte Tag des Monates April bestimmt. Den kaiserlichen Städten schwuren die Mailänder Frieden.
    Nach dieser Zeit aber schloß Mailand mit Brescia, Piacenza und Bologna einen Bund.
    Als der Kaiser das Osterfest zu Modena feierte, und am Osterdienstage den Waffenspielen zusah, kam die Nachricht, daß die Mailänder die Veste des Kaisers, Trezzo, belagerten. Die Spiele hörten auf, alle rüsteten sich, und bei dem ersten Lichte des nächsten Tages begann der Zug gegen Trezzo. Aber auf dem Wege begegnete dem Heere ein Bote, welcher sagte, daß Trezzo von den Mailändern erobert worden ist, und daß sie alle Schätze weggenommen haben. Der Kaiser zog nun nach Bologna, und belegte dort die Stadt Mailand mit dem Banne. Dann ging er nach Lodi, ein Heer zu sammeln. Er befahl allen Städten Italiens, Hilfsmänner zu dem Kampfe gegen Mailand zu stellen. Dann ging er wieder nach Bologna, um die Seinigen gegen Mailand zu führen.
    Am siebzehnten Tage des Monates Mai kamen sie nach Melegnano, und am nächsten Tage vor Mailand. Hier wurden nun weithin ringsherum alle Saaten und Weinpflanzungen zerstört, die Ölbäume und Fruchtbäume wurden umgehauen, Häuser, Dörfer, Flecken, Burgen, Vesten wurden verbrannt.
    Eine Belagerung unternahm der Kaiser aber nicht, weil sein Heer noch zu klein war.
    Er zog im Monate Juni gegen

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