Werke
wenigstens glauben, daß ich meine Pflicht kenne, und daß sie mir zu heilig ist, sie auch nur in Gedanken zu verletzen.
Theophan
. Verziehen Sie doch. – Was sollen diese Reden? Ich verstehe Sie so wenig, als ich den Adrast verstanden habe.
Juliane
. Es ist mir lieb, daß Sie aus einer unschuldigen Kleinigkeit nichts machen wollen. Aber lassen Sie mich – – Geht ab.
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Siebenter Auftritt
Adrast. Theophan.
Theophan
. Ihre Geliebte, Adrast, schickte mich hierher: Ich würde hier nötig sein, sagte sie. Ich eile, und bekomme lauter Rätsel zu hören.
Adrast
. Meine Geliebte? – – Ei! wie fein haben Sie dieses angebracht! Gewiß, Sie konnten Ihre Vorwürfe nicht kürzer fassen.
Theophan
. Meine Vorwürfe? Was habe ich Ihnen denn vorzuwerfen?
Adrast
. Wollen Sie etwa die Bestätigung aus meinem Munde hören?
Theophan
. Sagen Sie mir nur, was Sie bestätigen wollen? Ich stehe ganz erstaunt hier. – –
Adrast
. Das geht zu weit. Welche kriechende Verstellung! Doch damit sie Ihnen endlich nicht zu sauer wird, so will ich Sie mit Gewalt zwingen, sie abzulegen. – – Ja, es ist alles wahr, was Ihnen Henriette hinterbracht hat. Sie war niederträchtig genug, uns zu behorchen. – Ich liebe Julianen, und habe ihr meine Liebe gestanden. –
Theophan
. Sie lieben Julianen? –
Adrast
spöttisch. Und was das Schlimmste dabei ist, ohne den Theophan um Erlaubnis gebeten zu haben.
Theophan
. Stellen Sie sich deswegen zufrieden. Sie haben nur eine sehr kleine Formalität übergangen.
Adrast
. Ihre Gelassenheit, Theophan, ist hier nichts Besonders. Sie glauben Ihrer Sachen gewiß zu sein. – – Und ach! wenn Sie es doch weniger wären! Wenn ich doch nur mit der geringsten Wahrscheinlichkeit hinzu setzen könnte, daß Juliane auch mich liebe. Was für eine Wollust sollte mir das Erschrecken sein, das sich in Ihrem Gesichte verraten würde! Was für ein Labsal für mich, wenn ich Sie seufzen hörte, wenn ich Sie zittern sähe! Wie würde ich mich freuen, wenn Sie Ihre ganze Wut an mir auslassen, und mich voller Verzweiflung, ich weiß nicht wohin, verwünschen müßten!
Theophan
. So könnte Sie wohl kein Glück entzücken, wenn es nicht durch das Unglück eines andern gewürzt würde? – – Ich betaure den Adrast! Die Liebe muß alle ihre verderbliche Macht an ihm verschwendet haben, weil er so unanständig reden kann.
Adrast
. Wohl! an dieser Miene, an dieser Wendung erinnere ich mich, was ich bin. Es ist wahr, ich bin Ihr Schuldner, Theophan: und gegen seine Schuldner hat man das Recht, immer ein wenig groß zu tun; – – doch Geduld! ich hoffe es nicht lange mehr zu sein. Es hat sich noch ein ehrlicher Mann gefunden, der mich aus dieser Verlegenheit reißen will. Ich weiß nicht, wo er bleibt. Seinem Versprechen gemäß, hätte er bereits mit dem Gelde hier sein sollen. Ich werde wohl tun, wenn ich ihn hole.
Theophan
. Aber noch ein Wort, Adrast. Ich will Ihnen mein ganzes Herz entdecken. – –
Adrast
. Diese Entdeckung würde mich nicht sehr belustigen. Ich gehe, und bald werde ich Ihnen mit einem kühnern Gesichte unter die Augen treten können. Geht ab.
Theophan
allein. Unbiegsamer Geist! Fast verzweifle ich an meinem Unternehmen. Alles ist bei ihm umsonst. Aber was würde er gesagt haben, wenn er mir Zeit gelassen hätte, ihn für sein Geständnis, mit einem andern ähnlichen Geständnisse zu bezahlen? – – Sie kömmt.
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Achter Auftritt
Henriette. Lisette. Theophan.
Henriette
. Nun? Theophan, habe ich Sie nicht zu einem artigen Anblicke verholfen?
Theophan
. Sie sind leichtfertig, schöne Henriette. Aber was meinen Sie für einen Anblick? Kaum daß ich die Hauptsache mit Mühe und Not begriffen habe.
Henriette
. O Schade! – Sie kamen also zu langsam? und Adrast lag nicht mehr vor meiner Schwester auf den Knieen?
Theophan
. So hat er vor ihr auf den Knieen gelegen?
Lisette
. Leider für Sie alle beide!
Henriette
. Und meine Schwester stand da, – – ich kann es Ihnen nicht beschreiben, – – stand da, fast, als wenn sie ihn in dieser unbequemen Stellung gerne gesehen hätte. Sie tauern mich, Theophan! – –
Theophan
. Soll ich Sie auch betauren, mitleidiges Kind?
Henriette
. Mich betauren? Sie sollen mir Glück wünschen.
Lisette
. Aber nein; so etwas schreit um Rache!
Theophan
. Und wie meint Lisette denn, daß man sich rächen könne?
Lisette
. Sie wollen sich also doch rächen?
Theophan
. Vielleicht.
Lisette
. Und Sie sich auch, Mamsell?
Henriette
.
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