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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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St! Wer wird so etwas zweimal sagen?
    Staleno
. Eine Barschaft? einen Schatz?
    Philto
. Ja doch! – – Wenn es nur nicht jemand gehört hat.
    Staleno
. Vielleicht ein Sperling, der uns über dem Kopfe weggeflogen.
    Philto
. Ich habe, fuhr er fort, lange genug daran gespart, und mir es herzlich sauer werden lassen. Ich reise jetzo weg; ich lasse meinem Sohne so viel, daß er leben kann; mehr darf ich ihm aber auch keinen Heller lassen. Er hat allen Ansatz zu einem lüderlichen Menschen, und je mehr er haben würde, desto mehr würde er vertun. Was bliebe alsdann für meine Tochter übrig? Ich muß mich auf alle Fälle gefaßt machen; meine Reise ist weit und gefährlich: wer weiß, ob ich wieder komme? Von dieser Barschaft also, soll so und so viel für meine Kamille zur Aussteuer, wenn ihr etwa unterdessen eine gute Gelegenheit zu heiraten vorkäme. Das übrige soll mein Sohn haben; aber nicht eher, als bis man es gewiß weiß, daß ich tot bin. Bis dahin, bitte ich dich, Philto, mit Tränen bitte ich dich, mein lieber Freund, laß den Lelio nichts davon merken; sei auch sonst gegen alle verschwiegen, damit er es etwa nicht von einem Dritten erfährt. Ich versprach meinem Freunde alles, und tat einen Schwur darauf. – – Nun sagen Sie mir, Staleno, als ich hörte, daß Lelio das Haus, eben das Haus, worin die Barschaft verborgen ist, mit aller Gewalt verkaufen wollte: sagen Sie mir, was sollte ich tun?
    Staleno
. Was hör ich? Bei meiner Treu! das Ding bekömmt doch wohl ein ander Ansehen.
    Philto
. Lelio hatte das Haus anschlagen lassen, als ich eben auf dem Lande war.
    Staleno
. Ha! ha! der Wolf hatte gemerkt, daß die Hunde nicht bei der Herde wären.
    Philto
. Sie können sich einbilden, daß ich nicht wenig erschrak, als ich wieder in die Stadt kam. Es war geschehen. Sollte ich nun meinen Freund verraten, und dem lüderlichen Lelio den Schatz anzeigen? Oder sollte ich das Haus in fremde Hände kommen lassen, aus welchen es vielleicht Anselmus nimmermehr wieder bekommen hätte? Den Schatz wegzunehmen, das ging gar nicht an. Mit einem Worte, ich sah keinen andern Rat, als das Haus selber zu kaufen, um so wohl das eine, als das andere zu retten. Anselmus mag nunmehr heute oder morgen kommen: ich kann ihm beides richtig überliefern. Sie sehen ja wohl, daß ich das gekaufte Haus nicht einmal brauche. Ich habe Sohn und Tochter herausziehen lassen, und es feste verschlossen. Es soll niemand wieder hinein kommen, als sein rechter Herr. Ich sahe es voraus, daß mich die Leute verleumden würden; aber ich will doch lieber eine kurze Zeit weniger ehrlich scheinen, als es in der Tat sein. Bin ich nun noch in Ihren Augen ein alter Betrieger? ein Blutigel? –
    Staleno
. Sie sind ein ehrlicher Mann, und ich bin ein Narr. – Daß die Leute, die allen Plunder wissen wollen, und sich mit Nachrichten schleppen, wovon doch weder Kopf noch Schwanz wahr ist, bei dem Henker wären! Was für Zeug haben sie mir nicht von Ihnen in die Ohren gesetzt! – Aber warum war ich auch so ein alter Esel, und glaubte es? – Nehmen Sie mirs nicht übel, Philto, ich bin zu hastig gewesen.
    Philto
. Ich nehme nichts übel, wobei ich eine gute Absicht sehe. Mein ehrlicher Name ist Ihnen lieb gewesen; und das erfreut mich. Sie würden sich viel darum bekümmert haben, wenn Sie nicht mein Freund wären.
    Staleno
. Gewiß, ich bin ganz böse auf mich.
    Philto
. Ei nicht doch!
    Staleno
. Ich bin mir recht gram, daß ich mir nur einen Augenblick etwas Unrechtes von Ihnen habe einbilden können!
    Philto
. Und ich bin Ihnen recht gut, daß Sie so fein offenherzig gegen mich gewesen sind. Ein Freund, der uns alles unter die Augen sagt, was er Anstößiges an uns bemerkt, ist jetzt sehr rar; man muß ihn nicht vor den Kopf stoßen, und wenn er auch unter Zehnmalen nur einmal Recht haben sollte. Meinen Sie es nur ferner gut mit mir.
    Staleno
. Das heiße ich doch noch geredt, wie man reden soll! Topp! wir sind Freunde, und wollen es immer bleiben.
    Philto
. Topp! – – Haben Sie mir sonst noch etwas zu sagen? – –
    Staleno
. Ich wüßte nicht. – – Doch ja. Bei Seite. Vielleicht kann ich meinem Mündel eine unverhoffte Freude machen.
    Philto
. Was ists?
    Staleno
. Sagten Sie mir nicht, daß ein Teil der verborgenen Barschaft zur Aussteuer für Jungfer Kamillen sollte?
    Philto
. Ja.
    Staleno
. Wie hoch beläuft sich wohl der Teil?
    Philto
. Auf sechs tausend Taler.
    Staleno
. Das ist nicht schlimm. Und wenn sich nun etwa eine ansehnliche Partie

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