Werke
aufgebracht zu sein. – – Von mir sollte jemand so reden! Ich drehte dem ersten dem besten den Hals um. Allein, ich glaube auch nicht, daß ich jemals durch meine Handlungen Gelegenheit dazu geben würde.
Philto
. Kann ich denn endlich erfahren, worin das Verbrechen besteht, das man mir Schuld gibt?
Staleno
. So? Sie müssen mit Ihrem Gewissen schon vortrefflich zu Rande sein, daß es Ihnen nicht selbst gleich beifällt. – Sagen Sie mir, war Anselmus Ihr Freund?
Philto
. Er war es, und ist es noch, so weit wir auch jetzt von einander sind. Wissen Sie denn nicht, daß er mir bei seiner Abreise seinen Sohn und seine Tochter zur Aufsicht anvertraute? Würde er das getan haben, wenn er mich nicht für seinen rechtschaffnen Freund gehalten hätte?
Staleno
. Du ehrlicher Anselmus, wie hast du dich betrogen!
Philto
. Ich denke, er soll sich nicht betrogen haben.
Staleno
. Nicht? Nu, nu! wenn ich einen Sohn hätte, den ich gern in das äußerste Verderben wollte gebracht wissen, so würde ich ihn ganz gewiß auch Ihrer Aufsicht anvertrauen. – Er ist ein schönes Früchtchen geworden, der Lelio!
Philto
. Sie legen mir jetzt etwas zur Last, wovon Sie mich selbst sonst allezeit frei gesprochen haben. Lelio hat alle seine lüderlichen Ausschweifungen ohne mein Vorwissen begangen; und wann ich sie erfuhr, so war es schon zu spät, ihnen vorzubeugen.
Staleno
. Alles das glaube ich nun nicht mehr; denn Ihr letzter Streich verrät Ihre Karte.
Philto
. Was für ein Streich?
Staleno
. An wen hat denn Lelio sein Haus verkauft?
Philto
. An mich.
Staleno
. Willkommen, Anselmus! Können Sie doch nun auf der Gasse schlafen. – – Pfui, Philto!
Philto
. Ich habe die drei tausend Taler dafür richtig bezahlt.
Staleno
. Um den Namen eines ehrlichen Mannes richtig los zu werden.
Philto
. Hätte ich sie denn nicht bezahlen sollen?
Staleno
. O! stellen Sie sich nicht so albern. Sie hätten gar nichts von dem Lelio kaufen sollen. Einem solchen Menschen zu Gelde verhelfen, heißt das nicht dem Wahnwitzigen ein Messer in die Hände geben, womit er sich die Gurgel abschneiden kann? Heißt das nicht Gemeinschaft mit ihm machen, um den armen Vater ohne Barmherzigkeit zu ruinieren?
Philto
. Aber Lelio brauchte das Geld zur höchsten Not: er mußte sich mit einem Teile desselben von einem schimpflichen Gefängnisse losmachen. Und wenn ich das Haus nicht gekauft hätte, so hätte es ein andrer gekauft.
Staleno
. Andre hätten mögen tun, was sie gewollt hätten. – Aber entschuldigen Sie sich nur nicht; man sieht Ihre wahre Ursache doch. Das Häuschen ist etwa noch vier tausend Taler wert; um drei tausend war es zu verkaufen, und zu dem Profitchen, dachten Sie, bin ich der nächste. Ich liebe das Geld doch auch; aber sehen Sie, Philto, eher wollte ich mir diese meine rechte Hand abhauen lassen, als so eine Niederträchtigkeit begehen, und wenn ich schon eine Million damit zu gewinnen wüßte. Kurz von der Sache zu kommen: meiner Freundschaft sind Sie quitt.
Philto
. Nun wahrhaftig! Staleno, Sie legen mirs außerordentlich nahe. Ich glaube wirklich, Sie bringen es durch Ihre Schmähungen noch so weit, daß ich Ihnen ein Geheimnis vertraue, welches kein Mensch auf der Welt sonst von mir erfahren hätte.
Staleno
. Was Sie mir vertrauen, darum lassen Sie sich nicht bange sein. Es ist bei mir so sicher aufgehoben, als bei Ihnen.
Philto
. Sehen Sie sich einmal ein wenig um, daß uns niemand behorcht. Sehen Sie recht zu! Guckt auch niemand hier aus den Fenstern?
Staleno
. Das muß ja wohl ein recht geheimes Geheimnis sein. Ich sehe niemanden.
Philto
. Nun, so hören Sie. Noch an eben dem Tage, als Anselmus wegreisete, zog er mich bei Seite, und führte mich an einen gewissen Ort in seinem Hause. Ich habe dir, sprach er, mein lieber Philto, noch eins zu entdecken. Hier in diesem – Warten Sie ein klein Bißchen, Staleno; da sehe ich jemanden gehn, den wollen wir erst vorbei lassen. –
Staleno
. Er ist vorbei.
Philto
. Hier, sprach er, in diesem Gewölbe, unter einem von den – – Stille! dort kömmt eines – – –
Staleno
. Es ist ja ein Kind.
Philto
. Kinder sind neugierig!
Staleno
. Es ist weg.
Philto
. Unter einem von den Pflastersteinen, sprach er, habe ich – – Da läuft schon wieder was. – –
Staleno
. Es ist ja nichts, als ein Hund.
Philto
. Es hat aber doch Ohren! – – Habe ich, sprach er, Indem er sich von Zeit zu Zeit furchtsam umsiehet. eine kleine Barschaft vergraben.
Staleno
. Was?
Philto
.
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