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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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für die sechs tausend Taler – – für Jungfer Kamillen, wollte ich sagen, fände: hätten Sie wohl Lust, Ja dazu zu sagen?
    Philto
. Wenn sie ansehnlich wäre, die Partie; warum nicht?
    Staleno
. Zum Exempel, mein Mündel? Was meinen Sie?
    Philto
. Was? der junge Herr Leander? hat der ein Auge auf sie?
    Staleno
. Wohl beide. Er ist so vergafft in sie, daß er sie lieber heute als morgen nähme, und wenn sie auch nackend zu ihm käme.
    Philto
. Das laßt mir Liebe sein! Wahrhaftig, Herr Staleno, Ihr Vorschlag ist nicht zu verachten. Wenn es Ihr Ernst ist – –
    Staleno
. Mein völliger Ernst! Ich werde ja nicht bei sechs tausend Talern scherzen?
    Philto
. Ja; aber will denn auch Kamille Leandern haben?
    Staleno
. Wenigstens will er sie haben. Wenn zwanzig tausend Taler sechs tausend Taler heiraten wollen, so werden ja die sechse nicht närrisch sein, und den zwanzigen einen Korb geben. Das Mädchen wird ja wohl zählen können.
    Philto
. Ich glaube, wenn auch Anselmus heute wieder käme, daß er selbst seine Tochter nicht besser zu versorgen wünschen könnte. Gut! ich nehme alles über mich. Die Sache soll richtig sein, Herr Staleno.
    Staleno
. Wenn die sechs tausend Taler richtig sind. – –
    Philto
. Ja, verzweifelt! nun fällt mir erst die größte Schwierigkeit ein. – – Müßte denn Leander die sechs tausend Taler gleich mit bekommen?
    Staleno
. Er müßte eben nicht; aber alsdann müßte er eben auch nicht Kamillen gleich haben.
    Philto
. Nun so geben Sie mir doch einen guten Rat. Das Geld ist verborgen; wenn ich es hervor kriege, wo soll ich sagen, daß ich es her bekommen habe? Soll ich die Wahrheit sagen: so wird Lelio Lunte riechen, und sich nicht ausreden lassen, daß da, wo sechs tausend Taler gelegen, nicht noch mehr liegen könnte. Soll ich sagen, daß ich das Geld von dem Meinigen gebe? Das will ich auch nicht gern. Die Leute würden doch nur einen neuen Anlaß, mich zu verleumden, daraus nehmen. Philto, sprächen sie vielleicht, würde so freigebig nicht sein, wenn ihm nicht sein Gewissen sagte, daß er die armen Kinder um gar zu vieles betrogen habe.
    Staleno
. Das ist alles wahr.
    Philto
. Und daher meinte ich eben, daß es gut wäre, wenn es mit der Aussteuer so lange bleiben könnte, bis Anselmus wieder käme. Sie ist Leandern doch gewiß genug.
    Staleno
. Leander, wie gesagt, würde sich nichts daraus machen. Aber, mein lieber Philto, ich, der ich sein Vormund bin, habe mich für die übeln Nachreden eben sowohl in Acht zu nehmen, als Sie. Ja, ja! würde man murmeln: der reiche Mündel ist in guten Händen! Jetzt wird ihm ein armes Mädchen angehangen, und das arme Mädchen, um dankbar zu sein, wird auch schon wissen, wie es sich gegen den Vormund verhalten muß. Staleno ist schlau; Rechnungen, wie er für Leandern zu führen hat, sind so leicht nicht abzulegen. Eine Vorsprecherin, die ihrem Manne die Augen zuhält, wenn er nachsehen will, ist dabei nicht übel. – – Für solche Glossen bedanke ich mich.
    Philto
. Sie haben Recht. – Aber wie ist die Sache nun anzufangen? Sinnen Sie doch ein Bißchen nach. – –
    Staleno
. Sinnen Sie nur auch nach. –
    Philto
. Wie wenn wir – –
    Staleno
. Nun?
    Philto
. Nein, das geht nicht an.
    Staleno
. Hören Sie nur: ich dächte – – Das ist auch nichts.
    Zugleich, nachdem sie einige Augenblicke nachgedacht.
    Philto
. Könnte man nicht –
    Staleno
. Man müßte – –
    Philto
. Was meinten Sie?
    Staleno
. Was wollten Sie sagen?
    Philto
. Reden Sie nur – –
    Staleno
. Sagen Sie nur – –
    Philto
. Ich will Ihre Gedanken erst hören.
    Staleno
. Und ich Ihre. Meine sind so recht reif noch nicht. – –
    Philto
. Und meine – – meine sind wieder gar weg.
    Staleno
. Schade! Aber Geduld! meine fangen eben an zu reifen. – – Nun sind sie reif!
    Philto
. Das ist gut!
    Staleno
. Wie wenn wir, für ein gutes Trinkgeld, einen Kerl auf die Seite kriegten, der frech genug wäre, und Mundwerk genug hätte, zehn Lügen in einem Atem zu sagen?
    Philto
. Was könnte uns der helfen?
    Staleno
. Er müßte sich verkleiden und vorgeben, daß er, ich weiß nicht aus welchem, weit entlegenen Lande käme – –
    Philto
. Und – –
    Staleno
. Und daß er den Anselmus gesprochen habe – –
    Philto
. Und – –
    Staleno
. Und daß ihm Anselmus Briefe mitgegeben habe, einen an seinen Sohn, und einen an Sie. – –
    Philto
. Und was denn nun?
    Staleno
. Sehen Sie denn noch nicht, wo ich hinaus will? – – In dem Briefe an seinen Sohn

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