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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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kann ich eines Herrn, wie er ist, entbehren. Meine Schäfchen sind im Treugen. Was ich noch für ihn tu, tu ich aus Mitleiden. Er ist immer eine gute Haut gewesen; und ich wollte doch nicht gerne, daß er es am Ende gar zu schlecht hätte. Marsch! – – Ha! das ist ja gar ein Reisender. Ich dächte, ich hätte wenig genug zu tun, um mich um fremde Leute bekümmern zu können. Es ist eine schöne Sache um die Neubegierde!
    { ‡ }
Neunter Auftritt
    Anselmo. Ein Träger. Maskarill.
    Anselmo
. Dem Himmel sei Dank, daß ich endlich mein Haus, mein liebes Haus wieder sehe!
    Maskarill
. Sein Haus?
    Anselmo
zum Träger. Setzt den Koffer hier nur nieder, guter Freund. Ich will ihn schon vollends herein schaffen lassen. – Ich habe Euch doch bezahlt? – –
    Der Träger
. O ja, Herr! o ja! – – Aber – – Ohne Zweifel sind Sie wohl sehr vergnügt, sehr freudig, daß Sie wieder zu Hause sind?
    Anselmo
. Ja freilich!
    Der Träger
. Ich habe Leute gekannt, die, wenn sie sehr freudig waren, gegen einen armen Teufel ein übriges taten. – – Bezahlt haben Sie mich, Herr, bezahlt haben Sie mich.
    Anselmo
. Nun da! ich will auch ein übriges tun.
    Der Träger
. Ei! ei! das ist mir doch lieb, daß ich mich nicht betrogen habe; ich sähe Sie gleich für einen spendabeln Mann an. O! ich versteh mich drauf. Gott bezahls! Geht ab.
    Anselmo
. Es will sich niemand aus meinem Hause sehen lassen. Ich muß nur anklopfen.
    Maskarill
. Der Mann ist offenbar unrecht!
    Anselmo
. Es sieht nicht anders aus, als ob das ganze Haus ausgestorben wäre. Gott verhüte. – –
    Maskarill
der ihm näher tritt. Mein Herr! – – Sie werden verzeihen – – ich bitte um Vergebung – Indem er zurück prellt. Der Blitz! das Gesichte sollte ich kennen.
    Anselmo
. Verzeih Euchs der liebe Gott, daß Ihr nicht klug seid! – – Was wollt Ihr?
    Maskarill
. Ich wollte – – ich wollte – –
    Anselmo
. Nun? was geht Ihr denn um mich herum?
    Maskarill
. Ich wollte – –
    Anselmo
. Absehen vielleicht, wo meinem Beutel am besten beizukommen wäre?
    Maskarill
. Ich irre mich; wenn er es wäre, müßte er mich ja wohl auch kennen. – – Ich bin neugierig, mein Herr; aber meine Neubegierde ist keine von den unhöflichen, und ich frage mit aller Bescheidenheit, – – was Sie vor diesem Hause zu suchen haben?
    Anselmo
. Kerl! – – Aber jetzt seh ich ihn erst recht an. Mas – –
    Maskarill
. Herr An – –
    Anselmo
. Maska – –
    Maskarill
. Ansel – –
    Anselmo
. Maskarill –
    Maskarill
. Herr Anselmo –
    Anselmo
. Bist du es denn?
    Maskarill
. Ich bin ich; das ist gewiß. Aber Sie – –
    Anselmo
. Es ist kein Wunder, daß du zweifelst, ob ich es bin.
    Maskarill
. Ist es in aller Welt möglich? – – Ach! nicht doch! Herr Anselmo ist neun Jahr weg, und es wäre ja wohl wunderbar, wenn er eben heute wiederkommen sollte? Warum denn eben heute?
    Anselmo
. Die Frage kannst du alle Tage tun; und ich dürfte also gar nicht wiederkommen.
    Maskarill
. Das ist wahr! – – Je nun! so sein Sie tausendmal willkommen, und aber tausendmal, allerliebster Herr Anselmo. – Zwar am Ende sind Sie es doch wohl nicht? –
    Anselmo
. Ich bin es gewiß. Antworte mir nur geschwind, ob alles noch wohl steht? Leben meine Kinder noch? Lelio? Kamilla?
    Maskarill
. Ja, nun darf ich wohl nicht mehr daran zweifeln, daß Sie es sind. – Sie leben, beide leben sie noch. – – Bei Seite. Wenn er das übrige doch von einem andern zu erst erfahren könnte. –
    Anselmo
. Gott sei Dank! daß sie beide noch leben. Sie sind doch zu Hause? – Geschwind, daß ich sie in meine alten Arme schließen kann! – Bringe den Koffer nach, Maskarill. – –
    Maskarill
. Wohin, Herr Anselmo, wohin?
    Anselmo
. Ins Haus.
    Maskarill
. In dieses Haus hier?
    Anselmo
. In mein Haus.
    Maskarill
. Das wird sogleich nicht angehen. – – Bei Seite. Was soll ich nun sagen?
    Anselmo
. Und warum nicht? – –
    Maskarill
. Dieses Haus, Herr Anselmo – – ist verschlossen. – –
    Anselmo
. Verschlossen?
    Maskarill
. Verschlossen, ja; und zwar – weil niemand darinne wohnt.
    Anselmo
. Niemand darinne wohnt? Wo wohnen denn meine Kinder?
    Maskarill
. Herr Lelio? und Jungfer Kamille? – – die wohnen – – wohnen in einem andern Hause.
    Anselmo
. Nun? Du sprichst ja so seltsam, so rätselhaft – –
    Maskarill
. Sie wissen also wohl nicht, was seit kurzem vorgefallen ist?
    Anselmo
. Wie kann ich es wissen?
    Maskarill
. Es ist wahr. Sie sind nicht zugegen gewesen; und in neun Jahren

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