Werke
kann ich eines Herrn, wie er ist, entbehren. Meine Schäfchen sind im Treugen. Was ich noch für ihn tu, tu ich aus Mitleiden. Er ist immer eine gute Haut gewesen; und ich wollte doch nicht gerne, daß er es am Ende gar zu schlecht hätte. Marsch! – – Ha! das ist ja gar ein Reisender. Ich dächte, ich hätte wenig genug zu tun, um mich um fremde Leute bekümmern zu können. Es ist eine schöne Sache um die Neubegierde!
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Neunter Auftritt
Anselmo. Ein Träger. Maskarill.
Anselmo
. Dem Himmel sei Dank, daß ich endlich mein Haus, mein liebes Haus wieder sehe!
Maskarill
. Sein Haus?
Anselmo
zum Träger. Setzt den Koffer hier nur nieder, guter Freund. Ich will ihn schon vollends herein schaffen lassen. – Ich habe Euch doch bezahlt? – –
Der Träger
. O ja, Herr! o ja! – – Aber – – Ohne Zweifel sind Sie wohl sehr vergnügt, sehr freudig, daß Sie wieder zu Hause sind?
Anselmo
. Ja freilich!
Der Träger
. Ich habe Leute gekannt, die, wenn sie sehr freudig waren, gegen einen armen Teufel ein übriges taten. – – Bezahlt haben Sie mich, Herr, bezahlt haben Sie mich.
Anselmo
. Nun da! ich will auch ein übriges tun.
Der Träger
. Ei! ei! das ist mir doch lieb, daß ich mich nicht betrogen habe; ich sähe Sie gleich für einen spendabeln Mann an. O! ich versteh mich drauf. Gott bezahls! Geht ab.
Anselmo
. Es will sich niemand aus meinem Hause sehen lassen. Ich muß nur anklopfen.
Maskarill
. Der Mann ist offenbar unrecht!
Anselmo
. Es sieht nicht anders aus, als ob das ganze Haus ausgestorben wäre. Gott verhüte. – –
Maskarill
der ihm näher tritt. Mein Herr! – – Sie werden verzeihen – – ich bitte um Vergebung – Indem er zurück prellt. Der Blitz! das Gesichte sollte ich kennen.
Anselmo
. Verzeih Euchs der liebe Gott, daß Ihr nicht klug seid! – – Was wollt Ihr?
Maskarill
. Ich wollte – – ich wollte – –
Anselmo
. Nun? was geht Ihr denn um mich herum?
Maskarill
. Ich wollte – –
Anselmo
. Absehen vielleicht, wo meinem Beutel am besten beizukommen wäre?
Maskarill
. Ich irre mich; wenn er es wäre, müßte er mich ja wohl auch kennen. – – Ich bin neugierig, mein Herr; aber meine Neubegierde ist keine von den unhöflichen, und ich frage mit aller Bescheidenheit, – – was Sie vor diesem Hause zu suchen haben?
Anselmo
. Kerl! – – Aber jetzt seh ich ihn erst recht an. Mas – –
Maskarill
. Herr An – –
Anselmo
. Maska – –
Maskarill
. Ansel – –
Anselmo
. Maskarill –
Maskarill
. Herr Anselmo –
Anselmo
. Bist du es denn?
Maskarill
. Ich bin ich; das ist gewiß. Aber Sie – –
Anselmo
. Es ist kein Wunder, daß du zweifelst, ob ich es bin.
Maskarill
. Ist es in aller Welt möglich? – – Ach! nicht doch! Herr Anselmo ist neun Jahr weg, und es wäre ja wohl wunderbar, wenn er eben heute wiederkommen sollte? Warum denn eben heute?
Anselmo
. Die Frage kannst du alle Tage tun; und ich dürfte also gar nicht wiederkommen.
Maskarill
. Das ist wahr! – – Je nun! so sein Sie tausendmal willkommen, und aber tausendmal, allerliebster Herr Anselmo. – Zwar am Ende sind Sie es doch wohl nicht? –
Anselmo
. Ich bin es gewiß. Antworte mir nur geschwind, ob alles noch wohl steht? Leben meine Kinder noch? Lelio? Kamilla?
Maskarill
. Ja, nun darf ich wohl nicht mehr daran zweifeln, daß Sie es sind. – Sie leben, beide leben sie noch. – – Bei Seite. Wenn er das übrige doch von einem andern zu erst erfahren könnte. –
Anselmo
. Gott sei Dank! daß sie beide noch leben. Sie sind doch zu Hause? – Geschwind, daß ich sie in meine alten Arme schließen kann! – Bringe den Koffer nach, Maskarill. – –
Maskarill
. Wohin, Herr Anselmo, wohin?
Anselmo
. Ins Haus.
Maskarill
. In dieses Haus hier?
Anselmo
. In mein Haus.
Maskarill
. Das wird sogleich nicht angehen. – – Bei Seite. Was soll ich nun sagen?
Anselmo
. Und warum nicht? – –
Maskarill
. Dieses Haus, Herr Anselmo – – ist verschlossen. – –
Anselmo
. Verschlossen?
Maskarill
. Verschlossen, ja; und zwar – weil niemand darinne wohnt.
Anselmo
. Niemand darinne wohnt? Wo wohnen denn meine Kinder?
Maskarill
. Herr Lelio? und Jungfer Kamille? – – die wohnen – – wohnen in einem andern Hause.
Anselmo
. Nun? Du sprichst ja so seltsam, so rätselhaft – –
Maskarill
. Sie wissen also wohl nicht, was seit kurzem vorgefallen ist?
Anselmo
. Wie kann ich es wissen?
Maskarill
. Es ist wahr. Sie sind nicht zugegen gewesen; und in neun Jahren
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