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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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Lachen.
    Zwar ist der Satz nicht allgemein;
    Auch Männer können Weiber sein.
    Doch diesmal waren sie es nicht.
    Die Weiber schienen nur erpicht,
    Den teuern Waldseraph zu sehen.
    Die Männer aber? – wehrtens nicht,
    Und ließen ihre Weiber gehen.
    Die Häßlichen und Schönen,
    Die ältesten und jüngsten Frauen,
    Das arme wie das reiche Weib, –
    Kurz jede ging, sich zu erbauen,
    Und jede fand erwünschten Zeitvertreib.
    »Was? Zeitvertreib, wo man erbauen will?
    Was soll der Widerspruch bedeuten?«
    Ein Widerspruch? Das wäre viel!
    »Er sprach ja sonst von lauter Seligkeiten!« –
    O! davon sprach er noch, nur mit dem Unterscheide:
    Mit Alten sprach er stets von Tod und Eitelkeit,
    Mit Armen von des Himmels Freude,
    Mit Häßlichen von Ehrbarkeit,
    Nur mit den Schönen allezeit
    Vom ersten jeder Christentriebe.
    Was ist das? Wer mich fragt, kann der ein Christ wohl sein?
    Denn jeder Christ kömmt damit überein,
    Es sei die liebe Liebe.
    Der Eremit war jung; das hab’ ich schon gesagt.
    Doch schön? Wer nach der Schönheit fragt,
    Der mag ihn hier besehn.
    Genug, den Weibern war er schön.
    Ein starker, frischer, junger Kerl,
    Nicht dicke wie ein Faß, nicht hager wie ein Querl –
    »Nun, nun, aus seiner Kost ist jenes leicht zu schließen.«
    Doch sollte man auch wissen,
    Daß Gott dem, den er liebt,
    Zu Steinen wohl Gedeihen gibt;
    Und das ist doch kein fett Gerichte!
    Ein bräunlich männliches Gesichte,
    Nicht allzu klein, nicht allzu groß,
    Das sich im dichten Barte schloß;
    Die Blicke wild, doch sonder Anmut nicht;
    Die Nase lang, wie man die Kaisernasen dicht’t.
    Das ungebundne Haar floß straubicht um das Haupt;
    Und wesentlichre Schönheitsstücke
    Hat der zerrißne Rock dem Blicke
    Nicht ganz entdeckt, nicht ganz geraubt.
    Der Waden nur noch zu gedenken:
    Sie waren groß, und hart wie Stein.
    Das sollen, wie man sagt, nicht schlimme Zeichen sein;
    Allein den Grund wird man mir schenken.
    Nun wahrlich, so ein Kerl kann Weiber lüstern machen.
    Ich sag’ es nicht für mich; es sind geschehne Sachen.
    »Geschehne Sachen? was?
    So ist man gar zur Tat gekommen?«
    Mein lieber Simplex, fragt sich das?
    Weswegen hätt’ er denn die Predigt unternommen?
    Die süße Lehre süßer Triebe?
    Die Liebe heischet Gegenliebe,
    Und wer ihr Priester ist, verdienet keinen Haß.
    O Andacht, mußt du doch so manche Sünde decken!
    Zwar die Moral ist hier zu scharf,
    Weil mancher Mensch sich nicht bespiegeln darf,
    Aus Furcht, er möchte vor sich selbst erschrecken.
    Drum will ich nur mit meinen Lehren
    Ganz still nach Hause wieder kehren.
    Kömmt mir einmal der Einfall ein,
    Und ein Verleger will für mich so gnädig sein,
    Mich in groß Quart in Druck zu nehmen;
    So könnt’ ich mich vielleicht bequemen,
    Mit hundert englischen Moralen,
    Die ich im Laden sah, zu prahlen,
    Exempelschätze, Sittenrichter,
    Die alten und die neuen Dichter
    Mit witz’gen Fingern nachzuschlagen,
    Und was die sagen, und nicht sagen,
    In einer Note abzuschreiben.
    Bringt, sag’ ich noch einmal, man mich gedruckt an Tag;
    Denn in der Handschrift laß ich’s bleiben,
    Weil ich mich nicht belügen mag.
    Ich fahr’ in der Erzählung fort –
    Doch möcht’ ich in der Tat gestehn,
    Ich hätte manchmal mögen sehn,
    Was die und die, die an den Wallfahrtsort
    Mit heiligen Gedanken kam,
    Für fremde Mienen an sich nahm,
    Wenn der verwegne Eremit,
    Fein listig. Schritt vor Schritt,
    Vom Geist aufs Fleisch zu reden kam.
    Ich zweifle nicht, daß die verletzte Scham
    Den Zorn nicht ins Gesicht getrieben,
    Daß Mund und Hand nicht in Bewegung kam,
    Weil beide die Bewegung lieben;
    Allein, daß die Versöhnung ausgeblieben,
    Glaub’ ich, und wer die Weiber kennt,
    Nicht eher, als kein Stroh mehr brennt.
    Denn wird doch wohl ein Löwe zahm.
    Und eine Frau ist ohnedem ein Lamm.
    »Ein Lamm? du magst die Weiber kennen.«
    Je nun, man kann sie doch in so weit Lämmer nennen,
    Als sie von selbst ins Feuer rennen.
    »Fährst du in der Erzählung fort?
    Und bleibst mit deinem Kritisieren
    Doch ewig an demselben Ort?«
    So kann das Nützliche den Dichter auch verführen.
    Nun gut, ich fahre fort,
    Und sag’, um wirklich fort zu fahren,
    Daß nach fünf Vierteljahren
    Die Schelmereien ruchbar waren.
    »Erst nach fünf Vierteljahren? Nu;
    Der Eremit hat wacker ausgehalten.
    So viel trau ich mir doch nicht zu;
    Ich möchte nicht sein Amt ein Vierteljahr verwalten.
    Allein, wie ward es ewig kund?
    Hat es ein schlauer Mann erfahren?
    Verriet es einer

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