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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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mit, hier hast du Geld.
    Du wirst wohl sehn, wie teuer man es hält.
    Hans kömmt mit Matzen nach der Stadt.
    Der erste Künstler war der beste.
    »Herr, wenn Er Kruzifixe hat,
    So laß’ Er uns doch eins zum heil’gen Osterfeste.«
    Der Künstler war ein schalkscher Mann,
    Der gern der Einfalt lachte,
    Und Dumme gern noch dümmer machte,
    Und fing im Scherz zu fragen an:
    »Was wollt ihr denn für eines?«
    »Je nun, spricht Matz, ein wacker feines.
    Wir werden sehn, was Ihr uns gebt.«
    » Das glaub’ ich wohl, allein das frag’ ich nicht.
    Ein totes, oder eins das lebt? «
    Hans guckte Matzen und Matz Hansen ins Gesicht.
    Sie öffneten das Maul, allein es redte nicht.
    » Nun gebt mir doch Bericht.
    Habt ihr den Pater nicht gefragt? «
    »Mein Blut! spricht endlich Hans, der aus dem Traum erwachte,
    Mein Blut! er hat uns nichts gesagt.
    Weißt du es, Matz?« – »lch dachte;
    Wenn du’s nicht weißt; wie soll ich’s wissen?«
    » So werdet ihr den Weg noch einmal gehen müssen. «
    »Das wollen wir wohl bleiben lassen.
    Ja, wenn es nicht zur Frone wär.«
    Sie denken lange hin und her,
    Und wissen keinen Rat zu fassen.
    Doch endlich fällt es Matzen ein:
    »Je! Hans, sollt’s nicht am besten sein,
    Wir kauften eins das lebt? – Denn sieh,
    Ist’s ihm nicht recht, so macht’s ja wenig Müh,
    Wär’s auch ein Ochs, es tot zu schlagen.«
    »Nu ja, spricht Hans, das wollt’ ich eben sagen:
    So haben wir nicht viel zu wagen.«
    *
    Das war ein Argument, ihr Herren Theologen,
    Das Hans und Matz ex tuto zogen.
    { ‡ }
XII. Der Eremit
    Im Walde nah bei einer Stadt,
    Die man mir nicht genennet hat,
    Ließ einst ein seltenes Gefieder,
    Ein junger Eremit sich nieder.
    »In einer Stadt, denkt Applikant,
    Die man ihm nicht genannt?
    Was muß er wohl für eine meinen?
    Bei nahe sollte mir es scheinen,
    Daß die, – nein die – gemeinet wär.«
    Kurz Applikant denkt hin und her,
    Und schließt, noch eh er mich gelesen,
    Es sei gewiß Berlin gewesen.
    »Berlin? Ja, ja, das sieht man bald;
    Denn bei Berlin ist ja ein Wald.«
    Der Schluß ist stark, bei meiner Ehre:
    Ich dachte nicht, daß es so deutlich wäre.
    Der Wald paßt herrlich auf Berlin,
    Ohn’ ihn beim Haar’ herbei zu ziehn.
    Und ob das übrige wird passen,
    Will ich dem Leser überlassen.
    Auf griechisch weiß ich, wie sie hieß;
    Doch wer verstehts? Kerapolis.
    Hier, nahe bei Kerapolis,
    Wars, wo ein junger Eremite,
    In einer kleinen leeren Hütte,
    Im dicksten Wald sich niederließ.
    Was je ein Eremit getan,
    Fing er mit größtem Eifer an.
    Er betete, er sang, er schrie,
    Des Tags, des Nachts, und spät und früh.
    Er aß kein Fleisch, er trank nicht Wein,
    Ließ Wurzeln seine Nahrung sein,
    Und seinen Trank das helle Wasser;
    Bei allem Appetit kein Prasser.
    Er geißelte sich bis aufs Blut,
    Und wußte wie das Wachen tut.
    Er fastete wohl ganze Tage,
    Und blieb auf Einem Fuße stehn;
    Und machte sich rechtschaffne Plage,
    In Himmel mühsam einzugehn.
    Was Wunder also, daß gar bald
    Vom jungen Heiligen im Wald
    Der Ruf bis in die Stadt erschallt?
    Die erste, die aus dieser Stadt
    Zu ihm die heil’ge Wallfahrt tat,
    War ein betagtes Weib.
    Auf Krücken, zitternd, kam sie an,
    Und fand den wilden Gottesmann,
    Der sie von weitem kommen sahe,
    Dem hölzern Kreuze knieend nahe.
    Je näher sie ihm kömmt, je mehr
    Schlägt er die Brust, und weint, und winselt er,
    Und wie es sich für einen Heil’gen schicket,
    Erblickt sie nicht, ob er sie gleich erblicket.
    Bis er zuletzt vom Knieen matt,
    Und heiliger Verstellung satt,
    Vom Fasten, Kreuz’gen, Klosterleben,
    Marienbildern, Opfergeben,
    Von Beichte, Salbung, Seelenmessen,
    Ohn’ das Vermächtnis zu vergessen,
    Von Rosenkränzen mit ihr redte,
    Und das so oratorisch sagt,
    Daß sie erbärmlich weint und klagt,
    Als ob er sie geprügelt hätte.
    Zum Schluß bricht sie von seiner Hütte,
    Wozu der saure Eremite
    Mit Not ihr die Erlaubnis gab,
    Sich einen heil’gen Splitter ab,
    Den sie beküsset und belecket,
    Und in den welken Busen stecket.
    Mit diesem Schatz von Heiligkeit
    Kehrt sie zurück begnadigt und erfreut,
    Und läßt daheim die frömmsten Frauen
    Ihn küssen, andre nur beschauen.
    Sie ging zugleich von Haus zu Haus,
    Und rief auf allen Gassen aus:
    »Der ist verloren und verflucht,
    Der unsern Eremiten nicht besucht!«
    Und brachte hundert Gründe bei,
    Warum es sonderlich den Weibern nützlich sei.
    Ein altes Weib kann Eindruck machen;
    Zum Weinen bei der Frau, und bei dem Mann zum

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