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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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Frau waschhafter Mund?
    Wie? oder daß den Hochverrat
    Ein alt neugierig Weib, aus Neid, begangen hat?«
    O nein; hier muß man besser raten,
    Zwei muntre Mädchen hatten Schuld,
    Die voller frommen Ungeduld
    Das taten, was die Mütter taten;
    Und dennoch wollten sich die Mütter nicht bequemen,
    Die guten Kinder mit zu nehmen.
    »Sie merkten also wohl den Braten?« –
    Und haben ihn gar dem Papa verraten.
    »Die Töchter sagtens dem Papa?
    Wo blieb die Liebe zur Mama?«
    O! die kann nichts darunter leiden;
    Denn wenn ein Mädchen auch die Mutter liebt,
    Daß es der Mutter in der Not
    Den letzten Bissen Brot
    Aus seinem Munde gibt;
    So kann das Mädchen doch die Mutter hier beneiden,
    Hier, wo so Lieb’ als Klugheit spricht:
    Ihr Schönen, trotz der Kinderpflicht,
    Vergeßt euch selber nicht!
    Kurz, durch die Mädchen kams ans Licht,
    Daß er, der Eremit, beinah die ganze Stadt
    Zu Schwägern oder Kindern hat.
    O! der verfluchte Schelm! Wer hätte das gedacht!
    Die ganze Stadt ward aufgebracht,
    Und jeder Ehmann schwur, daß in der ersten Nacht,
    Er und sein Mitgenoß der Hain,
    Des Feuers Beute müsse sein.
    Schon rotteten sich ganze Scharen,
    Die zu der Rache fertig waren.
    Doch ein hochweiser Magistrat
    Besetzt das Tor, und sperrt die Stadt,
    Der Eigenrache vorzukommen,
    Und schicket alsobald
    Die Schergen in den Wald,
    Die ihn vom Kreuze weg, und in Verhaft genommen.
    Man redte schon von Galgen und von Rad,
    So sehr schien sein Verbrechen häßlich;
    Und keine Strafe war so gräßlich,
    Die, wie man sagt, er nicht verdienet hat.
    Und nur ein Hagestolz, ein schlauer Advokat,
    Sprach: »o! dem kömmt man nicht ans Leben,
    Der es Unzählichen zu geben,
    So rühmlich sich beflissen hat.«
    Der Eremite, der die Nacht
    Im Kerker ungewiß und sorgend durchgewacht,
    Ward morgen ins Verhör gebracht.
    Der Richter war ein schalkscher Mann,
    Der jeden mit Vergnügen schraubte,
    Und doch – (wie man sich irren kann!)
    Von seiner Frau das Beste glaubte.
    »Sie ist ein Ausbund aller Frommen,
    Und nur einmal in Wald gekommen,
    Den Pater Eremit zu sehn.
    Einmal! Was kann da viel geschehn?«
    So denkt der gütige Herr Richter.
    Denk’ immer so, zu deiner Ruh,
    Lacht gleich die Wahrheit und der Dichter,
    Und deine fromme Frau dazu.
    Nun tritt der Eremit vor ihn.
    »Mein Freund, wollt Ihr von selbst die nennen,
    Die – die Ihr kennt, und die Euch kennen:
    So könnt Ihr der Tortur entfliehn.
    Doch« – » Darum laß ich mich nicht plagen.
    Ich will sie alle sagen.
    Herr Richter, schreib’ Er nur! « Und wie?
    Der Eremit entdecket sie?
    Ein Eremite kann nicht schweigen?
    Sonst ist das Plaudern nur den Stutzern eigen.
    Der Richter schrieb. » Die erste war
    Kamilla « – »Wer? Kamilla?« » Ja fürwahr!
    Die andern sind: Sophia, Laura, Doris,
    Angelika, Korinna, Chloris « –
    »Der Henker mag sie alle fassen,
    Gemach! und eine nach der andern fein!
    Denn eine nur vorbei zu lassen« –
    Wird wohl kein großer Schade sein,
    Fiel jeder Ratsherr ihm ins Wort.
    »Hört, schrieen sie, erzählt nur fort!«
    Weil jeder Ratsherr in Gefahr,
    Sein eigen Weib zu hören war.
    »Ihr Herren, schrie der Richter, nein!
    Die Wahrheit muß am Tage sein;
    Was können wir sonst für ein Urteil fassen?«
    Ihn, schrieen alle, gehn zu lassen.
    »Nein, die Gerechtigkeit« – und kurz der Delinquent
    Hat jede noch einmal genennt,
    Und jeder hing der Richter dann
    Ein loses Wort für ihren Hahnrei an.
    Das Hundert war schon mehr als voll;
    Der Eremit, der mehr gestehen soll,
    Stockt, weigert sich, scheut sich zu sprechen –
    »Nu, nu, nur fort! was zwingt Euch wohl,
    So unvermutet abzubrechen?«
    » Das sind sie alle! « »Seid Ihr toll?
    Ein Held wie Ihr! Gestehet nur, gesteht!
    Die letzten waren, wie Ihr seht:
    Klara, Pulcheria, Susanne,
    Charlotte, Mariane, Hanne.
    Denkt nach! ich laß Euch Zeit dazu!«
    » Das sind sie wirklich alle! « »Nu –
    Macht, eh wir schärfer in Euch dringen!«
    » Nein keine mehr; ich weiß genau « –
    »Ha! ha! ich seh, man soll Euch zwingen« – –
    » Nun gut, Herr Richter, – Seine Frau « –
    *
    Daß man von der Erzählung nicht
    Als einem Weibermärchen spricht,
    So mach’ ich sie zum Lehrgedicht,
    Durch beigefügten Unterricht:
    Wer seines Nächsten Schande sucht,
    Wird selber seine Schande finden!
    Nicht wahr, so liest man mich mit Frucht?
    Und ich erzähle sonder Sünden?
    { ‡ }
XIII. Die Brille
    Dem alten Freiherrn von Chrysant,
    Wagts Amor, einen Streich zu spielen.
    Für einen Hagestolz

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