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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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Mücke
    XI. Das Kruzifix
    XII. Der Eremit
    XIII. Die Brille
    XIV. Nix Bodenstrom
    I. Der Sperling und die Feldmaus
    Zur Feldmaus sprach ein Spatz: Sieh dort den Adler sitzen!
    Sieh, weil du ihn noch siehst! er wiegt den Körper schon;
    Bereit zum kühnen Flug, bekannt mit Sonn’ und Blitzen,
    Zielt er nach Jovis Thron.
    Doch wette, – seh’ ich schon nicht adlermäßig aus –
    Ich flieg’ ihm gleich. – Fleug, Prahler! rief die Maus.
    Indes flog jener auf, kühn auf geprüfte Schwingen;
    Und dieser wagts, ihm nachzudringen.
    Doch kaum, daß ihr ungleicher Flug
    Sie beide bis zur Höh’ gemeiner Bäume trug,
    Als beide sich dem Blick der blöden Maus entzogen,
    Und beide, wie sie schloß, gleich unermeßlich flogen.
    *
    Ein unbiegsamer F* will kühn wie Milton singen.
    Nach dem er Richter wählt, nach dem wirds ihm gelingen.
    { ‡ }
II. Der Adler und die Eule
    Der Adler Jupiters und Pallas Eule stritten.
    » Abscheulich Nachtgespenst! « – »Bescheidner, darf ich bitten.
    Der Himmel heget mich und dich;
    Was bist du also mehr, als ich?«
    Der Adler sprach: Wahr ists, im Himmel sind wir beide;
    Doch mit dem Unterscheide:
    Ich kam durch eignen Flug,
    Wohin dich deine Göttin trug.
    { ‡ }
III. Der Tanzbär
    Ein Tanzbär war der Kett’ entrissen,
    Kam wieder in den Wald zurück,
    Und tanzte seiner Schar ein Meisterstück
    Auf den gewohnten Hinterfüßen.
    »Seht, schrie er, das ist Kunst; das lernt man in der Welt.
    Tut mir es nach, wenns euch gefällt,
    Und wenn ihr könnt!« Geh, brummt ein alter Bär,
    Dergleichen Kunst, sie sei so schwer,
    Sie sei so rar sie sei,
    Zeigt deinen niedern Geist und deine Sklaverei.
    *
    Ein großer Hofmann sein,
    Ein Mann, dem Schmeichelei und List
    Statt Witz und Tugend ist;
    Der durch Kabalen steigt, des Fürsten Gunst erstiehlt,
    Mit Wort und Schwur als Komplimenten spielt,
    Ein solcher Mann, ein großer Hofmann sein,
    Schließt das Lob oder Tadel ein?
    { ‡ }
IV. Der Hirsch und der Fuchs
    »Hirsch, wahrlich, das begreif’ ich nicht,
    Hört’ ich den Fuchs zum Hirsche sagen,
    Wie dir der Mut so sehr gebricht?
    Der kleinste Windhund kann dich jagen.
    Besieh dich doch, wie groß du bist!
    Und sollt’ es dir an Stärke fehlen?
    Den größten Hund, so stark er ist,
    Kann dein Geweih mit Einem Stoß’ entseelen.
    Uns Füchsen muß man wohl die Schwachheit übersehn;
    Wir sind zu schwach zum Widerstehn.
    Doch daß ein Hirsch nicht weichen muß,
    Ist sonnenklar. Hör’ meinen Schluß.
    Ist jemand stärker, als sein Feind,
    Der braucht sich nicht vor ihm zurück zu ziehen;
    Du bist den Hunden nun weit überlegen, Freund:
    Und folglich darfst du niemals fliehen.«
    Gewiß, ich hab’ es nie so reiflich überlegt.
    Von nun an, sprach der Hirsch, sieht man mich unbewegt,
    Wenn Hund’ und Jäger auf mich fallen;
    Nun widersteh’ ich allen.
    Zum Unglück, daß Dianens Schar
    So nah mit ihren Hunden war.
    Sie bellen, und sobald der Wald
    Von ihrem Bellen widerschallt,
    Fliehn schnell der schwache Fuchs und starke Hirsch davon.
    *
    Natur tut allzeit mehr, als Demonstration.
    { ‡ }
V. Die Sonne
    Der Stern, durch den es bei uns tagt –
    »Ach! Dichter, lern’, wie unser einer sprechen!
    Muß man, wenn du erzählst,
    Und uns mit albern Fabeln quälst,
    Sich denkend noch den Kopf zerbrechen?«
    Nun gut! die Sonne ward gefragt:
    Ob sie es nicht verdrösse,
    Daß ihre unermeßne Größe
    Die durch den Schein betrogne Welt
    Im Durchschnitt’ größer kaum, als eine Spanne, hält?
    Mich, spricht sie, sollte dieses kränken?
    Wer ist die Welt? wer sind sie, die so denken?
    Ein blind Gewürm! Genug, wenn jene Geister nur,
    Die auf der Wahrheit dunkeln Spur,
    Das Wesen von dem Scheine trennen,
    Wenn diese mich nur besser kennen!
    *
    Ihr Dichter, welche Feur und Geist
    Des Pöbels blödem Blick entreißt,
    Lernt, will euch mißgeschätzt des Lesers Kaltsinn kränken,
    Zufrieden mit euch selbst, stolz wie die Sonne denken!
    { ‡ }
VI. Das Muster der Ehen
    Ein rares Beispiel will ich singen,
    Wobei die Welt erstaunen wird.
    Daß alle Ehen Zwietracht bringen,
    Glaubt jeder, aber jeder irrt.
    Ich sah das Muster aller Ehen,
    Still, wie die stillste Sommernacht.
    O! daß sie keiner möge sehen,
    Der mich zum frechen Lügner macht!
    Und gleichwohl war die Frau kein Engel,
    Und der Gemahl kein Heiliger;
    Es hatte jedes seine Mängel.
    Denn niemand ist von allen leer.
    Doch sollte mich ein Spötter fragen,
    Wie diese Wunder möglich sind?
    Der lasse sich zur Antwort sagen:
    Der Mann war taub,

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