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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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allem gut: bloß dazu nicht;
    Bloß dazu wahrlich nicht. Ich will auch gleich
    Nur gehn, an andre Türen klopfen ... Da
    Besinn’ ich mich so eben eines Mohren,
    Der reich und geizig ist. – Ich geh’; ich geh’.
    Sittah
. Was eilst du, Hafi?
    Saladin
. Laß ihn! laß ihn!
    { ‡ }
Dritter Auftritt
    Sittah. Saladin.
    Sittah
. Eilt
    Er doch, als ob er mir nur gern entkäme! –
    Was heißt das? – Hat er wirklich sich in ihm
    Betrogen, oder – möcht’ er uns nur gern
    Betriegen?
    Saladin
. Wie? das fragst du mich? Ich weiß
    Ja kaum, von wem die Rede war; und höre
    Von euerm Juden, euerm Nathan, heut’
    Zum erstenmal.
    Sittah
. Ists möglich? daß ein Mann
    Dir so verborgen blieb, von dem es heißt,
    Er habe Salomons und Davids Gräber
    Erforscht, und wisse deren Siegel durch
    Ein mächtiges geheimes Wort zu lösen?
    Aus ihnen bring’ er dann von Zeit zu Zeit
    Die unermeßlichen Reichtümer an
    Den Tag, die keinen mindern Quell verrieten.
    Saladin
.
    Hat seinen Reichtum dieser Mann aus Gräbern,
    So warens sicherlich nicht Salomons,
    Nicht Davids Gräber. Narren lagen da
    Begraben!
    Sittah
. Oder Bösewichter! – Auch
    Ist seines Reichtums Quelle weit ergiebiger
    Weit unerschöpflicher, als so ein Grab
    Voll Mammon.
    Saladin
. Denn er handelt; wie ich hörte.
    Sittah
. Sein Saumtier treibt auf allen Straßen, zieht
    Durch alle Wüsten; seine Schiffe liegen
    In allen Häfen. Das hat mir wohl eh
    Al-Hafi selbst gesagt; und voll Entzücken
    Hinzugefügt, wie groß, wie edel dieser
    Sein Freund anwende, was so klug und emsig
    Er zu erwerben für zu klein nicht achte:
    Hinzugefügt, wie frei von Vorurteilen
    Sein Geist; sein Herz wie offen jeder Tugend,
    Wie eingestimmt mit jeder Schönheit sei.
    Saladin
. Und itzt sprach Hafi doch so ungewiß,
    So kalt von ihm.
    Sittah
. Kalt nun wohl nicht; verlegen.
    Als halt’ ers für gefährlich, ihn zu loben,
    Und woll’ ihn unverdient doch auch nicht tadeln. –
    Wie? oder wär’ es wirklich so, daß selbst
    Der Beste seines Volkes seinem Volke
    Nicht ganz entfliehen kann? daß wirklich sich
    Al-Hafi seines Freunds von dieser Seite
    Zu schämen hätte? – Sei dem, wie ihm wolle! –
    Der Jude sei mehr oder weniger
    Als Jud’, ist er nur reich: genug für uns!
    Saladin
. Du willst ihm aber doch das Seine mit
    Gewalt nicht nehmen, Schwester?
    Sittah
. Ja, was heißt
    Bei dir Gewalt? Mit Feu’r und Schwert? Nein, nein,
    Was braucht es mit den Schwachen für Gewalt,
    Als ihre Schwäche? – Komm vor itzt nur mit
    In meinen Haram, eine Sängerin
    Zu hören, die ich gestern erst gekauft.
    Es reift indes bei mir vielleicht ein Anschlag,
    Den ich auf diesen Nathan habe. – Komm!
    { ‡ }
Vierter Auftritt
    Szene: vor dem Hause des Nathan, wo es an die Palmen stößt.
    Recha und Nathan kommen heraus. Zu ihnen Daja.
    Recha
. Ihr habt Euch sehr verweilt, mein Vater. Er
    Wird kaum noch mehr zu treffen sein.
    Nathan
. Nun, nun;
    Wenn hier, hier untern Palmen schon nicht mehr:
    Doch anderwärts. – Sei itzt nur ruhig. – Sieh!
    Kömmt dort nicht Daja auf uns zu?
    Recha
. Sie wird
    Ihn ganz gewiß verloren haben.
    Nathan
. Auch
    Wohl nicht.
    Recha
. Sie würde sonst geschwinder kommen.
    Nathan
. Sie hat uns wohl noch nicht gesehn ...
    Recha
. Nun sieht
    Sie uns.
    Nathan
. Und doppelt ihre Schritte. Sieh! –
    Sei doch nur ruhig! ruhig!
    Recha
. Wolltet Ihr
    Wohl eine Tochter, die hier ruhig wäre?
    Sich unbekümmert ließe, wessen Wohltat
    Ihr Leben sei? Ihr Leben, – das ihr nur
    So lieb, weil sie es Euch zu erst verdanket.
    Nathan
. Ich möchte dich nicht anders, als du bist:
    Auch wenn ich wüßte, daß in deiner Seele
    Ganz etwas anders noch sich rege.
    Recha
. Was,
    Mein Vater?
    Nathan
. Fragst du mich? so schüchtern mich?
    Was auch in deinem Innern vorgeht, ist
    Natur und Unschuld. Laß es keine Sorge
    Dir machen. Mir, mir macht es keine. Nur
    Versprich mir: wenn dein Herz vernehmlicher
    Sich einst erklärt, mir seiner Wünsche keinen
    Zu bergen.
    Recha
. Schon die Möglichkeit, mein Herz
    Euch lieber zu verhüllen, macht mich zittern.
    Nathan
. Nichts mehr hiervon! Das ein für allemal
    Ist abgetan. – Da ist ja Daja. – Nun?
    Daja
. Noch wandelt er hier untern Palmen; und
    Wird gleich um jene Mauer kommen. – Seht,
    Da kömmt er!
    Recha
. Ah! und scheinet unentschlossen,
    Wohin? ob weiter? ob hinab? ob rechts?
    Ob links?
    Daja
. Nein, nein; er macht den Weg ums Kloster
    Gewiß noch öfter; und dann muß er hier
    Vorbei. – Was gilts?
    Recha
. Recht! recht! –

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