Werke
Herr Leander sind von einer gesunden Leibesbeschaffenheit. Stark und munter. Zwischen zwei gleich guten Sachen kann man sich in der Wahl nicht irren. Der erste der beste. Nur blindlings zugegriffen!
Damon
. Lisette, Ihr beurteilt Eure Frau nach Euch; und gewiß Ihr macht ihr dadurch nicht viel Ehre. Ich kenne sie zu wohl. Sie hat edlere Gedanken von der Liebe.
Lisette
. Ach, nehmen Sie mir es nicht übel. Liebe bleibt Liebe. Eine Königin liebt nicht edler, als eine Bettlerin, und eine Philosophin nicht edler, als eine dumme Bauersfrau. Es ist Maus, wie Mutter. Und ich und meine Frau würden in dem Wesentlichen der Liebe gewiß nicht um ein Haar unterschieden sein.
Damon
. Lebt wohl! Ich habe itzo just weder Lust, noch Zeit, Eure ungegründeten Reden zu widerlegen. Sollte Herr Leander kommen, so bittet ihn, einen Augenblick zu verziehen. Ich habe was Nötiges vorher zu verrichten. Ich werde gleich wieder da sein.
Lisette
. Je, zum Henker! so warten Sie noch einen Augenblick. Sie nennen meine Reden ungegründet? Nun, horchen Sie einmal. Itzo will ich Ihnen was sagen. Vielleicht werden sie Ihnen alsdenn gegründeter vorkommen.
Damon
. Nun, so werde ich was hören.
Lisette
. Wissen Sie, was meine Frau beschlossen hat? Sie will warten, bis die beiden Schiffe wieder da sind, auf welche Sie Ihre Gelder gegeben haben. Und wer bei dem Handel der Glücklichste wird gewesen sein, den will sie heiraten, Knall und Fall. Glauben Sie nun, daß es meiner Frau gleichviel sein wird, ob sie den Herrn Leander oder Sie bekömmt? He?
Damon
. Was? Lisette! Das hätte sich deine Frau entschlossen? Geh! erzähle dein Mährgen einem andern.
Lisette
. Nun, warum kömmt Ihnen das so unwahrscheinlich vor? Ist es ein Schelmstück, daß man lieber einen Reichen, als einen Armen, heiraten will? Ihr närrischen Mannspersonen zählt wohl eher die Rockknöpfe, wenn ihr euch zu nichts entschließen könnt. Und ich dächte doch, sie hätte noch zehnmal gescheiter getan, da sie es dem Glücke überlassen, den Ausschlag zu tun, und ihre Neigung gewiß zu bestimmen.
Damon
. Himmel! wie unglücklich bin ich, wenn Ihr die Wahrheit redet! Hätte ich mir auch jemals einbilden können, daß der Reichtum so viel Reizungen für sie haben sollte? Soll der nun unsere Person erst beliebt machen? Findet sie an mir und an Leandern nichts, welches dieser verblendenden Kleinigkeit die Waage halten könnte? Bald sollte es mich gereuen, eine Person zu lieben, die so niederträchtig – – –
Lisette
. Nun, nun! Fein sachte, fein sachte! Nur nicht gleich geschimpft. Zum Geier, haben Sie es denn besser haben wollen? Der Reichtum an und für sich selber ist eben dasjenige nicht, was sie an Ihnen sucht. Die Neigungen meiner Frau gegen Sie und gegen den Herrn Leander liegen itzo im Gleichgewichte, und dieser soll also nur ein kleiner Zuwurf sein, welcher der oder jener Schale den Ausschlag gibt. O! geizig sind wir eben nicht. Das sagen Sie uns nur nicht nach. Ob es uns auch gleich keine Schande sein würde, wenn wir es wären. Sie zeigen ja dadurch, daß Sie ihr eine Zeit lang nichts mehr von Ihrer Liebe vorgesagt haben, ganz deutlich, daß es Ihnen gleichviel sein würde, ob sie sich für Sie selbst oder für Ihren Freund erklärte; und Leander desgleichen. Wie hätte sie es also wohl klüger können anfangen?
Damon
. Ach daß ich so verliebt, ach, daß ich so gewissenhaft in der Freundschaft bin!
Lisette
. Würde es Ihnen vielleicht lieber gewesen sein, wenn meine Frau Sie beide hätte würfeln lassen, damit die meisten oder die wenigsten Augen sie dem einen oder dem andern zur Frau gegeben hätten? Es ist dieses sonst eine ganz löbliche Soldatenmode, wenn von zwei Galgenschwengeln einem das Leben soll geschenkt werden, und es einer doch eben so wenig verdient, als der andre. Ja, ja. Nicht wahr, sie hätte der Mode wohl auch hier folgen können?
Damon
. Eure Spöttereien sind sehr übel angebracht. Mein Herz ist – – – doch ich will nur gehen, Lisette, Lisette, in was für Unruhe habt Ihr mich gesetzt! Himmel!
{ ‡ }
Dritter Auftritt
Lisette.
Nun, der hat einen Floh hinter dem Ohre. Aber was hilft mirs? Ich kann itzo aus ihm eben so wenig klug werden, als zuvor. Wenn ich ihn nur wenigstens so weit hätte bringen können, daß er seine Liebeserklärungen wieder vorgesucht hätte. Er ließ aber auch gar nicht mit sich reden; es war, als wenn er auf Kohlen stünde. Hui! da kömmt Leander. Laßt sehn, was mit dem anzufangen ist!
{ ‡ }
Vierter
Weitere Kostenlose Bücher