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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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Verliebten, behandelt, aber wenig Beifall damit erhalten hatte. Der Einfall, der dabei zum Grunde liegt, ist drollig genug, und einige Situationen sind sehr lächerlich. Nur ist das Lächerliche von der Art, wie es sich mehr für eine satyrische Erzählung, als auf die Bühne schickt. Der Sieg der Zeit über Schönheit und Jugend macht eine traurige Idee; die Einbildung eines sechszigjährigen Gecks und einer eben so alten Närrin, daß die Zeit nur über ihre Reize keine Gewalt sollte gehabt haben, ist zwar lächerlich; aber diesen Geck und diese Närrin selbst zu sehen, ist ekelhafter, als lächerlich.
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Sechstes Stück
    Den 19ten Mai, 1767
    Noch habe ich der Anreden an die Zuschauer, vor und nach dem großen Stücke des ersten Abends, nicht gedacht. Sie schreiben sich von einem Dichter her, der es mehr als irgend ein anderer versteht, tiefsinnigen Verstand mit Witz aufzuheitern, und nachdenklichem Ernste die gefällige Miene des Scherzes zu geben. Womit könnte ich diese Blätter besser auszieren, als wenn ich sie meinen Lesern ganz mitteile? Hier sind sie. Sie bedürfen keines Kommentars. Ich wünsche nur, daß manches darin nicht in den Wind gesagt sei!
    Sie wurden beide ungemein wohl, die erstere mit alle dem Anstande und der Würde, und die andere mit alle der Wärme und Feinheit und einschmeichelnden Verbindlichkeit gesprochen, die der besondere Inhalt einer jeden erfoderte.
    Prolog
(Gesprochen von Madame Löwen)
    Ihr Freunde, denen hier das mannichfache Spiel
    Des Menschen, in der Kunst der Nachahmung gefiel:
    Ihr, die ihr gerne weint, ihr weichen, bessern Seelen,
    Wie schön, wie edel ist die Lust, sich so zu quälen;
    Wenn bald die süße Trän’, indem das Herz erweicht,
    In Zärtlichkeit zerschmilzt, still von den Wangen schleicht,
    Bald die bestürmte Seel’, in jeder Nerv’ erschüttert,
    Im Leiden Wollust fühlt, und mit Vergnügen zittert!
    O sagt, ist diese Kunst, die so eur Herz erschmelzt,
    Der Leidenschaften Strom so durch eur Inners wälzt,
    Vergnügend, wenn sie rührt, entzückend, wenn sie schrecket,
    Zu Mitleid, Menschenlieb’, und Edelmut erwecket,
    Die Sittenbilderin, die jede Tugend lehrt,
    Ist die nicht eurer Gunst, und eurer Pflege wert?
    Die Fürsicht sendet sie mitleidig auf die Erde,
    Zum Besten des Barbars, damit er menschlich werde;
    Weiht sie, die Lehrerin der Könige zu sein,
    Mit Würde, mit Genie, mit Feur vom Himmel ein;
    Heißt sie, mit ihrer Macht, durch Tränen zu ergötzen,
    Das stumpfeste Gefühl der Menschenliebe wetzen;
    Durch süße Herzensangst, und angenehmes Graun
    Die Bosheit bändigen, und an den Seelen baun;
    Wohltätig für den Staat, den Wütenden, den Wilden,
    Zum Menschen, Bürger, Freund, und Patrioten bilden.
    Gesetze stärken zwar der Staaten Sicherheit,
    Als Ketten an der Hand der Ungerechtigkeit:
    Doch deckt noch immer List den Bösen vor dem Richter,
    Und Macht wird oft der Schutz erhabner Bösewichter.
    Wer rächt die Unschuld dann? Weh dem gedrückten Staat,
    Der, statt der Tugend, nichts, als ein Gesetzbuch hat!
    Gesetze, nur ein Zaum der offenen Verbrechen,
    Gesetze, die man lehrt des Hasses Urteil sprechen,
    Wenn ihnen Eigennutz, Stolz und Parteilichkeit
    Für eines Solons Geist, den Geist der Drückung leiht!
    Da lernt Bestechung bald, um Strafen zu entgehen,
    Das Schwert der Majestät aus ihren Händen drehen:
    Da pflanzet Herrschbegier, sich freuend des Verfalls
    Der Redlichkeit, den Fuß der Freiheit auf den Hals.
    Läßt den, der sie vertritt, in Schimpf und Banden schmachten,
    Und das blutschuld’ge Beil der Themis Unschuld schlachten!
    Wenn der, den kein Gesetz straft, oder strafen kann,
    Der schlaue Bösewicht, der blutige Tyrann,
    Wenn der die Unschuld drückt, wer wagt es, sie zu decken?
    Den sichert tiefe List, und diesen waffnet Schrecken.
    Wer ist ihr Genius, der sich entgegen legt? –
    Wer? Sie, die itzt den Dolch, und itzt die Geißel trägt,
    Die unerschrockne Kunst, die allen Mißgestalten
    Strafloser Torheit wagt den Spiegel vorzuhalten;
    Die das Geweb’ enthüllt, worin sich List verspinnt,
    Und den Tyrannen sagt, daß sie Tyrannen sind;
    Die, ohne Menschenfurcht, vor Thronen nicht erblödet,
    Und mit des Donners Stimm’ ans Herz der Fürsten redet;
    Gekrönte Mörder schreckt, den Ehrgeiz nüchtern macht,
    Den Heuchler züchtiget, und Toren klüger lacht;
    Sie die zum Unterricht die Toten läßt erscheinen,
    Die große Kunst, mit der wir lachen, oder weinen.
    Sie fand in Griechenland Schutz, Lieb’, und

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