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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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rühmen? O noch etwas! Wollen Sie nicht? Nun so will ich es selbst tun. Hören Sie recht zu, Herr Damis: Sie sind noch nicht klug, und sind schon zwanzig Jahr alt!
    Damis
. Was? wie? Steht zornig auf.
    Lisette
. Leben Sie wohl! Leben Sie wohl!
    Damis
. Himmel! was muß man von den ungelehrten Bestien erdulden! Ist es möglich von einem unwissenden Weibsbilde – –
    { ‡ }
Vierter Auftritt
    Chrysander. Anton. Damis.
    Chrysander
. Das ist ein verfluchter Brief, Anton! Ei! ei! mein Sohn, mein Sohn, post coenam stabis, vel passus mille meabis. Du wirst doch nicht schon wieder sitzen?
    Damis
. Ein andrer, der nichts zu tun hat, mag sich um dergleichen barbarische Gesundheitsregeln bekümmern. Wichtige Beschäftigungen –
    Chrysander
. Was willst du von wichtigen Beschäftigungen reden?
    Damis
. Ich nicht, Herr Vater? Die meisten von den Büchern, die Sie hier auf dem Tische sehen, warten Teils auf meine Noten, Teils auf meine Übersetzung, Teils auf meine Widerlegung, Teils auf meine Verteidigung, Teils auch auf mein bloßes Urteil.
    Chrysander
. Laß sie warten! Jetzt – –
    Damis
. Jetzt kann ich freilich nicht alles auf einmal verrichten. Wann ich nur erst mit dem Wichtigsten werde zu Stande sein. Sie glauben nicht, was mir hier eine gewisse Untersuchung für Nachschlagen und Kopfbrechen kostet. Noch eine einzige Kleinigkeit fehlt mir, so habe ich es bewiesen, daß sich Kleopatra die Schlangen an den Arm, und nicht an die Brust, gesetzt hat – –
    Chrysander
. Die Schlangen taugen nirgends viel. Mir wäre beinahe jetzt auch eine in Busen gekrochen; aber noch ist es Zeit. Höre einmal, mein Sohn; hier habe ich einen Brief bekommen, der mich – –
    Damis
. Wie? einen Brief? einen Brief? Ach lieber Anton! einen Brief? Liebster Herr Vater, einen Brief? von Berlin? Lassen Sie mich nicht länger warten; wo ist er? Nicht wahr, nunmehr werden Sie aufhören an meiner Geschicklichkeit zu zweifeln? Wie glücklich bin ich! Anton, weißt du es auch schon, was darin steht?
    Chrysander
. Was schwärmst du wieder? Der Brief ist nicht von Berlin; er ist von meinem Advokaten aus Dresden, und nach dem, was er schreibt, kann aus deiner Heirat mit Julianen nichts werden.
    Damis
. Nichtswürdiger Kerl! so bist du noch nicht wieder auf der Post gewesen?
    Anton
. Ich habe es Ihnen ja gesagt, daß vor neun Uhr für mich auf der Post nichts zu tun ist.
    Damis
. Ah, verberabilissime, non fur, sed trifur! Himmel! daß ich vor Zorn so gar des Plautus Schimpfwörter brauchen muß. Wird dir denn ein vergebner Gang gleich den Hals kosten?
    Anton
. Schimpften Sie mich? Weil ich es nicht verstanden habe, so mag es hingehen.
    Chrysander
. Aber sage mir nur, Damis; nicht wahr, du hast doch einen kleinen Widerwillen gegen Julianen? Wenn das ist, so will ich dich nicht zwingen. Du mußt wissen, daß ich keiner von den Vätern bin – –
    Damis
. Ist die Heirat schon wieder auf dem Tapete? Wann Sie doch, wegen meines Widerwillens unbesorgt sein wollten. Genug, ich heirate sie – –
    Chrysander
. Das heißt so viel, du wolltest dich meinetwegen zwingen? Das will ich durchaus nicht. Wenn du gleich mein Sohn bist, so bist du doch ein Mensch; und jeder Mensch wird frei geboren, er muß machen können, was er will; und – Kurz, – ich gebe dir dein Wort wieder zurück.
    Damis
. Wieder zurück? und vor einigen Stunden konnte ich mich nicht hurtig genug entschließen? Wie soll ich das verstehen?
    Chrysander
. Das sollst du so verstehen, daß ich es überlegt habe, und daß, weil dir Juliane nicht gefällt, sie mir auch nicht ansteht; daß ich ihre wahren Umstände in diesem Briefe wieder gefunden habe, und daß – – Du siehst es ja, daß ich den Brief nur jetzt gleich bekommen habe. Ich weiß zwar wahrhaftig nicht, was ich davon denken soll? Die Hand meines Advokaten ist es nicht –
    Damis setzt sich wieder an den Tisch.
    Anton
. Nicht? o! die Leutchen müssen mehr als eine Hand zu schreiben wissen.
    Chrysander
. Zu geschwind ist es beinahe auch. Kaum sind es acht Tage, daß ich ihm geschrieben habe. Sollte er das Ding in der kurzen Zeit schon haben untersuchen können? Von wem hast du denn den Brief bekommen, Anton?
    Anton
. Von Lisetten.
    Chrysander
. Und Lisette?
    Anton
. Von dem Briefträger, ohne Zweifel.
    Chrysander
. Aber warum bringt denn der Kerl die Briefe nicht mir selbst?
    Anton
. Sie werden sich doch in den Händen, wodurch sie gehen, nicht verändern können?
    Chrysander
. Man weiß nicht – – Gleichwohl aber lassen sich die

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