Werke
geworden war, in den Naturalismus notwendig stürzen muß. Das ist es ihm; das ist es ihm auf allen Blättern. (1)
Und nun, Herr Pastor, sein Sie auf Ihrer Hut! Ich warne Sie auf den Wink des Herrn Mascho. Ehe Sie es sich versehen, liegen Sie, nach dem Herrn Mascho, in eben dem Abgrunde, in welchem mein Ungenannter nun jammert: und dann ist keine Hülfe für Sie, als entweder da zu verzweifeln, oder mit eins alle den Plunder aufzugeben, der noch vor 50 bis 60 Jahren in unsern Lehrbüchern Religion hieß (2) , und alle die schönen Siebensachen dafür anzunehmen, die man seit dieser Zeit in der Religion erfunden hat, und noch täglich erfindet. (3)
So gar werden Sie gezwungen sein, solcher schönen Siebensachen nicht wenige anzunehmen, die Herr Mascho selbst, unter Ihren Augen erfindet. Er hat bereits Dinge in seinem Körbchen, die jedem guten Alltagschristen völlig fremd und unerhört sind. Über gewisse jüdische Ideen, die wir sehr unrecht ganz vergessen haben (4) ; über das große Pfingstwunder (5) ; über – was weiß ich!
Und o, welch neues Unglück drohet dem Hamburgischen Katechismus wieder in Hamburg selbst! Denn Herr Mascho ist mit nichts weniger zufrieden, als mit unsern bisherigen Religionsunterrichten, deren notwendige Berichtigung und Verbesserung er aus den leidigen Fragmenten meines Ungenannten erst recht erkannt hat. Seine, seine Ideen müssen vor allen Dingen in unsere Katechismen: oder es geht nimmermehr gut! (6)
Wie, Herr Pastor? das wollten Sie gestatten? Als unserm guten Freunde Alberti ehedem so etwas beifiel: wem hat es die Hamburgische Kirche zu danken, daß er nicht damit durchdrang, als Ihnen? Und nun sollte Herr Mascho damit durchdringen, indem Ihre ganze Aufmerksamkeit, Ihr ganzer Eifer nur auf mich gerichtet ist?
Erkennen Sie doch die Diversion, die man Ihnen zu machen sucht, und lassen mich in Ruhe. Es könnte ja gar sein, daß ich und Mascho uns verstünden! Doch, das muß ich Ihnen nicht zweimal sagen, wenn unsre List gelingen soll.
{ ‡ }
Anti-Goeze
Zweiter
Bella geri placeat nullos habitura triumphos!
Luc .
Mein Herr Hauptpastor
Ich erhielt Ihr Etwas Vorläufiges gegen meine – wenn es nicht Ihre erste Lüge ist – mittelbare und unmittelbare feindselige Angriffe auf unsre allerheiligste Religion etc. am Abend des Osterabends; und hatte noch eben Zeit, den herrlichen Vorlauf zu kosten. Der soll mir auf das Fest schmecken! dachte ich. Und er hat mir geschmeckt. Gott gebe, daß mir der Nachlauf zu seiner Zeit auch so schmecken, auch so wohl bekommen mag!
Aber was das nun wieder ist! Der Herr Hauptpastor verweisen mir in Ihrem Etwas Vorläufigen, welches ich, der Geschmeidigkeit wegen, lieber das Vorläufige Etwas nennen will, mit so vielem Ernst und Nachdruck meine Äquivoken (7) und Wortspiele: und dennoch mache ich schon wieder ein so häßlich Ding, und äquivoziere und wortspiele mit vorläufig und Vorlauf ; ohne auch nur im geringsten vorher zu erklären, ob ich den Vorlauf von der Kelter oder von der Blase verstehe.
Doch lieber vergeben Sie mir immer, Herr Hauptpastor, eine Schwachheit, die mir zur andern Natur geworden ist. Jeder Mensch hat seinen eignen Stil, so wie seine eigne Nase; und es ist weder artig noch christlich, einen ehrlichen Mann mit seiner Nase zum besten haben, wenn sie auch noch so sonderbar ist. Was kann ich dafür, daß ich nun einmal keinen andern Stil habe? Daß ich ihn nicht erkünstle, bin ich mir bewußt. Auch bin ich mir bewußt, daß er gerade dann die ungewöhnlichsten Kaskaden zu machen geneigt ist, wenn ich der Sache am reifsten nachgedacht habe. Er spielt mit der Materie oft um so mutwilliger, je mehr ich erst durch kaltes Nachdenken derselben mächtig zu werden gesucht habe.
Es kömmt wenig darauf an, wie wir schreiben: aber viel, wie wir denken. Und Sie wollen doch wohl nicht behaupten, daß unter verblümten, bilderreichen Worten notwendig ein schwanker, schiefer Sinn liegen muß? daß niemand richtig und bestimmt denken kann, als wer sich des eigentlichsten, gemeinsten, plattesten Ausdruckes bedienet? daß, den kalten, symbolischen Ideen auf irgend eine Art etwas von der Wärme und dem Leben natürlicher Zeichen zu geben suchen, der Wahrheit schlechterdings schade?
Wie lächerlich, die Tiefe einer Wunde nicht dem scharfen, sondern dem blanken Schwerte zuschreiben! Wie lächerlich also auch, die Überlegenheit welche die Wahrheit einem Gegner über uns gibt, einem blendenden Stile desselben zuschreiben! Ich kenne keinen
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