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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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gutem Willen ich bereits in meiner Duplik alle mögliche Gerechtigkeit erwiesen habe. Sie wissen nun ohne Zweifel, Herr Pastor, daß damals, als Sie mich auffoderten, auf diese Unterredungen zu antworten, ich bereits darauf geantwortet hatte. Die Reihe zu reden, ist nun an Ihnen; und es soll mich verlangen, wie weit es Ihre Exegetik treiben wird, das Wort GOttes in den Augen vernünftiger Menschen lächerlich zu machen. Es soll mich verlangen, aus welchen Gründen, mit welcher Stirne, Sie die unverdauten Einfälle eines vermutlichen Laien, wie mein Nachbar ist, den weit bessern Antworten vorziehen werden, die auf die Einwürfe meines Ungenannten schon vorhanden waren.-
    Das zweite dieser Werke ist des Herrn Mascho Verteidigung der christlichen Religion: oder, wie ich lieber sagen möchte, die Verteidigung der christlichen Religion des Herrn Mascho. Denn wahrlich die Verteidigung ist nicht so sehr sein eigen, als die Religion, die er verteidiget. Und was? diese hätten Sie gelesen gehabt, Herr Pastor, ganz gelesen gehabt, als Sie das 71stemal dieses Jahr in Ihr Horn stießen? – Ja?
    So kann es denn das Publikum nicht zeitig genug erfahren, wie mancherlei Maß und Gewichte Goeze und Compagnie in Hamburg haben!
    Es tut mir leid, daß ich dieses sonst gute Haus so blamieren muß. Aber warum braucht es auch sein richtiges volles Gewicht nicht wenigstens gegen seine alten Freunde? Warum will es mit seinem richtigen vollen Gewichte sich nur erst Freunde machen, aber nicht erhalten?
    Armer Mascho, lassen Sie den neidischen Mann, der alle Handlungen einzig in seine Kanäle lenken will, nur erst mit mir fertig sein. Er wird Sie schon auch nach Hause leuchten. Itzt tut er mit Fleiß, als ob er nicht merkte, auf welcher Seite Sie hinken. Er braucht Hülfe: Tros Rutulusue fuat – Seine Partie muß sich wenigstens in den Zeitungen immer vergrößern. Aber warten Sie nur!
    Doch ist es nicht unschicklich, in einem Briefe einen andern anzureden, als den, an welchen der Brief gestellet ist? Ich wende mich also wieder zu Ihnen, Herr Pastor, und frage Sie nochmals: haben Sie des Herrn Mascho Verteidigung, welche Sie so rühmen, wirklich gelesen?
    Wirklich? – Nun so ist es erwiesen, Herr Pastor, was ich Ihnen Schuld gebe. Sie haben mancherlei Maß und Gewicht, welches dem Herrn ein Greuel ist. Mit einem andern bevorteilen Sie mich: mit einem andern bedienen Sie den Herrn Mascho. Wovor Sie bei mir andere warnen, das preisen Sie bei ihm andern an. Die nämlichen Species, die Sie nach meiner Verschreibung als gefährlich und tödlich nicht administrieren wollen, verkaufen Sie auf sein Recipe, in der nämlichen Quantität, oder in einer noch bedenklichern, als höchst unschuldig und heilsam.
    Oder das Ding, Herr Pastor, in Ihrer sinnreichen Metapher des strohernen Schildes auszudrücken: Herr Mascho streitet schlechterdings unter dem nämlichen strohernen Schilde, mit welchem Sie mich der Welt so lächerlich und verdächtig gemacht haben. Wie kömmt es denn, daß dieses stroherne Schild nur an meinem Arme schlimmer als keines ist? an seinem aber für eine gar hübsche taugliche Waffe passieren muß?
    Nämlich: behauptet nicht auch Herr Mascho, (S. 10) daß die Bibel zwar eine Offenbarung enthält, aber keine ist?
    Unterscheidet nicht auch Herr Mascho (S. 249) den Buchstaben von dem Geiste der Bibel?
    Lehret nicht auch Herr Mascho, (S. 202) daß die Religion eher gewesen, als die Bibel?
    Und sind denn das nicht die drei Sätze, um welche der Herr Pastor den Tanz mit mir angefangen?
    Sie können nicht sagen, Herr Pastor, daß Sie diese Sätze bei ihm nicht gefunden. Denn sie stehen nicht allein mit deutlichen Worten da: sondern alles, alles, was Herr Mascho sagt, bezieht sich, gründet sich darauf.
    Ja noch mehr: eben diese Sätze, die ich für bloße Betrachtungen gebe, mit welchen sich diejenigen beruhigen können, die sich an dem Christentume ohne Theologie begnügen wollen, oder begnügen müssen; eben diese Sätze macht Herr Mascho zu Grundsätzen, nicht des Christentums, sondern der Theologie.
    Denn das ganze System von Inspiration, welches Sie annehmen, Herr Pastor; in dessen Geiste Sie die uns gemeinschaftlichen, aber nicht zu einerlei Absicht gemeinschaftlichen Sätze, bei mir anfeindeten: was ist es dem Herrn Mascho? – Was es mir bei weiten noch nicht ist.
    Es ist ihm eben das, was meinen Ungenannten in den Naturalismus gestürzt hat. Es ist ihm das, was jeden nicht besser organisierten Kopf, als meinem Ungenannten zu Teil

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