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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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alle sieben Tage, was Sie nur einen Tag in der Woche tun sollten. Sie schwatzen, verleumden und poltern: für Beweis und Eviktion mag die Kanzel sorgen.
    Und die einen so infamierenden Titel führet, – was enthält diese Goezische Scharteke? Nichts enthält sie, als elende Rezensionen, die in den freiwilligen Beiträgen schon stehen, oder wert sind darin zu stehen. Doch ja; sie enthält auch einen zum drittenmale aufgewärmten Brei, den ich längst der Katze vorgesetzt habe. Und dennoch sollen und müssen sich des Herrn Hauptpastors liebe Kinder in Christo diesen beschnuffelten, beleckten Brei wieder in den Mund schmieren lassen.
    Ist es von einem rechtschaffenen Gelehrten, – ich will nicht sagen, von einem Theologen – begreiflich, daß er, unter einem solchen Titel, widerlegte Beschuldigungen nochmals in die Welt schickt, ohne auf ihre Widerlegung die geringste Rücksicht zu nehmen? – »So hat er denn wohl von dieser Widerlegung nichts gewußt?« – O doch! Er weiß sehr wohl, daß sie vorhanden ist; er hat davon gehört: nur gelesen hat er sie noch nicht, und nach dem Feste wird es sich zeigen, ob er es für nötig findet, darauf zu antworten. –
    Und inzwischen, Herr Hauptpastor, inzwischen haben Sie dennoch die Grausamkeit, Ihre Beschuldigungen zu wiederholen? in diesem geschärften Tone zu wiederholen? – Also sind Sie allwissend? Also sind Sie untrieglich? – Also kann schlechterdings in meiner Wiederlegung nichts stehen, was mich in einem unschuldigern Lichte zeigte? was Sie einen Teil Ihrer Klage zurück zu nehmen, bewegen könnte? Also, wie Sie eine Sache einmal ansehen, so, vollkommen so, sind Sie gewiß, daß Sie dieselbe von nun an bis in Ewigkeit ansehen werden?
    In diesem einzigen Zuge, Herr Hauptpastor, stehen Sie mir ganz da, wie Sie leiben und leben. Sie haben vor dem Feste nicht Zeit, die Verteidigung des Beklagten zu hören. Sie wiederholen die Anklage, und schlagen seinen Namen getrost an Galgen. Nach dem Feste, nach dem Feste, werden Sie schon sehen, ob auf seine Verteidigung der Name wieder abzunehmen ist, oder nicht!
    Gegen einen solchen Mann wäre es möglich, die geringste Achtung beizubehalten? – Einem dritten: vielleicht. Aber nicht dem, nach dessen Kopfe diese Steine zielen. Gegen einen solchen Mann sollte es nicht hinwiederum erlaubt sein, sich aller Arten von Waffen zu bedienen? Welche Waffen können meuchelmörderischer sein, als sein Verfahren ist?
    Gleichwohl, Herr Hauptpastor, befürchten Sie von mir nur nicht, daß ich die Grenzen der Wiedervergeltung überschreiten werde. Ich werde diese Grenzen noch lange nicht berühren, wenn ich von Ihnen auch noch so höhnend, auch noch so verachtend, auch noch so wegwerfend schreibe. Sie können einen ungesitteten Gegner vielleicht an mir finden: aber sicherlich keinen unmoralischen.
    Dieser Unterschied, zwischen ungesittet und unmoralisch, der sehr wichtig ist, obgleich beide Wörter, ihrer Abkunft nach, vollkommen das nämliche bedeuten müßten, soll ewig unter uns bleiben. Nur Ihre unmoralische Art zu disputieren, will ich in ihr möglichstes Licht zu setzen suchen, sollte es auch nicht anders, als auf die ungesitteteste Weise geschehen können.
    Itzt ist mein Bogen voll; und mehr als einen Bogen sollen Sie auf einmal von mir nicht erhalten. Es ist erlaubt, Ihnen den Eimer faulen Wassers, in welchem Sie mich ersäufen wollen, tropfenweise auf den entblößten Scheitel fallen zu lassen.
    { ‡ }
Anti-Goeze
Dritter
    Avolent quantum volent paleae levis fidei quocunque afflatu tentationum, eo purior massa frumenti in horrea domini reponetur.
    Tertulli.
    Also: – »meine mittelbaren und unmittelbaren feindseligen Angriffe auf die christliche Religion.«
    Nun dann! So hält Hr. Goeze doch wenigstens einen Spruch im Neuen Testament für nicht eingegeben, für nicht göttlich; sondern für eine bloße menschliche gute Lehre, von welcher er Ausnahmen nach Gutdünken machen darf. Verdammet nicht, so werdet ihr auch nicht verdammt!
    Zwar nein! Er selbst verdammt ja nicht. Er wiederholt nur die Verdammung, welche der h. Geist ausgesprochen. Er hat bloß die Ehre und das Vergnügen, den Herren Basedow, Teller, Semler, Bahrdt, den Verfassern der Allgemeinen Bibliothek, und meiner Wenigkeit, die Verdammung anzukündigen. Denn da stehts! Wer nicht gläubt, der wird verdammt! – Ihm nicht glaubt; nicht gerade das nämliche glaubt, was er glaubt – wird verdammt!
    Warum sollte er also nicht, trotz seines fleißigen Verdammens, welches ja

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